Viele Hundebesitzer im Kreis Pinneberg werden vermutlich bald einen Hundeführerschein machen müssen. Die FDP im Kieler Landtag plant eine Gesetzesänderung, die Anfang 2015 in Kraft treten könnte.
Pinneberg/Elmshorn. Viele Hundebesitzer im Kreis Pinneberg werden vermutlich bald eine Prüfung zum Hundeführerschein ablegen müssen. Die FDP im Kieler Landtag plant eine Gesetzesänderung, die Anfang 2015 in Kraft treten könnte – SPD und Grüne haben bereits Zustimmung signalisiert.
Vorbild für die schleswig-holsteinische Initiative ist das niedersächsische Hundegesetz, das im Juli dieses Jahres eingeführt wurde. Nach diesem Gesetz müssen alle Hunde gechipt, haftpflichtversichert und in einem zentralen Hunderegister angemeldet werden. Die Hundeführerscheinprüfung besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil und kann bei jeder von der Gemeinde anerkannten Institution – Verein, Hundeschule, Tierarzt – abgelegt werden. Themen sind Hundehaltung, Erziehung, Pflege, Tierschutzbestimmungen, Physiologie, Leinenführigkeit, Grundgehorsam und Sozialverhalten.
Der theoretische Teil der Prüfung muss vor der Anschaffung des Hundes erfolgen. Den praktischen Teil muss der Hundehalter innerhalb des ersten Jahres nach dem Hundekauf ablegen. Befreit von der Hundeführerscheinpflicht sind alle Hundebesitzer, die in den vergangenen zehn Jahren mindestens zwei Jahre durchgehend einen Hund ohne Probleme gehalten haben sowie Tierärzte, Jäger und Tierheimbetreiber. Familienmitglieder benötigen keinen eigenen Hundeführerschein, um etwa mit dem Hund spazieren zu gehen – die Haftung übernimmt der eingetragene Halter.
Die praktische Prüfung kostet bis zu 200 Euro
Der theoretische Test umfasst 35 Fragen nach dem Multiple-Choice-Prinzip. Er kostet in Niedersachsen 14 Euro und kann beliebig oft wiederholt werden. In der praktischen Prüfung müssen Alltagssituationen gemeistert werden. Sie kostet rund 200 Euro.
Die Behörden im Kreis Pinneberg stehen den Gesetzentwürfen aus Kiel mit gemischten Gefühlen gegenüber. „Jede Ausbildung hilft dem Besitzer“, sagt Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg. „Aber ich befürchte, dass ein Hundeführerschein mehr Verwaltungsaufwand für die Stadt Pinneberg bedeutet – ein Aufwand, der nicht im Verhältnis zum Ergebnis stehen wird. Denn ein Hundeführerschein bewirkt nicht unbedingt eine Verhaltensänderung bei den Hundehaltern.“
Elmshorns Erster Stadtrat und designierter Bürgermeister Volker Hatje ist selbst Besitzer eines Labrador Retrievers. Er hielt den Hundeführerschein erst für einen verspäteten Aprilscherz. „Ich finde es völlig überzogen, dass wir jede Situation des Lebens reglementieren wollen“, sagt Volker Hatje. Seiner Ansicht nach würde es reichen, ein Faltblatt an Hundebesitzer auszuhändigen. „200 Euro für eine praktische Prüfung halte ich für völlig überzogen.“ Wichtig sei aber, so Hatje, dass jeder Hundehalter beim Gassigehen einen Gassibeutel dabei habe, denn fast nichts ärgere die Bürger mehr als die Hundehinterlassenschaften auf den Bürgersteigen.
Hundeführerschein sorgt für Aufklärung bevor es ernst wird
Elmhorns Tierheimleiterin Anke Darius hingegen findet einen Hundeführerschein „nicht schlecht, damit die Hundehalter sich Grundkenntnisse aneignen, wenn sie einen Hund bekommen. Ein Hundeführerschein sorgt für Aufklärung, bevor es ernst wird.“ 200 Euro für eine praktische Führerscheinprüfung sei jedoch viel zu viel. „Das kann Hundefreunde davon abhalten, sich einen Hund anzuschaffen.“
Peter Dorendorf, Tierschutzbeauftragter des Tierschutzvereins Pinneberg und Umgebung, hält 200 Euro auch für unangemessen. „Die Idee eines Hundeführerscheins ist richtig. Es muss aber jedem Hundehalter freigestellt sein, wo er die Prüfung macht. Ich bin auch für eine Wiederholungsprüfung, wenn man in den vergangenen 15 Jahren einen Hund hatte. Wichtig ist, dass der Hund einen Boss braucht.“
Auch Pinnebergs Hundebesitzer halten die Prüfungsgebühr von 200 Euro für überzogen. Dagmar Bartels findet den Hundeführerschein „grundsätzlich gut. Aber wenn eine alte Dame einen alten Hund aus dem Tierheim holt, habe ich Zweifel, ob Hund und Halterin noch in der Lage sind, einen Führerschein zu machen“.