Warum sind exotische Kofferaufkleber aus der Mode gekommen? Und damit eine internationale Geheimsprache Hotelbediensteter?
Hamburg. „Zeig mir Dein Gepäck und ich sage Dir, wer Du bist“, warb Louis Vuitton in einer Zeitungsanzeige von 1921. Das hatte durchaus Hintersinn. Kofferaufkleber - welch nostalgisch schöne Reminiszenz an die Romantik des Reisens - zeugten von der Weltläufigkeit seines Besitzers. Das Meurice in Paris, das Riviera Palace in Cannes, das Oriental in Bangkok, alle hatten sie exotische Wapperl, die geflissentlich vom Bellboy auf mondäne Gepäckstücke geklebt wurden. Was deren Besitzer meist nicht wussten: Die Souvenirs waren tricky. In einer Art internationaler Geheimsprache wiesen die Hotelbediensteten auf den Charakter des Gastes hin – und was von ihm zu erwarten war. Ihr Verständigungszeichen: die Position der Aufkleber. Oben beim Griff auf dem Rahmen bedeutete „sehr generös“. Links unten war Vorsicht geboten: „Unangenehmer Geizhals“, rechts unten „unangenehm, aber gutherzig“, links oben „Debütant, hat keine Ahnung vom stilvollen Reisen“ und rechts oben „Finger weg, böser Mann!“.
Als Hommage an die ausgestorbene Spezies der herrlichen Kofferaufkleber hat der Luxus-Reisegepäck-Spezialist Louis Vuitton jetzt eine Schatulle mit 30 Postkarten herausgegeben, die auf 30 der nobelsten Destinationen verweisen (ca. 55 Euro). Wir finden: Die Tradition des Postkartenschreibens sollte unbedingt weiter gepflegt werden! Ist es nicht wunderbar, wenn man statt Werbung und Rechnungen überraschend einen Shanghai-Liebesgruß überbracht bekommt? Sorry, da kann eine Mail emotional und in Sachen Stil leider nicht mithalten.
Exklusiv im Louis Vuitton Store, Neuer Wall 37, 20354 Hamburg