Siegen. Nach acht Jahren wird ab 13. Dezember wieder ein Eurocity-Zug das Siegerland mit Salzburg verbinden - direkte Fahrt vom Wisent zur Mozartkugel, von der Rubenausstellung in die Amadeus-Stadt. Und umgekehrt. Nicht nur Orte wollen die Verantwortlichen verbinden, sondern auch Köpfe.
Bahn frei für den Eurocity Siegen-Salzburg. Nach acht Jahren hat Siegen mit dieser Direktverbindung wieder Anschluss an das internationale Schienennetz. Der erste Zug fährt mit dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn am 13. Dezember.
Stelldichein mit Schokolade
12 Uhr. Montagmittag. Brodgasse 13. Altstadt Salzburg. Ein historischer Moment. Der Maitre Chocolatier, Markus Podzimek aus Neunkirchen im Kreis Siegen-Wittgenstein, fordert sein Gegenüber auf: „Gib' mir die Kugel.” Der Erfinder der Rubenskugel will es wissen. Was schmeckt wie? Martin Fürst, Ururenkel des Meisters der Mozartkugel, Paul Fürst, reagiert prompt: „Hier.” Podzimek zögert nicht, entblättert die blau-silbern eingepackte süße Versuchung: „Mmh, lecker.” Seine Antwort trägt er am Mann: Sie ist goldig verpackt, 20 Gramm leicht. Fürst freut sich. Das schmeckt, die Zunge stellt sich nicht quer.
Die Konditoren, beide sind 33 Jahre alt, treffen sich zum ersten Mal, tauschen Erfahrungen aus. Rezepte nicht, noch nicht. Ihre Begegnung steht symbolisch für den Ausbau der touristischen Zusammenarbeit zwischen dem Salzburger Land und Siegerland-Wittgenstein. Der Zug soll die Menschen verbinden. Das Motto: Mozart trifft Rubens.
Distanzen schwinden
Stunden später sitzen Politiker und Touristiker im Jagdstüberl im traditionsreichen Sternbräu zusammen, um die Öffentlichkeit über ihren Schritt zu informieren. Der Landestagspräsident des Bundeslandes Salzburg, Ökonomie-Rat Simon Illmer, macht den Anfang: „Salzburger und Siegerländer rücken mit diesem Zug näher zusammen. Beide Regionen werden davon profitieren.” Davon ist der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Paul Breuer, ebenfalls überzeugt: „Wir passen zusammen. Auch für Salzburger kann eine Mittelgebirgsregion sehr attraktiv sein.”
Dass Breuer die Auswilderung der Wisente im Wittgensteiner Land im kommenden Jahr, den Rothaarsteig und die acht Rubens-Originale erwähnt, die in Siegen sicher gehütet werden, versteht sich von selbst. „Wir schaffen uns gegenseitig eine Basis.” Und damit hat der Landrat den Geschäftsführer des Salzburger Land Tourismus, Leo Bauernberger, auf seiner Seite. „Nordrhein-Westfalen ist mit mehr als zwei Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr unser zweitwichtigster Markt. Die Ausweitung unserer Arbeit, 70, 80 Kilometer entfernt von den Ballungszentren, bedeutet nicht viel Aufwand mehr, aber birgt viele Chancen.” Spontan fällt ihm eine Rubens-Ausstellung in Salzburg ein. Sein Vorschlag erntet angesichts des möglichen Sicherheitsaufwandes Gelächter. Bauernberger: „Man darf nichts unversucht lassen.”
Siegen und Salzburg verschmelzen (beinahe)
Eine Einbahnstraße von Siegen Richtung Süden will niemand. Breuer: „Es bringt uns nichts, wenn der Eurocity wegen geringer Nachfrage nach fünf Jahren wieder eingestellt wird.” In Siegen fährt der Zug täglich ab 6.15 Uhr und erreicht Salzburg um 14.09 Uhr mit Kurswagen nach Klagenfurt und Zagreb.
Dass sich Mozart und Rubens im richtigen Leben nie begegnet wären, stört die frischen Impulse der neuen Kooperation nicht. Rubens starb im Jahr 1640, und Mozart kam 1756 auf die Welt. „Wenn man in den Köpfen der Menschen auf diese Weise Verbindungen herstellt, wird das funktionieren”, sagt Hotelier Thomas Ebner vom Fuschlsee, 25 Kilometer vor den Toren Salzburgs gelegen.
Und dem Beobachter fällt auf, wie süß und zart die seit über zwanzig Jahre dauernde Annäherung, initiiert vom Siegerländer Burgenverein, langsam verschmilzt. Warum? Alle Teilnehmer lassen es sich nicht nehmen, im Wechsel Mozartkugeln und Rubenskugeln langsam auf der Zunge zergehen zu lassen. Köstliche Kompositionen aus Marzipan, die Siegerländer und Salzburger gleichermaßen bezuckern. Ein guter Anfang.