HafenCity. Das Wandrahm in der HafenCity bietet ein Essen an, bei dem der Gast für einen Konzertbesuch die Speisefolge unterbrechen kann.

Nun ist es endlich eröffnet, Hamburgs jüngstes Juwel, die Elbphilharmonie. Wer Kartenglück hat, hört ein Konzert, die anderen Besucher genießen zumindest Gebäude und Ausblick von der Plaza. Gemeinsam ist allen: So ein Kultur-Erlebnis macht Appetit. In der HafenCity muss aber niemand verhungern, rund um das Konzerthaus gibt es einige Restaurants. Zum Beispiel das Wandrahm.

Auf zwei Etagen kann der Gast in dem einer Reederei gehörenden Gebäude schon seit zehn Jahren essen und trinken. Mittags leger und bodenständig, abends gehobener als Fine Dining. Weiße Tischdecken und Stoffservietten, Besteck, Gläser, Kerzen und ein Brotteller an jedem Gedeck zeugen davon. Die Tische sind rund und eckig, gesessen wird auf lederbezogenen Stühlen und Bänken in Beige und Braun. Die hölzernen Dielen auf dem Fußboden stammen aus dem Schiffbau.

Es ist angerichtet
Es ist angerichtet © Michael Rauhe

Wenige Bilder, Schwarz-Weiß-Fotos von der Speicherstadt, große Lampen und Säulen auf der Galerie setzen Akzente. Dort befindet sich auch eine Lounge für geschlossene kleine Gruppen und Gesellschaften. Sowohl unten als auch oben gibt es lange Bartresen, um einen Aperitif oder den Absacker einzunehmen. Große Fenster geben den Blick auf die Straße frei. Das ganze Interieur macht einen schlichten und kühl-sachlichen, aber dennoch lässig-gemütlichen Eindruck.

Insel der Tuchhersteller gab dem Restaurant den Namen

Dafür sorgen Ulrike Hühnerbein und ihr Team. „Ich bin Gastgeberin aus Leidenschaft“, sagt die 49-Jährige. Seit 2010 ist sie im Restaurant Wandrahm und freut sich jeden Tag über ihre Tätigkeit – trotz des Anfahrtsweges von Hamburg-Cranz in die HafenCity. „Vor sieben Jahren ergab sich hier einfach eine neue Chance“, so Hühnerbein. Zuvor hatte die Hotelfachfrau, die in Garmisch ihre Ausbildung absolviert hat, immer wieder längere Familienpausen gemacht. Während der Zeit unterstützte sie ihren Mann, der ebenfalls im Gastro-Bereich tätig ist, und kümmerte sich um die Söhne Domenic, Jan und Nils. Die sind mittlerweile erwachsen und helfen alle gern im Wandrahm aus.

16 Angestellte in Küche und Service kümmern sich um die Gäste. Wenn der Laden voll ist, sind 70 Plätze oben und 40 unten besetzt. Zum Frühjahr werden noch 80 Plätze auf der Terrasse am Dalmannkai direkt am Wasser eingerichtet. Mittags kommen viele Beschäftigte aus den umliegenden Büros, abends neben Einheimischen auch Städtereisende aus Dänemark und der Schweiz, aber auch immer mehr Konzertbesucher.

Der Name erinnert an die Geschichte des Ortes

Der Name des Lokals leitet sich ab von der Insel Wandrahm. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert diente sie den Wandbereitern (Tuchherstellern) vor allem als Rahmenhof, also als Ort, an dem Stoffe nach dem Walken und Färben auf Wandrahmen (Holzgestellen) zum Trocknen aufgestellt wurden. Die Wandbereitung war über einige Jahrhunderte ein erfolgreicher Gewerbezweig der Stadt. Heute durchziehen die Straßen Neuer Wandrahm und Alter Wandrahm das Gebiet in ost-westlicher Richtung.

„Wir verbinden Altes und Neues, Tradition und Moderne“, sagt Ulrike Hühnerbein. Deshalb stehen auf der Karte ein zartes Wiener Schnitzel und ein auf den Punkt rosa gebratener Lammrücken ebenso wie Pulpo, der raffiniert von Karottencreme und Wildkräutersalat begleitet wird, oder gebratener Adlerfisch mit dem gerade sehr angesagten Süßkartoffelpüree. Im Mittagstisch gibt es auch mal gut-bürgerlich Fischfilet, Eintopf, Bratwurst oder Bauernfrühstück.

Der Koch kocht selten nach Rezept

Küchenchef Viatcheslav Lokh orientiert sich am Produkt. „Ich koche selten nach Rezept“, sagt der 32-Jährige, „sondern habe eher ein Gefühl für die Zutaten und das Gericht.“ Seit Dezember steht der Mann, der in Wladiwostok geboren wurde und als 15-Jähriger nach Deutschland kam, im Wandrahm am Herd. „Das Klima ist hier sehr gut, ich kann neue Dinge ausprobieren.“

Zum Beispiel das Vier-Gänge-Elbphilharmonie-Menü. Denn das Besondere an dieser Speisenfolge ist, dass die Gerichte nicht durchgängig hintereinander verspeist werden müssen, sondern der Konzertbesuch eingeschoben werden kann. „Drei Gänge vor der Musik, das Dessert hinterher – so wie die Gäste es möchten“, bietet Ulrike Hühnerbein an. „Wir sind da sehr flexibel.“

Die Karte wechselt alle drei Monate

Die saisonal gestaltete Karte wechselt etwa alle drei Monate, Rinderfilet oder Zander sind immer vorrätig. Fisch kommt von Hummer Pedersen, Gemüse von Marker und damit von vertrauten Hamburger Händlern.

Etwa 85 verschiedene Weine kann man trinken, die meisten kommen aus Deutschland. Die günstigste Flasche steht mit 19,90 Euro auf der Rechnung, offene Tropfen gibt es ab 5,20 Euro für 0,2 Liter.

„Wir empfangen die Gäste herzlich und möchten ihnen einen schönen Abend bereiten“, fasst die Restaurantleiterin zusammen. Unvergessliche Stunden sollen auch die Besucher im Konzertsaal erleben. Da haben die Elbphilharmonie und das Wandrahm ja schon etwas gemeinsam.

Wandrahm Am Kaiserkai 13

www.wandrahm.de