Nach dem Hagenbeck-Löwen der nächste Fall. Ermittler gehen von Profi-Dieben aus
Ohlsdorf. Erneut sind vom Friedhof Ohlsdorf wertvolle Bronzestatuen gestohlen worden – und zwar gleich zwei Werke des 1917 gestorbenen Künstlers und Bildhauers Auguste Moreau. Offenbar waren professionelle Diebe am Werk. „Es handelt sich um die etwa 1,80 Meter hohe Bronze ‚Die Venus in der Muschel’ und das 1,25 Meter hohe Werk ‚Am Brunnen vor dem Tore’“, sagte Hauptkommissar Frank Theophil. Ermittler gehen davon aus, dass die Täter ein größeres Fahrzeug, vermutlich einen Transporter, benutzt haben, um die beiden Kunstwerke abzutransportieren, deren Wert mit 18.000Euro beziffert wird.
Der Diebstahl der beiden Skulpturen war am 30. März bemerkt worden. Wann sie genau entwendet wurden, ist noch ungeklärt. Zuletzt waren die beiden Bronzen am 30. Oktober vergangenen Jahres gesehen worden. Bereits Anfang Januar war vom Friedhof Ohlsdorf die Bronze des Löwen Triest vom Familiengrab der Hagenbecks gestohlen worden. Triest war der Lieblingslöwe von Tierparkgründer Carl Hagenbeck gewesen. Das Tier soll dem Zoodirektor einmal das Leben gerettet haben, als er in einem Gehege des Tierparks von Raubkatzen angegriffen wurde. Triest habe sich dazwischengeworfen und Carl Hagenbeck geschützt, so lautet die Erzählung.
100 Jahre lang hatte der 250 Kilo schwere, schlafende Bronzelöwe das Familiengrab bewacht, von dem schon ein Jahr zuvor das Bronzetor gestohlen worden war. Der Wert wurde mit rund 100.000 Euro beziffert. Auf dem Friedhof Ohlsdorf werden seit Jahren vergleichbare Taten begangen. Die Bronzeskulptur „Der Redner“ aus dem Ehrenhain der Widerstandskämpfer wurde ebenso gestohlen wie eine 600Kilogramm schwere Bronze von einem Familiengrab. Bei der Polizei geht man davon aus, dass Buntmetalldiebe die Skulpturen gestohlen haben. Sie sind ausschließlich auf das Metall aus, das sie bei Schrotthändlern verkaufen. Bezahlt wird nach Gewicht. Die Schäden sind im Gegensatz zu den Erträgen der Täter beträchtlich. Nicht nur auf dem Friedhof Ohlsdorf, sondern auch aus dem öffentlichen Raum werden immer wieder Bronzeplastiken gestohlen. An der Alster war es eine Skulptur der Eurydike, die in Beinhöhe einfach abgesägt wurde. Vor dem Ortsamt Rahlstedt wurde die Skulptur „Eva“ gestohlen.
Wieder aufgetaucht ist bislang erst eine auf diese Art gestohlene Bronzeplastik. Ein Schrotthändler hatte die Polizei alarmiert, als drei Rumänen einen Flamingo aus Bronze verkaufen wollten. Er war im vergangenen Januar in Billstedt von einem Schulgelände gestohlen worden.