Der Fährbetrieb auf der Elbe soll nach Meinung der Grünen deutlich ausgebaut werden. Eine Initiative aus Vereinen, Gastronomen und Prominenten macht sich für eine bessere Fähranbindung des Hamburger Westens stark.
Hamburg. Die Hamburger Grünen teilen die Einschätzung, dass sich auf den Wasserwegen der Elbe mehr tun muss und unterstützen damit eine entsprechende Initiative, die sich für eine Fähranbindung nach Blankenese ausgesprochen hat.
„Die westliche Elbe gleicht einem weißen Fleck auf der Landkarte“, teilte Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, am Freitag mit. „Dabei steckt in den Wasserwegen zwischen Cranz, Neuenfelde, Finkenwerder, Blankenese und Teufelsbrück viel Potenzial.“
Seine Parteikollegin Eva Botzenhart, stellvertretende Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung Altona, ergänzte: „Blankenese kann eine neue Fährverbindung gut gebrauchen.“ Besonders der Tourismus in den Elbvororten könne davon enorm profitieren.
Vor neun Jahren kappte der städtische Fährbetrieb Hadag die Linienverbindung von den Landungsbrücken nach Blankenese. Seit etwa zwei Jahren pendelt auch die Hadag-Fähre zwischen dem pittoresken Stadtteil und dem gegenüber liegenden Cranz nur noch unzuverlässig: Eine breit aufgestellte Interessengemeinschaft aus Bürger- und Kulturvereinen von beiden Elbufern, Gastronomen und Prominenten wie Komiker Otto Waalkes fordert daher jetzt wieder eine bessere Fähranbindung von Blankenese.
Am Donnerstag stellte die Initiative ihre Argumente und auch erste, private Ansätze für eine Renaissance der Personenschifffahrt auf der Niederelbe vor. „Wir wollen, dass Blankenese und Cranz, aber auch Buxtehude an der Este und das Alte Land wieder regelmäßig von Hamburg mit dem Schiff zu erreichen sind“, sagte die Initiatorin, Monika Lühmann, die in Blankenese ein Teehaus betreibt.
Gastronomen, aber auch regelmäßige Nutzer der Fähre nach Cranz schilderten ihre Problemen mit der Schiffsverbindung. Immer wieder fragten Touristen nach Schiffstouren ins Alte Land, seien irritiert, wenn sie nicht wieder zurückkämen, weil wieder einmal ein Schiff wegen ungünstiger Wasserstände ausfalle, hieß es. Die Ärztin Gudrun Schittek berichtete von Erfahrungen als Pendlerin: Sie wohnt in Cranz und hat die Praxis im gegenüber liegenden Blankenese. Oft seien in den vergangenen zwei Jahren Verbindungen ausgefallen, weil die Hadag Schiffe mit zu viel Tiefgang einsetzte. „Jeder Morgen wird da zum Abenteuer, als verlässliches Verkehrsmittel ist das kaum noch zu nutzen“, sagt sie.
Aber auch der Wegfall der Fährverbindung zwischen Blankenese und Landungsbrücken ist aus Sicht der Initiative ein großer Fehler. „Bei den wachsenden Touristenzahlen gibt es da ein riesiges Potenzial, das einfach nicht genutzt wird“, sagte Monika Lühmann. Der Anschluss des Stadtteils durch S-Bahn oder Busse sei da kein Ersatz: „Die Menschen, die nach Hamburg kommen, wollen das Wasser erleben – und eine der schönste Ecken können wir ihnen nicht zeigen.“
Im Jahr 2011 hatten die Blankeneser daher bereits einen Vorstoß gewagt und von der Hadag eine Wiederanbindung an die Innenstadt verlangt. Aktuelle Fahrgastprognosen ließen „jedoch kein ausreichendes Fahrgastwachstum für die Einführung eines regelmäßigen Fährbetriebs erwarten“, hieß es seinerzeit in einem Schreiben. Heute ist die Antwort schon weniger ablehnend: „Wir sind da gesprächsbereit“, sagte Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer dem Abendblatt. Sie wollen sich daher im Februar mit Vertretern der Initiative treffen.
Offenbar wird der Druck auf das zur Hochbahn gehörende Fährunternehmen stärker. Und das nicht nur durch die neue Blankeneser Interessengemeinschaft. So ist seit Kurzem auch ein privates Unternehmen dabei, die traditionsreiche Personenschifffahrt auf der Elbe neu aufzumischen. Der Kapitän und Reeder Sven Fischer will von April an mit seiner MS „Nordstern“ zumindest von Freitag bis Sonntag einen neuen Liniendienst mit zwei Abfahrten zwischen Hamburg, Lühe und Stade aufnehmen. Allerdings habe er von der Hamburger Hafenbehörde HPA nur einen Liegeplatz am Fischmarkt zugewiesen bekommen. Anders wäre die Situation mit einem festen Anlaufpunkt an den Landungsbrücken – im Zentrum und in Nähe der S- und U-Bahn. Dann, so sagte er am Donnerstag, wären auch eine Ausweitung des Liniendienstes und eine Anbindung von Blankenese wirtschaftlich möglich.
Aber auch im niedersächsischen Buxtehude am Rand des Alten Landes gibt es eine Initiative, die die Schifffahrt auf Este und Elbe wieder aufleben lassen will. Hintergrund: In diesem Jahr wird der Fluss, der bei Cranz in die Elbe mündet, wieder ausgebaggert. Die Initiative um den Fotografen Dieter Klar will daher jetzt ein eigens Buxtehuder Schiff kaufen. Klar: „Die Zeit ist einfach reif dafür, dass wieder mehr Personenschiffe hier fahren.“