Duvenstedt. Immer dienstags stellt das Abendblatt Hamburgs beste und beliebteste Gastronomen vor. Heute: das Restaurant Lenz im Alstertal.

Mittendrin liegt dieses gemütliche Lokal. Mittendrin in Duvenstedt, direkt am Kreisverkehr kurz vor der Stadtgrenze. Da muss man nun erst mal hinkommen aus dem Hamburger Westen, aus Eppendorf oder Wandsbek. Aber dann geht man im Alstertal spazieren und belohnt sich anschließend mit einem Besuch im Restaurant Lenz. Lenz ist ein altertümlicher Begriff für Frühling. Also hinein ins frische Vergnügen.

Chefkoch Leslie Himmelheber hat noch einen anderen Grund, sein Restaurant so zu nennen. „Lenz ist mein zweiter Vorname“, erzählt der 40-Jährige. „Aber ich benutze ihn nicht.“ Seit Herbst 2007 bestimmt der gebürtige Möllner, was auf den Teller kommt im Vorort. Und auch aus der Zeit davor hat Himmelheber beeindruckende Stationen in seinem Lebenslauf: Ausbildung im Fischereihafen Restaurant, Demi-Chef de Partie bei Stock’s in Ellerbek und im Restaurant am Marstall von Christian Jürgens in München. „Und bevor ich den eigenen Betrieb gegründet habe, war ich fünf Jahre lang die rechte Hand von Zwei-Sterne-Koch Jörg Sackmann in Baiersbronn“, erzählt der Koch. „Das war eine sehr prägende Zeit, ich habe viel gelernt.“

Restaurant war vorher ein argentinisches Steakhaus

Im Frühling vor neun Jahren tat sich Himmelheber mit Marco Blitzner zusammen, als das Angebot kam, das Restaurant in Duvenstedt zu übernehmen. „Das war vorher ein argentinisches Steakhaus“, sagt Blitzner, „tiefrote Wände, viel dunkles Holz.“ Der Hamburger arbeitet seit 1991 in der Gastronomie, nachdem er vorher eine Ausbildung zum Betriebsschlosser gemacht hatte. „Handwerkliches Geschick ist sehr nützlich im eigenen Betrieb“, weiß der 48-Jährige, der im Lenz für den Service, die Bar und das ganze bürokratische Pflichtprogramm zuständig ist.

Der Skrei kommt mit luftigem
Kartoffelschnee und Erbsen daher
Der Skrei kommt mit luftigem Kartoffelschnee und Erbsen daher © HA | Marcelo Hernandez

Heute erinnert im Lokal nichts mehr an die südamerikanische Vergangenheit. Graue Wände, Holzfußboden, Wandlampen, Spiegel und Blumenschmuck sorgen für eine elegante und gleichzeitig lässige Atmosphäre. Auf den hellen Tischplatten ist mit grauen Sets, Besteck, Wassergläsern und cremefarbenen Servietten eingedeckt. Die brennenden Kerzen und die Rosen in der Vase in eben diesem Farbton runden die Deko ab.

Gäste können durch eine Glasscheibe in die Küche gucken

In den drei Räumen und im lichtdurchfluteten Wintergarten haben 120 Gäste auf braunen Holzstühlen Platz. Im linken Raum gibt eine Glasscheibe den Blick auf die geräumige und sehr aufgeräumte Küche frei. „Die Gäste lieben es, uns bei der Arbeit zuzusehen“, sagt Leslie Himmelheber. Zusammen mit zwölf Kräften werkelt er am Herd und Lavagrill sowie in der Patisserie, schmeckt Saucen ab, richtet Teller an, schneidet Fleisch auf. Und damit auch Kinder in die Küche gucken können, steht für sie vor dem Fenster extra ein Hocker bereit. „In Schulen und Kitas in der Umgebung geben wir auch mal Kochkurse, um über gesunde Ernährung zu informieren“, so der Küchenchef. „Kinder von heute sind die Gäste von morgen.“

Gegenüber der Bar kann man an gemütlichen Hochtischen einen Drink nehmen und den opulenten Weinschrank bewundern. Weitere 35 Plätze gibt es bei gutem Wetter im geschützten Außenbereich.

„Fachlich kompetent wollen wir sein, aber nicht stocksteif“, beschreibt Marco Blitzner die Philosophie des Restaurants. Die Besucher schätzen das, viele von ihnen sind Stammgäste. Acht Servicekräfte sorgen dafür, dass sich das Publikum wohl fühlt.

