Vandalismus oder gezielter Bronzediebstahl: Ringelnatz-Skulptur des Künstlers Peter Schröder war erst im Mai aufgestellt worden. Täter hatten die Hinterteile und die Köpfe der Ameisen gestohlen.
Hamburg. Zehn Wochen gab es sie wirklich, die zwei Ameisen „bei Altona, auf der Chaussee“, denen Joachim Ringelnatz einst ein Gedicht gewidmet hatte. Erst am 8. Mai hatte die Alfred-Toepfer-Stiftung in Erinnerung an jene bekannten Verse an der Elbchaussee/Ecke Liebermannstraße zwei bronzene Ameisen enthüllt. Doch jetzt ist die Plastik verstümmelt worden.
Die noch unbekannten Täter haben die Hinterteile und die Köpfe der Ameisen gestohlen. Bronze gilt bei Metalldieben als begehrte Beute, auch wenn es für das Kilogramm bei Schrotthändlern nur wenige Euro gibt. Erst im Januar hatten Diebe auf dem Friedhof Ohlsdorf eine 100 Jahre alte Löwen-Bronze vom Familiengrab der Tierparkdynastie Hagenbeck gestohlen. Um ein Vielfaches höher als der reine Sachwert der Bronzelegierung ist der künstlerische Wert solcher Skulpturen. Im Fall der Ameisen geht Ansgar Wimmer, Vorsitzender der Alfred-Toepfer-Stiftung, von rund 1500 Euro Schaden aus – der Materialwert der gestohlenen Bronze hingegen liegt bei höchstens 50 Euro.
Die Plastik stammt vom holsteinischen Künstler Peter Schröder, der die Ameisen aus Bronze gefertigt und auf eine Granitplatte gesetzt hatte. Darunter ist das Gedicht auf einer Kupferplatte eingraviert. Das Denkmal habe „viel freundliche und schmunzelnde Resonanz in der Stadt und der Nachbarschaft erzeugt, immer wieder konnte man insbesondere Eltern oder Großeltern mit Kindern davor sehen, die das Gedicht aufsagten“, sagt Wimmer. Am Mittwochnachmittag habe ihn ein Anwohner informiert, dass den Tieren Kopf und Hinterteil fehlen. Vermutlich hatten die Täter die fest verschraubten und sogar zusätzlich verklebten Teile mit hohem Kraftaufwand abgeschraubt. Wimmer erstattete darauf bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahls und Sachbeschädigung. „Natürlich war uns bei der Aufstellung der Skulptur bewusst, dass Kunst im öffentlichen Raum immer gefährdet für Vandalismus ist und dieser Tage es auch Spezialisten auf Edelmetalle abgesehen haben. Wir hatten aber die Hoffnung, dass wegen des belebten Ortes, der beschränkten Masse an eingesetztem Edelmetall und der freundlichen Natur der Skulptur diese vielleicht verschont bliebe. Das ist in enttäuschender Weise nicht der Fall.“
Für Hinweise auf die verschwundenen Bronzeteile setzt die Stiftung eine Belohnung von 500 Euro aus. Sachdienliche Hinweise nimmt auch die Polizei, Telefon 428656789, entgegen.