Daniel Bamdad ist derzeit eines der gefragtesten Männermodels - auch wegen seiner Tattoos. Ein Hamburger Traum von der Modelkarriere.
Barmbek. Geadelt hat ihn die Queen, die "Königin des Punk". Am Rand der Mailänder Modewoche flüsterte ihm Vivienne Westwood, die schrille Designerin, im Frühjahr 2010 ins Ohr: "Daniel, ich liebe deine Tattoos, ich liebe deinen Stil. Du wirst meine Show eröffnen." "Traumhaft" sei es gewesen, als erstes Model raus auf den Laufsteg zu dürfen. Aus dem Nichts hinein ins helle Blitzlichtgewitter. "Dabei bin ich doch bloß ein Getto-Junge aus Horn", sagt Daniel Bamdad über sich.
Agenten aus der Modebranche sagen über den 21-Jährigen, dass er derzeit zu den "gefragtesten Männermodels der Welt" zählt. Vor einem Jahr auf dem Gänsemarkt entdeckt, zierte der Hamburger mit den auffälligen Tätowierungen schon neben dem afrikanischen Topmodel Alek Wek das Cover der britischen Modezeitschrift "i-D" und wurde unter anderem für eine Kampagne des Designers Philipp Plein gebucht. Eine Model(l)-Karriere, wie sie Kandidaten von Castingshows selten gelingt. "Das eine ist Fernsehen, das andere die Realität", sagt Daniel Bamdad, 1,86 Meter groß, 70 Kilo leicht.
Die Wirklichkeit, das seien lange Tage und noch längere Nächte. Anstrengende Fotoshootings. Model-WG statt Hotelsuite.
"Man ist eine Modepuppe und wird manchmal auch wie ein Kleiderständer behandelt. Da ist es wichtig, seinen eigenen Stil zu haben", sagt Daniel Bamdad. Sein Stil: großflächige Tattoos. Den Wert eines Kleinwagens, etwa 7000 Euro, hat er in die Körperkunst, die Rücken, Brust und beide Arme ziert, gesteckt. Seine erste Tätowierung, den Schriftzug "God Bless My Family" auf dem rechten Arm, hat er sich als 17-Jähriger stechen lassen. Da besuchte der Halb-Afghane noch die Gesamtschule Horn und konnte nicht ahnen, dass er knapp drei Jahre später als Model entdeckt werden würde.
Eigentlich wollte Daniel - Sohn eines Taxifahrers, der vor mehr als 25 Jahren aus Afghanistan nach Hamburg gekommen war, und einer Kindergärtnerin - Tänzer werden. Schon als Elfjähriger machte er bei der Hamburger Turnerschaft von 1816 an der Burgstraße die ersten Schritte. Er sei ein schüchterner Junge gewesen, sagt der junge Mann mit den makellos weißen Zähnen, den dunkelbraunen Augen und dem dunklen Haar. Das Tanzen - bis heute trainiert Daniel Bamdad, wenn auch seltener, bei On Stage an der Poolstraße Kinder und Jugendliche - habe ihn selbstsicherer gemacht. Und ihm das Körpergefühl verliehen, das ihn auf dem Laufsteg des Lebens weiterbringt.
Nächste Woche reist Daniel Bamdad, der in Barmbek lebt, nach Mailand, danach geht es nach Paris, im Herbst nach New York. "Einmal das Gesicht für Calvin Klein zu sein, das wäre großartig." Fast hätte sich dieser Wunsch schon erfüllt, für die weltweite Kampagne des Parfümbestsellers CK one wurde der Hamburger gehandelt. Bis man sich in letzter Sekunde doch gegen ihn entschied. "Das ist dann eben so", sagt Daniel Bamdad. Abgeklärt, geerdet, bescheiden ist er - und realistisch. Das Modeln sei nicht "für die Ewigkeit", als Stylist will er später arbeiten.
Erst einmal aber glaubt Daniel Bamdad - getauft, konfirmiert, das Antlitz der heiligen Mutter Maria auf den Hinterkopf tätowiert - an weitere Erfolge als Model. "Es wird sich fügen, wem ich noch begegne."
Bestimmt wieder Vivienne Westwood. Nächste Woche in Mailand.