Hamburg. Das Restaurant nur auf seine Schnitzel zu reduzieren wäre gemein. Unser Genussexperte kann auch den Rest der Karte nur empfehlen.

In den mittlerweile auch schon dreizehneinhalb Jahren seines Bestehens hat sich das Tschebull im Levantehaus zu einer Hamburger Institution entwickelt. Der Kärntner Alexander und die Bayerin Yvonne Tschebull sind ein veritables Powerpaar und haben mit Tschebull und Rive gleich zwei der angesagtesten Hamburger Adressen am Start. Dabei gilt

Ersteres als Hort der gehobenen modernen österreichische Küche und füllt diese Rolle aktuell recht virtuos aus. Das lustige, neo-regionale Interieur (Kult: die WC-Beschallung) hat auch nach all den Jahren noch nichts von seinem Reiz verloren.

Nicht nur das Schnitzel ist im Tschbull vorbildlich

Berühmt ist das Tschebull für sein Wiener Schnitzel vom Kalb (29,50 Euro), und so ist das Lokal häufig gut gebucht mit meist maskulinen Menschen, die glücklich auf üppige Teller mit kleinwagenradgroßen, von perfekt knusprig-fluffiger Panade umhüllten und mit wohlschmeckendem Kartoffelsalat und Mossbeerchutney umkränzten Schnitzeln starren. Aber es wäre echt gemein, das Tschebull nur auf sein – zugegebenermaßen vorbildliches – Schnitzel zu reduzieren: Auch die anderen Gerichte sind zumeist von erlesener Güte und bieten eine angemessenen Gegenwert fürs sauer verdiente Geld.

Hervorzuheben ist da beispielsweise das Tatar vom Weideochsen (120 g 19,80 Euro): Aus bestem Fleisch, perfekt gewürzt, mit umami­schwangeren, ungemein geschmacksintensiven eingeweckten Schwammerln und Meerrettichmayonnaise vorzüglich ergänzt – so geht Tatar! Beliebt bei Alt und Jung sind die Schmankerlvariationen (25 Euro für zwei): Fünf kleine Ösi-Tapas nach Lust und Laune der Küchencrew, beispielsweise Parmesanschaumsüppchen, hausgebeizter Gewürzlachs, Tafelspitzsülze oder ein Haucherl vom bereits erwähnten Tatar, geben sich auf einer vom freundlichen Service angereichten Platte ein Stelldichein.

Ein Besuch im Tschebull ist immer ein Vergnügen

Butterzart und mit der Gabel oder einem scharfen Blick zerteilbar kommt auch der bonfortionöse Alt Wiener Tafelspitz mit Cremespinat, Apfelkren, einer beglückend aromatischen Schnittlauchsauce und einer großen Portion fantastischen Röstis an den Tisch geschwebt (29 Euro). Aber wer denn da meint, im Tschebull ginge es nur um Fleisch, der irrt gewaltig. Von erlesener Güte ist beispielsweise der blütenweiße Kabeljau (32,50 Euro), perfekt saftig gegart mit einem beherzte Akzente setzenden Bärlauch-Basilikum-Pesto, knackigem Fenchel-Lauchgemüse, feinem weißen Tomatenschaum und Kartoffelwürfelchen „Medium rare“, denen – zumindest bei meinem Besuch – eine etwas längere Verweildauer im Ofen trefflich zu Gesicht gestanden hätte.

Auf der kleinen, aber kundig zusammengestellten Weinkarte entpuppte sich ein 2020er Lagen-Grüner-Veltliner von Schloss Gobelsburg (44,50 Euro) als unumstrittener Preis-Genuss-Sieger: ein beglückend saftiges, brillant mineralisches Stöffchen, das sowohl zu den Fisch- als auch zu den Fleischgerichten absolut bella figura macht. Wer etwas weniger Geld ausgeben möchte greift zum anständigen 2020 Just Riesling vom Nahe-Topweingut Schloss Hermannsberg (34,50 Euro).

So ist es denn immer wieder ein Vergnügen, einen Mittag oder Abend in der österreichischen Botschaft im Levantehaus zu verbringen.

Mönckebergstraße 7, Tel. 32 96 47 96, www.tschebull.de, Di–FR 12–15 + ab 17 Uhr, Sa 12–16 und ab 17 Uhr, Küche bis 21 Uhr