Seine Küche sei „bodenständig, kreativ und saisonal“, sagt Leslie Himmelheber. „Bei uns gibt es Grünkohl und Vierländer Ente im Winter sowie Erdbeeren und Spargel ab Mai.“ Gemüse kommt aus der Region, die Enten stammen aus Bokelholm bei Rendsburg, Eissorten und Sorbets liefert der Duvenstedter Eisgarten „Heiß auf Eis“.

Und weil jetzt gerade die Zeit ist, ist Skrei im Angebot. Der Winterkabeljau aus Norwegen wird gebraten und kommt mit luftigem Kartoffelschnee, herrlich grün leuchtenden Erbsen und Zuckerschoten sowie mit Kartoffelchips aus dem Blauen Schweden auf den Teller.

Das Tatar mit
Wachtelei wird in
einem Markknochen
serviert
Das Tatar mit Wachtelei wird in einem Markknochen serviert © HA | Marcelo Hernandez

Ebenso eine Gaumenfreude ist das raffiniert angerichtete Tatar mit Wachtelei. Dieses Gericht wird serviert in Markknochen, die wie eine lange Schale wirken. Sie kommen aus dem Noma in Kopenhagen, einem der besten Restaurants der Welt. Himmelheber hat dort gegessen und die Knochen dann mitgenommen. „Die hätten sie sonst weggeworfen.“

Bis zu achtmal wechselt die Karte pro Jahr. Klassiker und meist im Angebot sind Tafelspitz, geschmorte Kalbsbäckchen, Labskaus und Wiener Schnitzel. Außerdem gibt es einen Mittagstisch und individuell zusammengestellte Menüs für feierliche Anlässe. Bei Kochkursen zu verschiedenen Themen gibt die Küchencrew ihr Wissen weiter. Die Weinkarte verzeichnet mehr als 50 Tropfen aus Deutschland, Europa und Südafrika, darunter auch eigene Lenz-Abfüllungen. Die Preise beginnen bei sieben Euro für ein Glas (0,2 Liter), die günstigste Flasche gibt es für 27,50 Euro.

Marco Blitzner selbst isst gerne Kalbsleber mit gebratenen Zwiebeln und brauner Butter, sein Geschäftspartner mag am liebsten Spargel mit Sauce Hollandaise. Beide sind Familienväter und dankbar, dass das Restaurant so gut läuft. „Wir wollen unseren Weg weitergehen und noch besser werden“, sagt Blitzner. Dafür brauche man gutes Personal. „Aber das ist zurzeit schwierig in der Gastronomie.“ Das Lenz setzt auf den Frühling und die Frische. Ganz und gar.

Beeftatar „Lenz“ mit Wachtelei, Sauerrahm und geröstetem Kartoffelbrot

Zutaten für 4 Personen

360g Rinderfilet


  • 40g Schalottenwürfel

  • 30g Gewürzgurkenwürfel

  • 25g Kapern (fein geschnitten)

  • 10g Senf

  • 30g gutes Olivenöl (z.B. HDL aus Portugal)

  • 1 Eigelb Lion Poivré (grobe Pfeffermischung von Ingo Holland)

  • Chilipulver (Habanero)

  • Salz

  • Zubereitung:

    Das Rinderfilet in ca. 5 mm feine Würfel schneiden und mit dem Schalotten, Gewürzgurken, Kapern, Senf, Eigelb und dem Olivenöl in einer Schüssel gut vermengen. Mit Lion Poivré, Salz und dem Chilipulver abschmecken. Brotchips Kartoffelbrot leicht anfrieren und in dünne Scheiben schneiden.

    In einer Pfanne mit etwas geklärter Butter goldbraun rösten, Herausnehmen und auf Küchenpapier legen um das überflüssige Fett aufzusaugen. Bis zum Anrichten beiseite stellen. 4 Stk. Wachteleier in siedendes Wasser geben, nach 2 Minuten herausholen und in Eiswasser abschrecken.

    Vorsichtig die Schale entfernen und beiseite stellen. Weitere Zutaten: etwas Friseesalat 8 Stk. Kapernäpfel (Mittelgroß) 4 El. Creme Frâiche mit Salz, Piment Espelette und Zitronensaft abgeschmeckt.

    Tipp: Das Beeftatar eignet sich auch hervorragend als Steaktatar. Dafür das Tatar in Form bringen (z.B. in einem Metallring) und in einer heißen Pfanne mit Pflanzenöl ca. 20 Sekunden von jeder Seite anbraten. Mit getrüffelten-Parmesan-Pommes servieren.

    Lenz, Poppenbütteler Chaussee 3

    www.restaurant-lenz.de