Neustadt. Jede Woche stellt das Abendblatt Hamburgs beliebteste Restaurants vor. Heute das Kleinhuis im Hotel Baseler Hof.
Kleines Haus? Mitnichten. Auch wenn der friesische Name Kleinhuis genau dies bedeutet. Aber das Restaurant an der Fehlandtstraße hat seit Langem einen festen Platz in der Hamburger Gastroszene. Und viel Platz bietet es auch. Dass die Inhaber Kleinhuis heißen, ist reiner Zufall.
Das Lokal liegt im Hotel Baseler Hof. Dieses Hotel führt die Familie Kleinhuis seit den 30er-Jahren und jetzt in vierter Generation an der Esplanade. Wer das Restaurant besuchen möchte, geht entweder durch die englisch anmutende Halle des Hotels oder gleich durch den separaten Eingang an der Rückfront des Hauses.
Gemütlichkeit in stilvollem Ambiente
Rund 80 Plätze gibt es für die hungrigen Gäste, die gute Küche und stilvolles Ambiente schätzen. Im Kaminzimmer sorgt ein Feuer für Gemütlichkeit, die Stirnwand ist rot, goldene Wandlampen sorgen für das rechte Licht. An weiß eingedeckten Tischen mit Gläsern, Besteck und gefalteten Stoffservietten stehen Holzstühle mit Armlehnen und Lederpolsterung.
Im Raum daneben sind Wände und Säulen rot. Viele Spiegel sorgen für Weite, rundherum ziehen sich an den Wänden lederbezogene Bänke entlang. Es gibt außerdem runde Tische und gemütliche Nischen. Vor den großen Fenstern, die den Blick zur Straße freigeben, hängen rot-goldene Vorhänge.
Seit der langjährige Küchenchef Michel Georges, der schon bei Paul Bocuse kochte, in Rente ist, hat Iggy Vandycke am Herd das Sagen. Der Belgier aus Brügge ist seit mehr als zwei Jahren im Kleinhuis’ Restaurant, hat vorher bei Tim Mälzer, im Hotel Empire Riverside und bei Zweisternekoch Dirk Luther in Glücksburg an der Flensburger Förde gearbeitet.
„Als Koch bin ich Autodidakt“, sagt der 50-Jährige. „Ich habe eine Ausbildung als Bäcker, Konditor und im Bereich Patisserie. Aber ich habe an meinen bisherigen Stationen viel gelernt.“ Das Restaurant engagierte Vandycke, weil man sich frischen Wind für die Küche wünschte. „Klassische Hamburger Küche, aufgepeppt“, sagt die stellvertretende Hoteldirektorin Regina Grünewald. „Etwa 20 Prozent unserer Restaurantgäste wohnen auch im Hotel, 80 Prozent kommen von außen.“
Aufgepeppte Hamburger Spezialitäten
Und so finden hungrige Besucher zwar Labskaus auf der Karte, aber nicht in herkömmlicher Form, sondern in Teigtaschen. Diese Kissen im Ravioli-Look schwimmen in einem würzigen Räucherfisch-Sud. Dazu kommen Gurken-Relish sowie Blätter und Chips von Roter Bete. Schon optisch ist das Gericht aus gepökelter Rinderbrust, aber ohne Fisch, ein Genuss.
„Gute Küche mit Pfiff und regionalen Produkten“ ist das Motto von Iggy Vandycke, der privat gern asiatisch kocht und seit vielen Jahren zum Gewürzeinkauf nach Indien fliegt. Die Sauce zum Pannfisch wird mit Hamburger Paulisenf abgeschmeckt, der Rohmilchkäse kommt aus der Manufaktur Backensholz zwischen Schleswig und Husum, das Dessert „Errötende Jungfrau“ auf Buttermilch, Johannisbeeren, Cassis und Pumpernickel ist typisch norddeutsch süß und sauer.
„Die Karte wird auch saisonal gestaltet“, sagt der Küchenchef. „Jetzt kommt Bärlauch, dann Spargel, im Winter natürlich Gans, Ente und Grünkohl.“ Und es gibt Klassiker, die wohl immer im Angebot sein werden, wie Rückenfilet vom Salzwiesenlamm oder Coq au Vin à la Monsieur Georges als Reminiszenz an den früheren Küchenchef.
Viele Gäste kommen seit Jahren ins Kleinhuis’ Restaurant, stärken sich dort vor oder nach dem Opern- oder Konzertbesuch, feiern Geburtstag, begehen Jubiläen. Restaurantchefin Sindy Löwe ist seit sechs Jahren im Betrieb und kennt die Vorlieben so mancher Besucher. „Manche verlassen sich darauf, dass ich ihnen schon das Richtige serviere“, sagt die 32-Jährige.
Die Mecklenburgerin arbeitet gern mit Menschen, „ich bin zufrieden, wenn der Gast zufrieden ist.“ Zusammen mit ihr sind rund zehn Kräfte in Küche und Service beschäftigt. Das Restaurant und das angeschlossene Bistro im Keller sind ein Eldorado für Weinfreunde. 150 unterschiedliche Flaschenpositionen umfasst die Karte aus Deutschland und Europa, den USA, Argentinien, Chile, Südafrika, Australien und Neuseeland, mehr als 20 Gewächse gibt es glasweise.
Regelmäßig wechselnde Weinauswahl
„Wir machen regelmäßig Weinreisen und testen neue Winzer“, sagt Regina Grünewald. Weinfreunde kommen gern am Donnerstag in den „open Cellar“. Sie probieren Weine und geben ihre Meinung dazu ab. Alles unter fachkundiger Leitung von Sommelier Peter Pickern, der dem Haus seit mehr als 35 Jahren seine Expertise zur Verfügung stellt.
Die Preise für die guten Tropfen beginnen bei 3,30 Euro für 0,1 Liter, die günstigste Flasche ist für 17 Euro zu haben. Auch im Kleinhuis’ Bistro gibt es etwas zu essen, das Angebot ist etwas rustikaler.
Neben den Lokalen im Baseler Hof betreibt die Familie auch noch das Restaurantschiff im Museumshafen Oevelgönne, das Gartenbistro auf Gut Karlshöhe sowie das Café mit Weinstube im Komponisten-Quartier. Alle firmieren unter dem Familiennamen Kleinhuis. Klein? Mitnichten.
Kleinhuis' Restaurant im Baseler Hof Fehlandtstraße 26, Tel. 35 33 99
Parken in der Umgebung oder mit U-Bahn sowie Bus bis Gänsemarkt oder Stephansplatz
Vorspeisen ab 7,50 Euro, Hauptgerichte ab 12,50 Euro, Desserts ab 6,50 Euro, Tagesgericht zum Mittagstisch 8,50 Euro.