Neue Folge des Vier-Flaschen-Podcasts. Zu Gast ist Maximilian Riedel, der für jede Rebe etwas Passendes hat

Wenn man die Fragen auswertet, die wir seit Beginn unserer Reihe „Vier Flaschen“ von Leserinnen und Lesern erhalten haben, dann geht es im Wesentlichen um zwei Themen: Erstens natürlich um die Weine, die wir alle zwei Wochen an dieser Stelle probieren und besprechen, und zweitens um die Gläser, aus denen man diese Weine trinkt.

Weil das Interesse daran offensichtlich nicht kleiner wird, haben Weinkenner Michael Kutej, Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard noch einmal Maximilian Riedel zu Gast, der in der elften Generation die gleichnamige österreichische Glasmanufaktur führt – und der ein großes Kommunikationstalent ist, was allein die rund 175.000 Menschen beweisen, die ihm auf Instagram folgen. „Das falsche Glas kann selbst einen guten Wein zerstören“, sagt Riedel. Und: „Es gibt nicht das eine Glas, das für alle Weine funktioniert.“ Auch, wenn jemand wie Michael Kutej bei Verkostungen, etwa für das Fachmagazin „Falstaff“, in der Regel tatsächlich aus ein und demselben Glas 70 bis 80 verschiedene Weine probiert, „alles andere wäre nicht praktikabel.“

Live-Test bestätigt: Es kommt auf das Glas an

Ähnlich sei die Situation in Restaurants, die „nicht für jede Rebsorte das passende Glas vorhalten können“. Das aber ist der Anspruch, den Maximilian Riedel nicht nur aus eigenen wirtschaftlichen Interessen hat: „Wir können beweisen, dass ein Wein aus einem Glas, das extra für die jeweilige Rebsorte konstruiert und angefertigt worden ist, ganz anders schmeckt als aus einem Glas, das darauf keine Rücksicht nimmt.“

Kutej, Haider und Leonhard haben, zusammen mit rund 200 Hörerinnen und Hörern der Audio-Ausgabe der „Vier Flaschen“, den Live-Test gemacht – und waren überrascht. Ein Sauvignon Blanc von Eric Manz etwa schmeckte in einem Sauvignon-Blanc-Glas nach Holunder, Zitrone, Kiwi, war klar und frisch. In einem Glas, das eigentlich für einen Grünen Veltliner gemacht ist, spürte man dagegen vor allem die Säure des Weins, „da zieht sich mein Magen zusammen“, so Riedel, in einem Chardonnay-Glas verlor sich der Sauvignon Blanc völlig.

Entsprechend umgekehrt war es bei einem Grünen Veltliner von Pfaffl aus Österreich und einem Chardonnay aus Südfrankreich: Alle drei Weine kosten lediglich um die zehn Euro, „schmecken in den richtigen Gläsern (die schnell mal 25 Euro das Stück kosten) aber nach deutlich mehr“, sagt Kutej.

Das Weinpaket zu dieser Folge enthält statt einer vierten Flasche ein Gläser-Tasting-Set.
Das Weinpaket zu dieser Folge enthält statt einer vierten Flasche ein Gläser-Tasting-Set. © Silkes Weinkeller | Silkes Weinkeller

Acht nützliche Ratschläge, die Maximilian Riedel Weintrinkern gibt

So oder so zeigt sich, wie wichtig das Glas für den Weingenuss ist, und warum es dazu so viele Fragen gibt. Maximilian Riedel hat dazu mehrere Ratschläge.

Erstens: Neue Gläser vor der ersten Benutzung einmal in der Spülmaschine waschen, danach polieren.

Zweitens: Gläser immer ordentlich vorbereiten, bevor man aus ihnen trinkt. Das heißt: In jedes Glas einen Schluck Wein füllen und den so schwenken, dass möglichst alle Bereiche davon benetzt werden. „In Sterne-Restaurants wird das normalerweise automatisch gemacht“, sagt Riedel. Hinterher den Schluck Wein, den man für dieses sogenannte Vinieren benutzt hat, wegschütten. „Der Wein, den man trinken möchte, bleibt trotzdem im Glas, das wie ein Lautsprecher fungiert.“

Drittens: Wenn man tatsächlich nur ein Glas zur Verfügung hat, daraus aber unterschiedliche Weißweine trinken will, sollte man dieses zwischendurch nicht mit Wasser ausspülen.

Viertens: Auch auf die Frage, wie viel man jeweils in ein Glas einschenken sollte, um das beste Geschmackserlebnis zu haben, hat Riedel einen Tipp: „Zwei Fingerbreit wären gut“, sagt er, „und das Glas immer so weit kippen, dass man, wenn man eine Brille trägt, das Klicken hört, wenn Glasrand und Brille aufeinandertreffen.“

Fünftens: Wenn einem ein Wein einmal nicht so schmecken sollte, wie man das erwartet hatte (oder vielleicht gar nicht), könne es helfen, ihn aus einem anderen Glas zu probieren, die Unterschiede seien teilweise riesig. In unserem Test war das vor allem beim Chardonnay so, der aus einem größeren, bauchigen Glas ganz anders schmeckte als aus einem schmaleren mit engerem Mundrand.

Sechstens: Champagner und Sekt nicht aus den bekannten schmalen „Flöten“ trinken, sondern aus einem Weinglas, das man normalerweise etwa für einen Riesling nehmen würde.

Siebtens: Maximilian Riedel würde jeden Wein, auch junge Weißweine, dekantieren: „Das macht sie reifer.“

Und achtens, ein Tipp, der zwar nichts mit den Gläsern zu tun hat, aber sehr hilfreich sein kann: Man sollte, wenn man eine Weinflasche geöffnet hat, niemals am Korken riechen. „Das geht gar nicht und das bringt auch nichts“, sagt Riedel, und Michael Kutej ergänzt: „Wenn man am Korken riecht, wird man nicht erfahren, wie der Wein ist.“ Und wer das Gegenteil behaupte, auch das ist gut zu wissen, hat keine Ahnung …