Auf der sogenannten Minus-eins-Ebene wird die Verkaufsfläche verdoppelt. 13 Geschäfte und Kioske ziehen aus, ebenso viele neue Mieter sollen 2015 dort einziehen. Bezirk kritisiert neue Wegeführung.

Hamburg. Die Deckenverkleidung ist an einigen Stellen schon abgetragen, gläserne Verkaufspavillons sind leer geräumt: Im Zwischengeschoss des Bahnhofs Altona hat die Bahn AG jetzt mit einem großen Umbau begonnen. Die sogenannte Minus-eins-Ebene zwischen dem Erdgeschoss und den unteren S-Bahnsteigen soll für insgesamt 9,3 Millionen Euro neu gestaltet und saniert werden. Das Gebäude war in den 70er-Jahren gebaut worden, viel verändert hatte sich seitdem nicht.

Bisher bestand der Bereich aus 13 Läden sowie Backshops und Kiosken. Die Zahl der Geschäfte wird gleich bleiben, allerdings soll sich die Verkaufsfläche von bisher 800 auf rund 1600 Quadratmeter verdoppeln, sagte Markus Hock, Leiter des Bahnhofsmanagements Hamburg, am Dienstag. Die bisherigen Mietverträge seien ausgelaufen, mit neuen Mietern werde verhandelt. „Es gibt eine lange Interessentenliste, wir streben aber einen vielfältigen Mix an“, sagt der Bahnmanager.

Berühmte Glasvitrine mit historischem Dampflokeisenwerk verschwindet

Optisch soll sich die Zwischenebene stark verändern: Statt der Glaspavillons werden die Verkaufsräume um eine Art innere Halle angeordnet. Zu Beginn der Umbauplanungen hatte es daher Befürchtungen des Bezirks Altona gegeben, dass sich die Besucher des Bahnhofs künftig dort nur schlecht orientieren könnten. Von einem „Konzept ohne Rücksicht auf Übersicht auf Wegebeziehungen“ war sogar die Rede. So werde die Hauptwegeverbindung zwischen der Neuen Großen Bergstraße und dem Fußgängertunnel unter der Max-Brauer-Allee durch die geplanten Läden „optisch kaum wahrnehmbar sein“. Schon jetzt würden diesen Weg 15.000 Menschen täglich nutzen, mit der Ikea-Eröffnung im Sommer 2014 werden es laut Bezirksamt weit mehr sein. Den Bahnhof Altona besuchen nach Zahlen der Bahn AG sogar 90.000 Menschen täglich. Durch neue Läden ergebe sich aber eine Verengung von 7,50 Metern auf nur noch fünf Meter, kritisierte das Amt und befürchtete, dass sich die Menschen, die dort zwischen den Ausgängen und unteren S-Bahn-Steigen bewegen, zu sehr bedrängen oder gar im Bereich von Ecken und Abbiegungen „zusammenstoßen“ könnten. Bahnmanager Hock versicherte jedoch, dass man mit dem Bezirk inzwischen einen Kompromiss gefunden habe. Zudem habe die Bahn eine „Personenstrom-Analyse“ in Auftrag gegeben, um günstige Wege- und Sichtbeziehungen sicherzustellen.

Kritik kam vom Bezirk aber auch daran, dass die große Glasvitrine mit dem Rohbau einer historischen Dampflok ersatzlos verschwinden wird – immerhin ein „Relikt“ des Bahnhofs. Man habe in Altona mehreren Stellen das Ausstellungsstück angeboten, sagte Hock. „Doch keiner will es haben.“ Jetzt sollen die mächtigen roten Eisenräder samt der alten Technik in ein Dampflok-Museum nach Oberfranken gebracht werden.

Die Umbau- und Sanierungsarbeiten im Bahnhof werden bis voraussichtlich Mai 2015 andauern. Während dieser Zeit sollen die Zugänge zu den Fernbahnen und den S-Bahn-Bereichen zugänglich bleiben. Lediglich der Fahrkartenverkauf soll in den Erdgeschossbereich verlegt werden – also in Höhe des eigentlichen Fernbahnhofs. Auch ein Asia-Imbiss, der Supermarkt Lidl und die Fast-Food-Kette McDonald’s bleiben während der Bauzeit geöffnet – sie gehören bereits zu dem privat betriebenen Shoppingcenter im Bahnhof Altona, zu dem auch die oberen Bereiche zählen.

Londoner Unternehmen involviert

Der gesamte graue Betonkomplex ist 1979 eröffnet worden – der alte historische Bahnhof wurde trotz vielfachen Protests seinerzeit abgerissen. Das Einkaufszentrum mit 15.800 Quadratmeter Nutzfläche im Bahnhof Altona ist inzwischen mehrfach schon verkauft worden. Jüngster Kaufpreis laut Branchenberichten: rund 72,5 Millionen Euro, es gehört jetzt einem Unternehmen aus London. Im Eigentum der Bahn befinden sich nur noch die Gleisanlagen sowie das Zwischengeschoss, das jetzt saniert und umgebaut wird.

Dieser Teil des Bahnhofs ist aber offensichtlich nicht nur optisch, sondern auch technisch auf veraltetem Stand. So beklagten Besucher und Kioskbetreiber immer wieder, dass Regenwasser bis in das untere Zwischengeschoss gelangt. Mit der Sanierung sollen jetzt daher auch Fugen in Decken und Wänden mit Kunststoff verpresst werden, um die Ebene trocken zu bekommen.

Mit der immer wieder angekündigten Verlegung des Fernbahnhofs hat die jetzige Sanierung allerdings nichts zu tun, versicherte ein Bahnsprecher. Wie berichtet, überlegt die Bahn bereits seit den 90er-Jahren, den Kopfbahnhof für die Fernzüge wie den ICE zur S-Bahn-Station nach Diebsteich zu verlegen.

Nur der weit mehr genutzte S-Bahn-Bereich würde dann am alten Standort bleiben. Ein Projekt, das nach internen Schätzungen mehr als 300 Millionen Euro kosten könnte.

Längst plant die Stadt daher auf dem alten Bahngelände hinter dem Bahnhof einen zweiten Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona mit mehr als 1600 Wohnungen. Allerdings lässt die Bahn derzeit noch prüfen, ob die Verlagerung überhaupt wirtschaftlich umsetzbar wäre. Das Ergebnis dieser Untersuchungen steht laut Bahn aber immer noch aus.