100 Jahre „wachte“ die Bronzeplastik von Carl Hagenbecks Lieblingslöwen Triest über das Familiengrab auf dem Friedhof Ohlsdorf
Ohlsdorf. Bislang unbekannte Täter haben auf dem Friedhof Ohlsdorf die 100 Jahre alte Löwen-Bronze vom Familiengrab der Tierparkdynastie Hagenbeck gestohlen. Die Tat wurde am Dienstagmorgen entdeckt. Bei der lebensgroßen Skulptur handelt es sich um eine Nachbildung von Carl Hagenbecks Lieblingslöwen „Triest“. Das Tier, so die Geschichte, hatte Carl Hagenbeck das Leben gerettet, indem er sich zwischen den Tierparkgründer und angreifende Raubkatzen warf, die sich auf Hagenbeck stürzen wollten, nachdem der im Gehege gestolpert und hingefallen war.
Die Kripo hat die Ermittlungen übernommen. Einen konkreten Hinweis auf die Täter gibt es nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass Buntmetalldiebe die Skulptur gestohlen haben.
Es ist nicht der erste Diebstahl dieser Art auf dem Friedhof Ohlsdorf. 2011 wurde eine lebensgroße rund 600 Kilogramm schwere Frauenstatue aus Bronze von einem Familiengrab gestohlen. Auch die 1968 vom Künstler Richard Steffen geschaffene Bronzefigur „Der Redner“, die im Ehrenhain der Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten stand, wurde Opfer von Dieben. An der Alster war es die Eurydike-Figur, die von Dieben abgesägt wurde. Nur die Füße der 13.000 Euro wertvollen Plastik blieben zurück. Sie hatte rund 50 Jahre an ihrem Platz gestanden.
Die Skulpturen tauchten nie wieder auf. In der Regel werden sie zerkleinert, um möglichst unkenntlich zu sein. Das Metall wird zum tagesaktuellen Preis an Schrotthändler verhökert. Die Skulptur des Hagenbeck-Löwen hat einen Wert von rund 100.000 Euro. Das gilt für das etwa 250 Kilogramm schwere Kunstwerk. Die Diebe dürften ein Bruchteil dafür bekommen. Der aktuelle Ankaufspreis für ein Kilo Bronze lag am Dienstag bei knapp über 4 Euro.