Hagen. Mit der TWB Presswerk GmbH hat die weltweite Wirtschaft- und Finanzkrise einen weiteren Autozulieferer ins Straucheln gebracht. Der Hagener Traditionsbetrieb hat Insolvenz angemeldet. 800 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, 540 sind allein am Stammsitz in Hagen-Eckesey.

Bis Oktober 2008 ging es TWB - die Initialen stehen für die Firmengründer Twer, Wolf und Blecher - glänzend. Der Autositz-Hersteller warf satte Gewinne ab - bis die Finanzkrise kam und die Erträge einbrachen. Doch zum entscheidenden Verhängnis wurde TWB offenbar eine Altlast aus jüngerer Vergangenheit, als die Firma zur Finanzierung ihres rasanten Wachstums 2005 dringend Geld brauchte und sich auf ein riskantes Kreditgeschäft mit der US-Bank Morgan Stanley einließ. Nach Informationen unser Zeitung handelte es sich um ein Darlehen über 60 Mio. Euro, für das jährlich erdrückende 19,5 Prozent Zinsen plus 25 Prozent Tilgung fällig waren.

Forderungen konnten nicht mehr erfüllt werden

Die horrenden Forderungen konnte TWB nun in der Krise nicht mehr bedienen. Ende September wäre eine Tilgungsrate von 7,5 Mio. Euro fällig gewesen - und der Hedgefonds Iron Shield, an den Morgan Stanley einen Teil des Kredits verkauft hatte, besiegelte das Schicksal des Unternehmens. Er ließ die Verhandlungen über eine Verlängerung der Kreditlinien platzen. Grund: Iron Shield wollte TWB selbst übernehmen. Das kam für den Zulieferer nicht in Betracht, weil es den Ausstieg des Hauptkunden VW nach sich gezogen hätte.

Deshalb trat der geschäftsführende Alleingesellschafter Jörg Blecher den Gang zum Insolvenzgericht an. Und das, obwohl die Maschinen seit März wieder unter Volldampf laufen und die Auftragsbücher für die vier Standorte Hagen, Bad Honnef, Artern (Thüringen) und Sao Paulo (Brasilien) bis 2012 voll sind. Anfang dieser Woche sperrten die Banken der Firma die Konten.

Belegschaft will Firma selbst übernehmen

TWB-Betriebsratschef Admir Smajlovic wirft Blecher vor, zuviel Geld aus der Firma gezogen und die finanzielle Schieflage mitverschuldet zu haben. Einigkeit besteht aber darüber, dass die Insolvenz einer Übernahme durch den Hedge-Fonds vorzuziehen war. Smajlovic: „Es gab keine Möglichkeit, die Firma am Leben zu halten. Die September-Löhne wurden noch nicht ausgezahlt.” Die Belegschaft will nun eine Beteiligungsgesellschaft gründen und die Firma selbst übernehmen. Als Insovenzverwalter wurde der Dortmunder Rechtsanwalt Achim Thiele eingesetzt.