Die italienische Vogue, bislang für ihren elitären Stil bekannt, proklamiert eine Trendwende – her mit verführerischen Rundungen!
„Frauen mit Kurven sind zurück in all ihrer Pracht. Die Üppigkeit eines Körpers mit Rundungen ist weitaus verführerischer und sexy.“ Das sagt nicht etwa ein Sprecher der Körperpflegelinie „Dove“, die schon seit geraumer Zeit auf „normale“ Models setzt und auch kein Süßigkeitenkonzern, der seinen Umsatz anheizen möchte. Das Zitat stammt vom Franca Sozzani, Chefredakteurin der italienischen Vogue. Die Highbrow-Modezeitschrift galt von jeher als die elitärste, immer "cutting-edge" mit Modeinszenierungen, die eher an Kunstinstallationen erinnerten, denn an gebrauchsfreundliche Informationen. Die italienische Vogue war gerade wegen ihrer Abgehobenheit Liebling internationaler Art Direktoren und Mode-Redakteusen – benchmark eben.
Und jetzt die Trendwende: „Real Beauties“ ist der Covertitel der Juni-Ausgabe, die drei wohl gerundete Damen zeigt, Teil einer großen Modestrecke, die Fotograf Steven Meisel himself in Szene gesetzt hat. Sozzani: "Das Cover demonstriert auf augenfällige Weise, dass Vogue alle Frauen ernst nimmt – und es gibt Legionen von ihnen, deren Schönheit viel komplexer ist und echter, als es die Reduzierung auf die simple Frage von einer Kleidergröße sein darf.“
Dass immer mehr Käuferinnen und Leserinnen keine Lust mehr haben auf Magermodels, weil sie sich mit ihnen weder identifizieren können noch die anstrengende Obsession teilen wollen, dürr zu sein, liegt auf der Hand. Das macht sich u.a. bei den Auflagenzahlen manch einer zu abgehobenen Publikation bemerkbar, die Gefahr läuft, zum Nischenprodukt zu werden. Sagt Sozzani: „ Eine wachsende Zahl von Leserinnen wollen die Realität abgebildet haben und in die Lage versetzt werden, ihren eigenen Körper zu akzeptieren und respektieren, wie er nun mal ist.“
Trendsetterin Sozzani hatte bereits vor einem Jahr auf ihrer Website Vogue.it einen Channel namens „Curvy“ eingerichtet, der weibliche Kurven zelebriert. Sie unterstützt außerdem Initiativen gegen Pro-Anorexie-Webseiten, die ausgehungerte Models als Rollenvorbild promoten. Weiterhin gründete sie ein „Model Scouting“- Projekt, das „normalen“ fotogenen jungen Menschen die Möglichkeit eröffnet, Model zu werden – ein Gegenentwurf zu Klums „Supermodel“-Kontest sozusagen.