Anschlagserie reißt nicht ab. Gerade hatte das Schuhgeschäft seine Schaufensterscheiben ersetzt. Jetzt wurden sie erneut eingeschlagen.

Hamburg. Die Anschlagserie auf das Schuhgeschäft "Loveboots" in der Ottenser Hauptstraße will nicht enden. Wie eine Mitarbeiterin vor Ort bestätigt, wurden erneut mehrere Schaufensterscheiben des erst im Dezember vergangenen Jahres eröffneten Schuhgeschäftes eingeschlagen. Die Scheiben waren nach den wiederholten Attacken in den vergangenen Monaten gerade erst erneuert worden.

Für die Ottenser ist der Anblick der mit Klebeband gesicherten großen Schaufensterscheiben somit nicht wirklich neu. Diesmal ist das Klebeband, mit dem die Scheiben gesichert sind, allerdings weiß statt gelb.
"Warum die das überhaupt noch reparieren lassen, ist mir unerklärlich", kommentiert Renate Zawalski (62), die gegenüber in der Gaststätte Möller hinter dem Tresen steht. Sie finde diese Anschläge "richtig schlimm" – und das ist auch die einhellige Meinung der Passanten an diesem Vormittag.
"Unmöglich", sagt Rita Lehmbeck (78), die zweimal in der Woche mit Freundin Brigitte Hachtleff (65) zum Bummeln nach Ottensen kommt. "Das sind ja auch so viele und große Scheiben, da zahlt ja irgendwann keine Versicherung mehr. Und dann können die den Laden dichtmachen."

"Komisch, dass die Inhaber sich vorher nicht richtig informiert haben über das Viertel", sagt Tim Wilberg (43), der in Ottensen wohnt und arbeitet. Er kenne das Viertel schon seit 20 Jahren und ist der Meinung, solche Läden seien hier halt nicht so erwünscht. "Ich vermute allerdings, da steckt auch noch eine Vorgeschichte dahinter." Aber Konflikte könne man ja wohl kaum auf solche Art und Weise lösen, so der 43-Jährige.

Den Rat der Polizei, Rollläden an den Schaufenstern zu installieren, haben die Inhaber des Ottenser Schuhgeschäftes bislang nicht umgesetzt. Sie seien im Moment im Urlaub und für Nachfragen leider nicht erreichbar, so die Mitarbeiterin der Ottenser Filiale.

Seit der Eröffnung im Dezember vergangenen Jahres hatte es wiederholt Anschläge auf das das Start-up-Unternehmen für junge Schuhmode in mittlerem Preissegment gegeben. Kurz nach der Eröffnung waren bereits Scheiben eingeschlagen worden, Mitarbeiter fanden Fäkalien auf dem Türgriff und im Eingangsbereich. Im Januar waren dann alle sechs Schaufenster mutwillig beschädigt worden. Bisher konnte nicht ermittelt werden, wer hinter der Anschlagserie steckt und was die Gründe dafür sind. Loveboots hat in Hamburg insgesamt drei Filialen. Für einige Ottenser ist er offenbar ein Symbol für "Gentrifizierung". Schon im April hatte die Gründerin, die 26-jährige Martina Petkovic, nach einem neuerlichen Anschlag gesagt: "Ich habe jeden Tag Angst, ob die Angestellten heil nach Hause kommen. Sie werden oft von Anwohnern beschimpft.“ Bei dem Laden im Schanzenviertel sei das vollkommen anders: "Dort sind wir sehr beliebt." (hue)