Sternschanze. Der Schauspieler Adam Bousdoukos hat mit seinem Bruder und drei Freunden ein Geschäft mit Spezialitäten aus aller Welt eröffnet.

Furchtbar eng war es immer in dem alten grünen Passat, wenn die Brüder Adam, Timoteos und Christos damals, in den 70er-Jahren, mit ihren Eltern aus dem Griechenland-Urlaub zurückkehrten. Denn zusätzlich zum Gepäck war der Wagen dann bis unters Dach vollgestopft mit Oliven, Öl, Schafskäse, Wassermelonen, Tomaten, Meersalz und Gebäck aus dem Heimatland der Eltern.

Dennoch ist es eine der liebsten Kindheitserinnerungen von Schauspieler Adam Bousdoukos. „Gutes Essen war schon immer meine Leidenschaft“, sagt der „Soul Kitchen“-Star. Unter anderem deshalb betrieb er ein paar Jahre lang eine griechische Taverne im quirligen Ottensen – die er 2009 schweren Herzens aufgab. „Schauspielerei und Gastronomie, das war zu viel Arbeit“, so der 41-Jährige. „Obwohl ich es geliebt habe, leckere Gerichte zu servieren.“ Auch das Beisammensein mit Gästen und Freunden, die manchmal nur auf ein Glas Wein vorbei kamen, mochte er sehr. Jetzt hat er wieder einen kulinarischen Treffpunkt geschaffen. Mit Bruder Timo und Freunden eröffnete er vor einigen Tagen an der Schanzenstraße den Feinkost-Laden „Bock Drauf“.

Idee zum Feinkosthandel kam bei einer Familienfeier

Griechen liegt die Geselligkeit im Blut. Deshalb trifft sich die Großfamilie Bousdoukos jeden Sonntag und zusätzlich an Geburtstagen. Häufig sind auch gute Freunde mit dabei. Es war auf einer solchen Feier bei ihrer Mutter Vassiliki in Altona, als die Idee zu dem Projekt geschmiedet wurde, das die Kindheitserinnerungen der Brüder, die beruflichen Kompetenzen ihrer Freunde und die gemeinsame Leidenschaft für gutes Essen perfekt vereint. Der Name „Bock Drauf“ war schnell gefunden – schließlich hatte jeder von ihnen an dem Abend mehrfach mit diesen Worten sein Interesse an der Idee bekundet. Auch ein passender Laden wurde gefunden und liebevoll eingerichtet. Angeboten werden exklusive Produkten aus aller Welt: Trockenfrüchte und Nüsse, Kräuter und Gewürze, Kaffee, Marmelade und Gebäck, Pasta und Pesto, Wein und edle Biere, Pasteten und Olivenöl.

Gerade hat Adam Bousdoukos mit Rainer Maria Herbst den Film „Highway to Hellas“ gedreht, der die Griechenlandkrise auf die Schippe nimmt und am 6. August in die Kinos kommt. Aktuell arbeitet er für mehrere Fernsehproduktionen mit sowie an einem Kinderfilm seines Freundes Fatih Akin. Demnächst wird er mit der Band Amane ein erstes Album mit griechisch-orientalischem Rock rausbringen.

Trüffel-Pesto oder Cashewnüsse mit Honig

Und außerdem ist da noch seine Familie: seine Frau Michaela , die zweijährigen Zwillinge Jason und Nafeli sowie der vierjährige Manos. Doch wann immer es geht, will Adam Bousdoukos im kleinen Laden an der Schanzenstraße stehen. „Ich will den Leuten nicht unbedingt etwas verkaufen, sondern ihnen Produkte zeigen, die sie vielleicht noch nicht kennen“, so der Schauspieler. Er staune selber manchmal darüber, was es für Geschmackserlebnisse gebe. Trüffel-Pesto oder Cashewnüsse mit Honig – der kleine Laden ist voll davon.

Auch Timo Bousdoukos, eigentlich Mitarbeiter einer Hamburger Reederei, hat ein Faible für Produkte aus fremden Ländern. „Ich bin aus beruflichen Gründen viel herumgekommen und habe immer Lebensmittel als Souvenirs mitgebracht“, sagt der 45-Jährige. Schon als Kind habe ihn ein besonderer Geschmack faszinieren können – etwa der mineralische von Meersalz, oder der von Olivenöl, das je nach Sorte immer unterschiedlich schmeckt.

Jeder der fünf befreundeten Geschäftspartner bringt sich mit seinem ganz persönlichen Wissen ein. Während sich die griechischen Brüder mit mediterranen Produkten auskennen und die Lieferanten aussuchen, ist Valentin Braun Spezialist für Lebensmittel aus Mittel- und Südamerika. Der 30-Jährige gründete vor drei Jahren mit dem Honorarkonsul von Mexiko und der Hamburger Wirtschaftsförderung eine Plattform für kleine und mittlere Unternehmen aus Lateinamerika. Seine Freundin, Dilara Schroeder, hat zwar an der Hochschule für Musik und Theater studiert. Bei Bock Drauf ist die 30-Jährige Managerin und Pressesprecherin. Denn das Thema ihrer Bachelor-Arbeit „Effiziente Zusammenarbeit im Theater“ lässt sich auch auf einen Feinkost-Laden übertragen.

Und dann ist da noch Amir Shiraze, 31. Er stammt aus einer persischen Importeursfamilie, die schon lange in Hamburg ansässig ist – aber auch in anderen deutschen Städten, den USA, Österreich und dem Iran. Er weiß, wo man die besten Pistazien, die reinsten Gewürze und die leckersten Trockenfrüchte beziehen kann und ist derjenige, der vor Ort die Stellung hält.

Noch ist Bock Drauf ein kleiner, aber sehr liebevoll eingerichteter Laden. Obwohl sie ihn nur für drei Monate mieten konnten, wurde viel Mühe und Geld in seine Gestaltung investiert. Doch Bock Drauf soll Karriere machen und als „Concept Store“-Modell sein für ein Franchise-Konzept. „Es gibt schon Anfragen aus ganz Deutschland“, freuen sich Adam und Timo Bousdoukos. Demnächst wollen sie ihre feine Kost auch im Internet anbieten – dort sind sie bislang aber nur bei Facebook zu finden.