Etwa 800 Menschen besuchen „autonome Modenschau“. Im Internet war vorher auch von Anschlägen mit Farbbeuteln die Rede. Die Bewohner der Roten Flora fürchten einen „Angriff“ auf das Haus am Schulterblatt.

Hamburg. Aktivisten der Roten Flora protestierten am Dienstagabend im Hamburger Nobel-Stadtteil Pöseldorf. Mit einer „autonomen Modenschau“ wollten die Aktivisten vor den befürchteten Auseinandersetzungen um das besetzte Haus am Schulterblatt für Aufmerksamkeit sorgen.

Gegen 19.30 Uhr begann es mit Redebeiträgen vor den etwa 800 Anwesenden. Anschließend begann die Modenschau auf einem Laufsteg auf dem Mittelweg. Einige Anwohner nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil oder verfolgten die durchaus unterhaltsame und kreative Modenschau von ihren Wohnungen aus.

Ein Anwohner hatte seine Fenster mit Sperrholz verriegelt, da in einem Internet-Aufruf im Vorwege der Veranstaltung auch von Anschlägen mit Farbbeuteln die Rede war. Einige Geschäfte schlossen früher. Der Mittelweg wurde am Abend im Bereich der Milchstraße für Autos gesperrt. Die Befürchtungen waren jedoch unbegründet. Es blieb ruhig. Gegen 21 Uhr war die Veranstaltung beendet und die Aktivisten verließen friedlich den Mittelweg. Nach Angaben der Polizei gab es dabei keinerlei Zwischenfälle.

In der autonomen Szene gab es zuletzt Aufregung um einen möglichen Verkauf der maroden Immobilie im Schanzenviertel. Im Raum steht die Befürchtung, dass der Eigentümer der Flora, Klausmartin Kretschmer, sich von der Immobilie trennen will. Angeblich habe er das Gebäude bereits vermietet, an den Geschäftsmann Gert Baer.

Die „Floristen“ vermuten, dass ein privater Wachdienst das ehemalige Theater räumen könnte. „Die Gefahr eines Angriffs auf das Haus ist hoch einzuschätzen“, heißt es. Baer hatte im Abendblatt unlängst bestritten, Mieter zu sein.

Ihren Protest tragen die aktivisten nun nach Pöseldorf, „in der teuersten Wohnlage Hamburgs, wo internationale Stars essen gehen und feiern, Investor_innen und Kapitalgesellschaften ihr Zuhause haben und die Reichen und Schönen in ihren Villen residieren“, heißt es in der Ankündigung.

Stadtteile wie Blankenese oder Pöseldorf werden als „die rückständigen Problemviertel der Marke Hamburg“ bezeichnet. Ein Flyer zu der Kundgebung zeigt Explosionen und trägt den Schriftzug „Riot-Couture und Smashing Trends.“

Die Aktivisten deuten in ihrem Aufruf auch rabiate Aktionen wie Farbbeutelanschläge an: „Etwas richtig platzierte Farbe wird sicher auch in Ihrem Umfeld auf Begeisterung stoßen und für Zustimmung sorgen.“ Das richtige Outfit auf der Kundgebung ermögliche auch gesellschaftliche Weiterentwicklung: „Jede Revolution beginnt mit der Zerstörung des Bestehenden“. Was in der Schanze passe, „muss auch in Pöseldorf tragbar werden.“