HafenCity. Chefkoch vereint norddeutsche und französische Küche auf hohem Niveau. Kein Wunder: Das Carls ist der Ableger eines Top-Hauses.

Natürlich Hafenblick. Zwar nicht der mit Romantik und auf die großen Pötte. Eher der auf die Arbeitsebene: Steinwerder, Hansahafen, Afrikahöft und Kleiner Grasbrook. Dort werden Autos verladen und Obst angeliefert. Aber die Nachbarn, die machen was her: links das Kreuzfahrtterminal, rechts die Elbphilharmonie. Und dazwischen ein hanseatisches Restaurant mit französischem Laissez-faire und norddeutsch inspirierter Küche. Willkommen im Carls.

Seit Oktober 2008 residiert das Restaurant neben Hamburgs neuem Wahrzeichen. Das Lokal ist ein Ableger vom Hotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee und heißt nach dem Gründer, dessen Zweitname eben Carl war. Es gibt das Bistro für den unkomplizierten Imbiss, den Salon Privé und die Bar für private Veranstaltungen sowie den monatlichen Kultursalon und die Brasserie. Dort geht es lässig, lebhaft und mit hohem Qualitätsanspruch an Speisen, Getränke sowie Service zu, ganz so wie in einem Restaurant bei unseren Nachbarn.

„Der schönste Fleck in der HafenCity“

Mit Charme und Herz begrüßt Pa­tron Francesco Potenza die Menschen in der Brasserie. „Das hier ist der schönste Fleck in der HafenCity“, sagt der 61-Jährige, der sich als Gastgeber, Hausherr, Ratgeber und Vaterfigur versteht. Lange arbeitete der Süditaliener in internationalen Luxusherbergen, war Empfangschef im Hotel Jacob und stellvertretender Direktor im Grand Elysée. Aber dann zog es ihn ins Carls. „Mich um das Wohl der Gäste zu kümmern war immer mein größtes Anliegen.“

Kalbsblankett auf jungem Gemüse
Kalbsblankett auf jungem Gemüse © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

56 Besucher finden Platz im Bistro, 120 in der Brasserie. Laut Potenza geht es darum, es sich gut gehen zu lassen und das „Essen zu einem Erlebnis“ zu machen. 50 Angestellte kümmern sich um die Gäste, von denen viele immer wiederkommen. Geschäftsleute, Politiker, Touristen und natürlich normale Hamburger genießen die Atmosphäre in dem Restaurant.

Üppige Kachelbilder im Eingangs­bereich und über der offenen Küche sind genauso prägende Elemente wie die aubergineroten Lederbänke, die auf zwei Ebenen als Sitznischen Separees bilden. Die Säulen im Raum sind mit aktuellen Plakaten und Veranstaltungshinweisen tapeziert. An den elegant eingedeckten Tischen stehen weinrot gepolsterte Stühle mit Armlehnen, die einen langen Abend auch zu einem bequemen Vergnügen machen. Deckenleuchten groß wie ein Wagenrad, kleine Tischlampen, ein veritabler Tresen am Eingang und Holzfußboden mit Patina sorgen für weitere Akzente. Und natürlich ein Muss an so einem Hamburger Standort: Deckenhohe Fenster geben den Blick frei auf Elbe, Hafen und Konzertspeicher.

Speisekarte wird saisonal angepasst

Für die Leistungen der Küche zeichnen Chefkoch Michel Rinkert und sein Team verantwortlich. Der gebürtige Elsässer versteht es perfekt, die norddeutsche und französische Genusslinie miteinander zu vereinen. „Hier stimmt das Konzept, ich fühle mich wohl und kann vieles ausprobieren“, sagt der 44-Jährige. Auch er hat viele Stationen im Lebenslauf: Sterneküche in Paris, Chef de Cuisine im Apples Restaurant im Hamburger Park Hyatt, Verantwortung für eine Küchenbrigade von 25 Köchen im Kempinski Hotel in Gravenbruch bei Frankfurt. Im Carls ist er von Anfang an dabei.

Glücksstedter Matjes auf Schwarzbrot
Glücksstedter Matjes auf Schwarzbrot © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

„Gute und möglichst regionale Produkte sind mir sehr wichtig“, sagt Rinkert. Sein Boeuf Bourguignon ist wunderbar mürbe, die Sauce sämig eingekocht, das Kartoffelpüree fein mit Schnittlauch abgeschmeckt. Der Glückstädter Matjes auf leicht angeröstetem Schwarzbrot verträgt sich bestens mit dem Gurken-Relish und dem Apfelschmand. Süß, salzig und säuerlich – und damit sehr norddeutsch. Das Kalbsblankett ist zart, das junge Gemüse knackig, der Sommertrüffel geschmacklich sehr intensiv – eine gelungene Komposition.

Es gibt wechselnde Menüs und Mittagstisch, etwa fünfmal im Jahr wird die Speisekarte saisonal angepasst. Aber immer gibt es Steak & Frites, Fischsuppe und die Hanseatenplatte mit verschiedenen Fischspezialitäten. „Das sind die Hamburger Tapas“, sagt Rinkert.

Die Weinkarte umfasst rund 60 Positionen aus Deutschland, Europa und Übersee. Die offenen Tropfen beginnen bei 8,50 Euro für 0,2 Liter, die günstigste Flasche kostet 28 Euro.

Ab und an kommen asiatische Gäste, die gar nicht die Karte sehen wollen, sondern schon wissen, was sie essen möchten. „Sie zeigen ein Foto unserer Meeresfrüchteplatte Plateau de Fruits de Mer und wollen nichts anderes“, sagt Francesco Potenza. Und dann genießen sie im Carls Hummer und Austern, während ein Autofrachter am Kleinen Grasbrook gegenüber festmacht und sich die Sonne in den Scheiben der Elbphilharmonie spiegelt. Ein hanseatisch-französisches Vergnügen an der Hafenkante.

Carls Am Kaiserkai 69

carls-brasserie.de