Die Leinenpflicht ist auch in Altona gefallen. Das hat Auswirkungen auf ganz Hamburg. Es gibt nur sieben Kontrolleure, die Hundeführerscheine überprüfen. „Ein Schlag ins Gesicht für alle mit Angst vor Hunden.“

Hamburg. Altona hat beschlossen, dass Hunde im Bezirk frei laufen dürfen - wenn ihr Herrchen oder Frauchen mit ihnen einen Hundeführerschein gemacht haben. Auch abseits der bisherigen Freilaufflächen müssen die Tiere dann nicht mehr angeleint werden.

Bislang liegt der Fall laut Eva Botzenhart von den Grünen in Altona so: „Es gibt viel zu wenige Hundesauslaufflächen, deswegen lassen die Leute ihre Hunde einfach illegal frei laufen. Durch die neue Regelung wollen wir einen Anreiz schaffen, einen Hundeführerschein zu machen.“ Botzenhart ist selbst Hundebesitzerin und hat den Antrag in die Bezirksversammlung eingebracht.

Ändern wird die neue Regelung aber wohl wenig: Um zu kontrollieren, ob wirklich nur Menschen mit Hundeführerschein ihre Tiere ohne Leine laufen lassen, fehlt das Personal. Der früher dafür zuständige Bezirkliche Ordnungsdienst (BOD) wurde abgeschafft. Jetzt gibt es den Hundekontrolldienst, der im Bezirk Mitte angesiedelt ist, aber für alle Bezirke zuständig ist. Konkret: Sieben Mitarbeiter sind zuständig, die Führerscheine in Altona, Harburg, Wandsbek und Hamburg-Nord, die die gleiche Regelung haben, zu kontrollieren.

Im Bezirksamt Mitte heißt es, diese Mitarbeiter würden zwar Streife laufen, meistens liefe es jedoch so, dass Leute anrufen, sich über frei laufende Hunde beschwerten und der Dienst dann „anlassbezogen“ ausrückt, um zu kontrollieren. Diese Mitarbeiter sind neben den Kontrollen auch für entlaufene Hunde zuständig und müssen kommen, wenn beispielsweise Hunde in Wohnungen heftig bellen und die Polizei die Wohnungen nicht alleine betreten will.

"Wir werden es jetzt auch nicht kontrollieren können“

Botzenhart setzt erst einmal auf den guten Willen der Hundebesitzer. Was die konkrete Durchführung betrifft, ist sie jedoch realistisch: "Wir werden es jetzt auch nicht kontrollieren können, das ist Fakt“. Für den Führerschein muss man in einer dafür lizenzierten Hundeschule eine Prüfung bestehen, das Verbraucherschutzamt stellt dann den Führerschein aus.

Von der neuen Regelung ausgenommen sind Blumenbeete, Spielplätze und Spielwiesen, Liegewiesen, Untergehölz und Biotope sowie Naturschutzgebiete. Dort dürfen auch Hunde mit Hundeführerschein nicht frei laufen. Dies betrifft außerdem den Schulgarten des Volksparks, Feldmarken und Grünanlagen in Sternschanze, Altona-Altstadt und Ottensen.

Für den Elbstrand gilt die Regelung, dass zunächst einmal weiter Leinenpflicht besteht. Ein Runder Tisch soll dann weitere Regelungen erarbeiten, denn gerade in diesem Bereich laufen viele Hunde. Jogger und Familien mit Kindern fühlen sich oft belästigt.

Genau dieser Runde Tisch sorgte in der Bezirksversammlung für Aufregung. Nachdem der Antrag am Donnerstagabend mit den Stimmen von CDU (eine Gegenstimme), FDP, AfD und Grünen (SPD stimmte geschlossen dagegen) angenommen wurde, meldete sich Andreas Bernau von der SPD Altona zu Wort. Er monierte, dass eigentlich vereinbart war, dass sich zunächst ein Runder Tisch mit der Lage in ganz Altona befasst und gemeinsam mit allen Parteien wie Bürgern, Hundelobby und anderen an einer Lösung arbeitet.

Runder Tisch sollte Lösung für ganz Altona erarbeiten

Er sei deshalb sehr überrascht gewesen, dass die Grünen den Antrag einreichen, „ohne abzuwarten, was der Runde Tisch erarbeitet. Da wäre dann eine Lösung herausgekommen, die alle Parteien gut finden“, so Bernau. Nun jedoch sei die Entscheidung „ein Schlag ins Gesicht aller, die Respekt vor Hunden haben.“

Schließlich sei - abgesehen davon, dass man es schlecht kontrollieren kann – ein Hundeführerschein auch keine Garantie, dass der Hund beispielsweise nicht auf ein Kind losgeht. Die SPD bleibt deshalb auf dem Standpunkt, dass man lediglich mehr Hundeauslaufflächen einrichten müsste - im Rest des Bezirks jedoch Leinenpflicht bestehen sollte. „Ich habe außerdem ausgerechnet, dass es bis jetzt schon Flächen von insgesamt 60 Fußballfeldern in Altona gibt, auf denen Hunde frei laufen dürfen“, so Bernau.

Für ihn geht es vor allem darum, dass große Teile der Bevölkerung belästigt und eingeschränkt werden: „Ich habe mir die Situation am Falkensteiner Ufer an der Elbe angeschaut, das wird überwiegend von Hunden und nicht mehr von Familien und Kindern genutzt. Es gibt Leute, die da gar nicht mehr hingehen.“

Es dürfe schließlich nicht sein, dass die Allgemeinheit so eingeschränkt werde, nur damit Hunde an jeder Ecke frei laufen dürfen, so Bernau. „Da wurde einfach etwas, was illegal gemacht wurde, plötzlich legalisiert.“