Borgfelde. Das Restaurant betreibt eine Familie aus Taiwan. Und es drehen sich viele asiatische Spezialitäten auf dem Fließband.
Schöne Insel – Ilha formosa. So nannten portugiesische Seefahrer die Insel im Westpazifik vor dem chinesischen Festland. Heute heißt sie Taiwan und ihr Staatsgebilde Republik China auf Taiwan. Von dort kommt Wei-Chin Chen. Seit 27 Jahren lebt er in Europa, aber das Erbe der Heimat hält der 31-Jährige im Restaurant 4mosa seines Vaters in Borgfelde hoch.
„Ich bin in der Hauptstadt Taipeh geboren“, erzählt der junge Mann. „Als ich vier Jahre alt war, sind wir ausgewandert. Taiwan war nicht so entwickelt wie heute, meine Eltern wollten für meine ältere Schwester, meinen jüngeren Bruder und mich eine bessere Zukunft.“ Die Familie ging nach Wien, für Deutschland bekam sie kein Visum. In der österreichischen Hauptstadt setzten die Chens die Familien-Tradition fort und eröffneten ein Restaurant.
Sehnsucht nach Hamburg
Da aber die Großeltern und ein Onkel schon ein Lokal in Ottensen betrieben, blieb immer die Sehnsucht nach Hamburg. 2002 schließlich der Umzug in die Hansestadt. „Erst hatten wir einen Betrieb in Wandsbek, seit acht Jahren sind wir in der Eiffestraße“, erzählt Wei-Chin Chen. Er wusste bereits als kleiner Junge, dass er ins Gastgewerbe wollte. „Ich habe schon als Kind ausgeholfen.“
Eine Lehre als Koch brach er allerdings ebenso ab wie auch die Ausbildung zum Restaurantfachmann. „Das war mir zu langweilig, ich kannte alles schon.“ Und so wuchs Wei-Chin Chen hinein in den väterlichen Betrieb, learning by doing, und ist heute ein erfahrener Mitarbeiter. Außer ihm und seinem Vater Chih-Ming Cheng gibt es noch zehn Angestellte. Zwei Kollegen kommen aus dem Niger, zwei der Köche aus Nepal.
Die Ausfallstraße Richtung Osten ist nicht unbedingt ein Ort für Nachtschwärmer, meist gibt es hier Büros und Firmen. Aber wer das 4mosa besuchen will, kommt ohnehin gezielt. „Am Wochenende haben wir viele Familien zu Gast, da sind wir meist ausgebucht“, sagt Chen. Der Vorteil des Restaurants: Dann stehen die zahlreichen Parkplätze zur Verfügung, die unter der Woche von den Büro-Angestellten benutzt werden.
Vom Fließband unbegrenzt zugreifen
100 Plätze hat das Lokal. Schlicht ist die Einrichtung mit dunklen Holztischen und -stühlen. Große Fenster geben den Blick auf die Straße frei. Vorne rechts kann man den Köchen beim Schneiden, Rollen, Brutzeln und Garen zusehen. Hinten links ist die Theke, dort wird asiatisches Bier eingeschenkt und Tee aufgebrüht. „Puffreis-Tee und Olong-Tee bringen wir immer aus Taiwan von unseren Besuchen mit“, sagt Wei-Chin Chen.
Das Wichtigste im 4mosa ist das Fließband. Es geht durch den Gastraum und ist ein rollendes asiatisches Schlaraffenland. Unten fahren unablässig Teller mit kalten Speisen vorbei, oben liegen die warmen Happen. Und man kann die kleinen Klappen so oft wie möglich öffnen und so viele Köstlichkeiten essen, wie man möchte.
Als da wären zum Beispiel: Sushi als Maki und Nigiri, Sashimi und California Roll mit Lachs und Thunfisch, Gurke und Avocado, Shrimps und Krebs. Frühlingsrollen und Bratnudeln mit Fleisch oder Gemüse. Tempura-Garnelen und Krabbenchips, eingelegte Zucchini und pikanter Kohlsalat Kimchi, Wasabi und scharfe Sauce. Alles lecker, frisch zubereitet, gut gewürzt, beste Qualität beim Fisch und Klebereis. Und so kann man schon mal mehr als eine Stunde Tellerchen leeren und sich richtig durchfuttern.
Wer nur ein bestimmtes Gericht möchte, kann auch à la carte bestellen. Hähnchen, Ente, Rindfleisch, Lachs oder Tofu werden mit Wokgemüse und Reis sowie verschiedenen Saucen serviert. Viele Zutaten kommen aus Asia-Läden oder werden aus Taiwan mitgebracht. „Frisches Gemüse kauft mein Vater selbst auf dem Großmarkt ein“, sagt Wei-Chin Chen. Fisch und Fleisch liefern Hamburger Händler.
Laut und trubelig wird es zu Stoßzeiten
Laut und trubelig wird es zu Stoßzeiten im 4mosa, wenn die Gäste sich an der rollenden Vielfalt erfreut. „Für ein romantisches Candle-Light-Dinner würde ich unser Lokal nicht empfehlen“, so der Sohn, der für den Service verantwortlich ist, während sein Vater an Töpfen und Pfannen dirigiert. Unter den Gästen sind auch viele Landsleute von der Insel Taiwan, die an der Eiffestraße ein Stück Heimat wiederfinden und auf Bestellung bei Veranstaltungen spezielle Gerichte bekommen.
So kocht Wei-Chin Chen für sich und Ehefrau Jenny gern Rindfleisch-Nudelsuppe mit Soja, Anis, Knoblauch, dem asiatischen Kohl Pak Choi und eingelegtem Salzgemüse. Aber der Vater eines vier Monate alten Sohnes isst auch gerne europäisch, zum Beispiel Gans oder Eintopf. „Und Tafelspitz, mein Lieblingsgericht aus Österreich.“ Doch die schöne Insel, Ilha formosa, sie wird auf keinen Fall vergessen.