Es soll sie geben. Familien, bei denen der Grill im Sommer quasi im Dauerbetrieb ist. Dass es tolle Alternativen zum herkömmlichen Grillgut gibt, wissen alle Vegetarier und Veganer – schließlich wollen auch sie nicht aufs gemeinsame Brutzeln im Freien verzichten.
Es soll sie geben. Familien, bei denen der Grill im Sommer quasi im Dauerbetrieb ist, um im Akkord saftige Steaks und krosse Bratwürstchen abzuwerfen. Vielleicht auch noch gegrillte Paprika oder in der Glut gegarte Kartoffeln. Aber ganz auf Fleisch verzichten? Und auf Fisch? Oder gleich auf alle tierischen Produkte? Funktioniert tatsächlich! Dass es tolle Alternativen zum herkömmlichen Grillgut gibt, wissen alle Vegetarier und Veganer – schließlich wollen auch sie nicht aufs gemeinsame Brutzeln im Freien verzichten.
Wie man sich vorbereitet
Holzkohle-, Elektro- oder Gasgrill, darauf kommt es nicht an. Wichtiger sind schon die passenden Behältnisse für die empfindlichen Produkte. Grillschalen aus Edelstahl oder Emaille eignen sich besonders gut für klein geschnittenes Gemüse und Obst. Eingewickelt in Alufolie schmoren diese im eigenen Saft und bleiben dadurch zart. Umweltfreundlichere Alternative: Bananen-, Kohl- oder Rhabarberblätter. Ein Tipp: Spieße sind ideal, damit Gemüsestückchen nicht in die Glut fallen. Damit die Holzspieße nicht anbrennen, empfiehlt es sich, diese 30 Minuten vor dem Befüllen in kaltes Wasser zu legen.
Was kommt auf den Grill?
Obst und Gemüse sollten natürlich frisch gekauft werden, am besten von regionalen Anbietern. Geschmorte Banane ist ein echter Leckerbissen, wunderbare Grillgemüse sind zum Beispiel Paprika, Zucchini, Maiskolben und Rote Beete. Die rauchige Note des Feuers passt sehr gut zum Geschmack. Natürlich sind auch Zwiebeln, Champignons oder Fenchel geeignet. Wer es etwas experimenteller mag, greift zu Brokkoli, Teltower Rübchen oder Blumenkohl, blanchiert diese vor dem Grillen und schreckt sie mit kaltem Wasser ab. Die wichtigste Regel: Gemüse gehört nicht zuletzt, sondern schon früh auf den Grill. Je nach Sorte sollte man fünf bis zehn Minuten Grillzeit einplanen.
Wer nicht nur Gemüse als Hauptgericht auf dem Teller haben möchte, der findet vegane Würstchen, Steaks oder Spieße in spezialisierten Geschäften. Seit rund einem Jahr gibt es zum Beispiel in Altona den Supermarkt Veganz. „Besonders gut verkaufen wir Würstchen aus Tofu oder Seitan“, sagt Geschäftsführerin Helen Unsinn. Bei Seitan handele es sich um ein Produkt aus Weizeneiweiß mit fleischähnlicher Konsistenz. „Es gibt aber auch verrückte Produkte wie Scampi oder Thunfischfilets, die man vorher einlegen und dann auf den Grill legen kann.“ Wie beim Fleisch werde der charakteristische Geschmack oftmals über Gewürze nachgeahmt. „Beim Fisch zum Beispiel durch Algen, allerdings geht es hier eher um das ähnliche Aussehen.“
Auf die Frage, warum Ersatzprodukte überhaupt imitieren müssen, sagt Holger Breitenfeldt von Herr von Grün auf St. Pauli: „Natürlich reagieren die Produzenten auch darauf, was die Konsumenten gelernt haben. Und so sieht eine Wurst eben aus wie eine Wurst.“ Veganer, die aus Überzeugung schon länger dabei seien, verweigerten genau dies häufig und bevorzugten Würfel oder Kugeln. Grundsätzlich rät der 42-Jährige, Tofu oder Seitan nicht zu heiß zu grillen. „Lieber das Grillrost höher hängen und zwischendurch mit Olivenöl bepinseln, damit es nicht zu trocken wird.“
Marinaden und originelle Saucen
Um ein gelungenes Ergebnis auf den Teller zu bekommen, sollte man Gemüse bereits einen Tag vorher marinieren, etwa in einer Mischung aus Olivenöl, Kräutern, Petersilie, Salz, Pfeffer und gehackten Knoblauchzehen. Dazu mit der Marinade bedecken und eine Nacht im Kühlschrank lagern. Selbst gemachte Saucen und Chutneys bekommen eine immer größere Fangemeinde, gerade bei jenen, die keine Angst vor neuen Geschmackserlebnissen haben. Pfirsich, Ananas und Fenchel oder Mango, Aprikose und Zitronenmelisse klingt doch auch spannender als Ketchup.
Wo findet man Rezepte?
Vegane Küche liegt voll im Trend, kein Wunder also, dass es auch zum Thema Grillen entsprechende Lektüre gibt. Rezepte findet man im Internet aber auch zum Beispiel auf dem Portal Eatsmarter.de. Wer sich lieber in Gesellschaft austauschen möchte, der sollte auf Facebook nach der Seite von Veganes Grillen Hamburg suchen. Gleichgesinnte treffen sich in lockerer Abfolge zum Beispiel im Schanzenpark. Kochkurse zu wechselnden Themen, darunter auch Grillen, werden von „extraVeganz Veranstaltungen“ angeboten – nach den Ferien wieder regelmäßig. Mit Grill oder ohne, Helen Unsinn wünscht sich definitiv noch mehr vegane Restaurants, um die Besonderheiten dieser Küche aufzuzeigen. „Wer sich über Neueröffnungen informieren möchte, kann dies mit der Happy Cow App tun.“
Weitere Informationen
Einkaufen lässt sich etwa bei Veganz in Altona: Schützenstr. 21, Mo.–Sa., 10–20 Uhr, das dazugehörige Bistro V öffnet bereits um 9 Uhr, www.veganz.de. Herr von Grün, der Bioladen auf St. Pauli, befindet sich in der Brigittenstraße 1, www.herrvongruen.de
Vegan Gegrilltes gibt es teilweise auch in den neuen Burger-Restaurants der Stadt, so wurde Hans im Glück (Schäferkampsallee 1, hansimglueck-burgergrill.de) als veganfreundliches Restaurant ausgezeichnet und findet sich nun auf der Adressliste von www.veganfreundlich.org
Kochkurse Infos unter www.facebook.com/VeganzHamburg
Lektüre Vegan Grillen, Neun Zehn Verlag, 5,90 Euro. Vegan grillen, pala Verlag, 14 Euro