Von Harald Ries Hagen. Über einen zusätzliche Überweisung werden sich in den kommenden Wochen viele Arbeitnehmer freuen können: Zwischen Mitte und Ende November wird üblicherweise das Weihnachtsgeld ausgezahlt. Auch in diesem Jahr. Fast überall.

Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, hat gute Nachrichten für die Beschäftigten: „Unsere Mitgliedsfirmen werden sich an die Vereinbarungen in den Tarif- und Arbeitsverträgen halten - auch wenn es vielen schwer fällt. Aber sie wissen, wie wichtig das Weihnachtsgeld für die Mitarbeiter ist.” Es gebe nur wenige Einzelfälle, die momentan darüber verhandelten, die Zahlungen ins nächste Jahr zu verschieben.

Die direkten Nachfragen ergeben ein ähnliches Bild: Bei der Hagener Parfümeriekette Douglas ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Im Laufe dieser Woche wird sich herausstellen, was die Mitarbeiter zum Fest zu erwarten haben. Beim Hagener Papier- und Verpackungshersteller Stora steht dagegen fest: Das Weihnachtsgeld wird wie in den vergangenen Jahren und in unveränderter Höhe auf dem Konto auftauchen. Gleiche Nachricht vom Armaturenhersteller Grohe in Hemer: „Die Zahlung von Weihnachtsgeld wird unverändert fortgeführt.”

13. Gehalt bei Brauern

Auch bei den Brauern herrscht gute Laune: Warsteiner überweist auch 2009 das 13. Monatsgehalt, und bei Veltins betont Unternehmenssprecher Ulrich Biene: „Wir zahlen nach wie vor nach dem Tarifvertrag fürs sauer- und siegerländische Brauereigewerbe.” Und der sieht ein volles 13. Monatsgehalt vor. Auch im Krisenjahr.

Aber die Krise wirkt sich eben sehr unterschiedlich aus. Wer stark gebeutelt ist, schaut auf die Sonderzahlungen. Die lassen sich einfacher kürzen als Löhne und Gehälter. Hartmut Lesch, Tarifexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW): „Um von den ursprünglich vereinbarten Zahlungen abzuweichen, gibt es in den meisten Tarifverträgen Öffnungsklauseln oder Korridore.” Per Betriebsvereinbarung können sich die Tarifpartner dann auf ein niedrigeres oder gar kein Weihnachtsgeld einigen. Dabei erwartet die Arbeitnehmerseite allerdings eine Gegenleistung - zum Beispiel Beschäftigungssicherung. Die Verhandlungen darüber scheuten viele Arbeitgeber, meint Lesch.

Problemfälle Opel und Karstadt

Die Telekom, die angibt, 2009 kein Weihnachtsgeld zu zahlen, verteilt die Sonderzahlungen anders aufs Jahr. Kaufhof und Saturn zahlen laut Tarifvertrag in diesem Jahr 62,5 Prozent eines Monatslohns. Bei der WestLB gibt es trotz gravierender Verluste ein Monatsgehalt, ebenso ist es bei der Commerzbank. Leer werden voraussichtlich die Opel-Mitarbeiter ausgehen. Auch bei Karstadt versucht der Insolvenzverwalter einen Verzicht der Beschäftigten.