Dortmund/Arnsberg. Wer ins Haus investieren will, braucht weiter Geduld und viel Geld. Im Raum Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis sind Fachleute oft auf Wochen ausgebucht.
Im Handwerk schwindet laut Experten der Optimismus. Hohe Energiekosten, anhaltend hohe Inflation und damit Kaufzurückhaltung sowie Fachkräftemangel machen vielen Betrieben zu schaffen. Gestiegene Baufinanzierungszinsen sorgen für ein abruptes Ende des jahrelangen Neubaubooms. „Besonders stark betroffen sind die Gesundheits- und Nahrungsmittelhandwerke. Aber auch die Handwerke für den Gewerblichen Bedarf kämpfen mit der angespannten Wirtschaftslage“, sagte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund und als Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) oberster Handwerker Nordrhein-Westfalens, am Donnerstag bei der Vorstellung der Herbst-Konjunkturdaten für den Kammerbezirk. Der reicht vom Hellweg über das östliche Ruhrgebiet, den südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis bis nach Hagen. Die rückläufige Auftragslage vieler Betriebe bedeutet für Kundinnen und Kunden die Hilfe am Haus brauchen aber nicht automatisch Entspannung bei Wartezeiten und Preisen.
Bekomme ich jetzt schneller einen Termin?
Insbesondere in den klimarelevanten Handwerken sind wochen- und monatelange Vorläufe aktuell die Regel. Kunden und Kundinnen müssen Sanierungen und insbesondere größere Vorhaben frühzeitig planen. Es gibt aber immer noch Kunden, die davon ausgehen, dass ein Handwerksbetrieb innerhalb von wenigen Tagen tätig werden kann.
32 Prozent der Betriebe im Handwerkskammerbezirk Dortmund verzeichnen Auftragsrückgänge. „Im Ausbauhandwerk ist aber aktuell noch kein Abschwung zu bemerken“, heißt es von der HWK Dortmund. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch. Im Bauhauptgewerbe wird ein Abschwung erst in den kommenden sechs Monaten erwartet. Aktuell sind die Auftragsbücher demnach noch prall gefüllt. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt hier laut Kammer immer noch 12,5 Wochen. Im übrigen Handwerk müssten Kunden durchschnittlich immer noch 8,3 Wochen auf einen geplanten Termin warten. „Noch werden die Endkunden also zunächst kaum Entspannung bei den Wartezeiten merken“, lautet die Prognose der Kammer.
Wie lange warte ich auf einen Heizungsmonteur?
Die Wartezeit auf einen Installateur beträgt hier im Kammerbezirk 9,1 Wochen. Für 27 Prozent der Betriebe hat sich die Auftragslage verbessert – in gleichem Umfang auch die Umsätze. Zwei wesentliche Gründe für die weiter extrem hohe Nachfrage nach Installateuren sieht die Kammer. Erstens die weiter hohen Energiekosten, die ein Anreiz für viele sind, Energiesparmaßnahmen wie einen Heizungstausch durchzuführen. Zweitens: Investitionen in die eigenen vier Wände gelten immer noch als gute Anlagemöglichkeit.
Schnell eine Solaranlage aufs Dach. Klappt das?
Die Nachfrage ist hier nicht nur im Kammerbezirk Dortmund weiter hoch. Auch im Gebiet der Handwerkskammer Südwestfalen kommen die Elektroinstallateure kaum nach, wie Oberinnungsmeister Frank Lefarth aus Medebach-Medelon erklärt. Im Gebiet der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe haben alle Innungsbetriebe Vollauslastung. Die Wartezeit beträgt hier nach Auskunft der Experten vier bis fünf Monate.
Gibt es weiter Lieferengpässe für Baustoffe und Bauteile?
Die Lieferengpässe haben laut HWK Dortmund stark nachgelassen – speziell im Baugewerbe. Ganz vorbei sei die Materialknappheit dennoch nicht, sondern sie verzögere und verteuere Bauprojekte weiter teilweise. Beim Heizungsbau gibt es demnach bei Elektronikbauteilen, Regelungen und sogar bei neuen Gas- und Ölbrennwertkesseln Lieferengpässe.
Bleiben die Materialpreise weiter hoch, oder wird es billiger?
Die Preise bewegten sich weiter auf einem konstant hohen Niveau. „Preissenkungen sind im Bereich Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik nicht festzustellen. Auch nicht für Wärmepumpen“, heißt es aus Dortmund.
Die meisten Betriebe gehen davon aus, dass sich die Materialpreise grundsätzlich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen werden. Wenn überhaupt, wird es nur geringe Preissenkungen geben. Bei den Wärmepumpen seien zumindest mittelfristig Preissenkungen zu erwarten. Denn die meisten Hersteller von Wärmepumpen fahren aktuell ihre Produktionskapazitäten hoch, und auch asiatische Hersteller drängen zunehmend auf den deutschen Markt. Die Preissteigerung hätten insgesamt gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen. Allerdings melden im Bezirk der Handwerkskammer Dortmund immer noch 38 Prozent der Betriebe Preissteigerungen. Diese Verkaufspreiserhöhung sei in gestiegenen Materialpreisen, steigenden Personalkosten, höheren Abgaben und bürokratischen Lasten für die Betriebe begründet. Es bleibt also vorerst dabei: Gerade im Bau- und Ausbauhandwerk gibt es lange Wartezeiten, und auch die Preise sinken nicht. Also keine Veränderung gegenüber dem Frühjahr.