Die Männer stammen aus Tunesien und Marokko. Gegen einen läuft ein Auskunftsersuchungsverfahren in Norwegen. Im Fall des Hamburger Anschlag besteht laut Staatsanwaltschaft „kein dringender Tatverdacht“.
Hamburg. Die Polizei hat am Montagvormittag die beiden Verdächtigen freigelassen, die nach dem Brandanschlag auf die „Hamburger Morgenpost“ festgenommen worden waren. Es bestehe kein dringender Tatverdacht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem Abendblatt.
Ein Tatverdacht konnte letztlich auch nach ersten kriminaltechnischen Untersuchungen nicht erhärtet werden, teilte die Polizei am Montag mit. Die Tatverdächtigen wurden nach ihrer erkenntnisdienstlichen Behandlung entlassen, die Ermittlungen des Staatsschutzes dauern an. Nach Informationen des Abendblatts handelt es sich um einen Tunesier und einen Marokkaner. Gegen einer der Männer aus Tunesien läuft ein Auskunftersuchungsverfahren der Polizei in Norwegen.
Unbekannte hatten in der Nacht zum Sonntag nach Erkenntnissen der Polizei von einem Hinterhof aus mehrere Steine und mindestens einen Brandsatz in das Archiv der Boulevardzeitung geworfen. Da sich keine Menschen in dem Haus aufhielten, wurde niemand verletzt. Akten und Zeitungsausgaben verbrannten aber.
Kurz nach dem Anschlag, der international Empörung und Solidaritätsbekundungen für die Zeitung auslöste, nahm die Polizei zwei Männer fest, die zuvor wenige Hundert Meter vom „Mopo“-Gebäude entfernt vor Beamten davongelaufen waren. Ob sie mit der Brandstiftung im Zusammenhang stehen, untersuche der Staatsschutz, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Die „Mopo“ hatte nach dem Terroranschlag in Paris islamkritische Karikaturen des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ auf ihrer Titelseite mit der Schlagzeile nachgedruckt: „So viel Freiheit muss sein!“. Ob die Brandstiftung politisch motiviert war, wird nun untersucht. Am Montag titelte das Blatt: „Wir bleiben Mopo!“
Die kriminaltechnischen Untersuchungen dauerten am Montag noch an. DNA-Untersuchungen könnten noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Die Ermittler baten mögliche Zeugen erneut um Hinweise. „Es gibt keine heiße Spur“, sagte die Polizeisprecherin. Auch ein Bekennerschreiben sei nicht aufgetaucht. Die Ermittler rufen dazu auf, verdächtige Beobachtungen dem Landeskriminalamt unter Telefon 040/4286-56789 zu melden.
„Es ist nicht auszuschließen, dass der Anschlag im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ereignisse in Frankreich steht“, sagte Polizeisprecher Mirko Streiber am Sonntagabend. „Wir haben aber dafür zurzeit keine konkreten Hinweise.“
Die Zeitung erhielt auch am Montag noch Solidaritätsadressen von Politikern und Verbänden. „Gewalt darf in Deutschland kein Mittel der Auseinandersetzung mit missliebigen Meinungen oder Veröffentlichungen werden“, sagte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. „Gewalt gegen Redaktionen ist immer auch ein Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit und damit auch auf eine demokratisch verfasste Gesellschaft“, erklärte die Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Marina Friedt.