Essen/München. Der Neubau stockt, im Ruhrgebiet drehen sich aber weiter die Kräne. Materna, Optadata, Espera & Co. bauen neue Zentralen.

Nach dem Bauboom der vergangenen Jahre macht sich in der Immobilienbranche wegen hoher Zinsen und Inflation Krisenstimmung breit. Das Bild von den Baukränen, die sich in den teuren Metropolstädten wie München, Frankfurt oder Berlin nicht mehr drehen, macht die Runde. Das Ruhrgebiet versprüht dagegen Zuversicht und zeigt auf der weltgrößten Immobilienmesse Expo Real in München eine Reihe schicker Projekte – darunter auch neue Unternehmenszentralen.

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„Die Metropole Ruhr verändert ihr Gesicht“ – mit dieser Botschaft treten 93 Aussteller aus der Region gemeinsam in München an und zeigen dieses neue Gesicht auf einem nagelneuen schneeweißen Messestand, den die veranstaltende Wirtschaftsförderungsgesellschaft Business Metropole Ruhr noch einmal vergrößert hat. Um Gespräche mit internationalen Investoren zu führen, wurde die Zahl der Sitzecken weiterl erhöht. Am Gemeinschaftsstand sind 13 Kommunen, aber auch Konzerne wie Vivawest, Aldi Süd und Aldi Nord vertreten.

Ministerin Neubaur: „Zauber des Unentdeckten“ im Revier

Erstmals wirbt auch das Fünf-Standorte-Programm, um Projektpartner und Investoren. Im Zuge der Abschaltung von Kohlekraftwerken bezuschusst der Bund den Aufbau alternativer Arbeitsplätze mit 662 Millionen Euro im Umfeld von Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Hamm und im Kreis Unna. Am Vorabend der Expo Real hatte auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) dem Revier die Ehre gegeben und über den „Zauber des Unentdeckten“ der Region referiert.

In Modulbauweise ist der Community Campus in Bochum entstanden.
In Modulbauweise ist der Community Campus in Bochum entstanden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das Ruhrgebiet hat auf der Expo Real einiges vorzuweisen. Bochum bricht Rekorde: In Deutschlands fünftgrößter Universitätsstadt entsteht mit dem Community Campus das bisher höchste modulare Wohngebäude in der Europäischen Region. In dem H-förmigen Gebäudekomplex mit zehn bis zwölf Geschossen sollen 737 voll möblierte Wohnungen entstehen - Fitnessstudio, Cafeteria und Lounge inklusive. Für Studierende stehen hauseigene Fahrräder für den Weg zur Uni bereit. Der Gebäuderiese konnte mit Fertigbauteilen recht zügig hochgezogen werden. Das serielle Bauen ist zur Zeit Top-Thema in der Immobilienbranche, um die Wohnungsnot zu bekämpfen, aber immer noch vergleichsweise teuer.

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Dem Trend zum mobilen Arbeiten zum Trotz investieren Revier-Unternehmen in neue Zentralen. Der Dortmunder IT-Dienstleister Materna will zum Ende des ersten Quartals 2024 mit dem Umzug in sein neues Headquarter auf einem ehemaligen Industrieareal im Süden der Stadt beginnen. Ein gläsernes Foyer mit Cafébar Süden. Materna hat sich ein rasantes Wachstum verordnet. Im laufenden Jahr rechnet Geschäftsführer Martin Wibbe mit der Schaffung von 700 neuen Stellen, so dass die Belegschaft Ende Dezember 4200 Köpfe stark sein soll. Der IT-Dienstleister hat 2022 rund 522 Millionen Euro umgesetzt.

Auf Expansionskurs ist auch das Essener Unternehmen Opta Data. Der erste Bauabschnitt seiner neuen Zentrale mit Platz für 430 Beschäftigte, der 2021 fertiggestellt wurde, reicht schon nicht mehr aus. Im zweiten Teil, der gerade gebaut wird, soll eine Großtagespflege für Kinder der Mitarbeitenden entstehen, aber auch ein großzügiger Sportbereich mit Duschen. Die 2500 Beschäftigten von Opta Data entwickeln insbesondere digitale Lösungen für das Gesundheitswesen

Die Duisburger Espera-Werke bauen im Stadtteil Asterlagen eine neue Zentrale mit Büros und Fertigung.
Die Duisburger Espera-Werke bauen im Stadtteil Asterlagen eine neue Zentrale mit Büros und Fertigung. © Duisburg Business & Innovation GmbH | HD 22

Lange haben die Duisburger Espera-Werke nach einem neuen Grundstück gesucht, weil sie in der Nähe der Universität und der Innenstadt aus allen Nähten platzt. Auf der anderen Rheinseite im Businesspark Niederrhein kann das weltweit agierende, mittelständische Maschinenbauunternehmen, das fast 100 Jahre alt ist, nun bauen. Espera gilt als Marktführer im Bereich der Wäge- und Etikettiertechnik für die Lebensmittelindustrie und hat in Deutschland 135 Beschäftigte.

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Auch in Oberhausen wird gebaut: Die Trane Deutschland GmbH investiert im Gewerbegebiet „Zum Eisenhammer“ in einen neuen Gebäudekomplex mit Büros, Werkstätten und Lagerräumen. Das Unternehmenentwickelt, produziert und wartet Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik-Systeme.

Auf dem Markt ist wieder die gewaltige Zentrale des Industrie- und Stahlkonzerns Thyssenkrupp. 2014 bezogen, ist das „Quartier“ im Essener Krupp-Gürtel für 3400 Beschäftigte nach diversen Unternehmensverkäufen deutlich zu groß geworden. Mit Eon und Siemens hat Thyssenkrupp erste Untermieter für sein Gebäude-Ensemble gefunden. Auch die konzerneigene Tochter Bilstein ist bereits nach Essen gezogen. Thyssenkrupp sucht aber weitere Nachbarn, die sich im „Ruhr Tech Kampus Essen“ – so lautet der neue Name – ansiedeln.

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Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr, begrüßt die hohe Zahl neuer Firmenzentralen. „Moderne und auch nachhaltige Büroimmobilien sind ein wichtiges Signal an potenzielle Arbeitnehmer. Die expandierenden Mittelständler im Ruhrgebiet haben das vor Jahren erkannt und Neubauten initiiert. Wenn Klarheit über Zinsen und Baukosten herrscht, wird der solide Mittelstand wieder daran anknüpfen“, sagte Frohne am Rande der Expo Real. „Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Phänomen. Arbeitnehmer haben heute einen anderen Anspruch an das Büro, unabhängig von der Größe des Arbeitgebers.“

Das Thyssenkrupp-Quartier in Essen erhält neue Untermieter.
Das Thyssenkrupp-Quartier in Essen erhält neue Untermieter. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bautätigkeit gibt es auch in Essen, der inoffiziellen Hauptstadt des Ruhrgebiets, die sich gern auch aufgrund der hohen Unternehmensdichte als Stadt der Konzerne vermarktet. Nach Investitionen etwa von Aldi Nord, RWE und Eon ist der Essener Wirtschaftsförderer André Boschem überzeugt: „Diese Erfolgsstory ist noch nicht zu Ende geschrieben. Neubauten wachstumsstarker Mittelständler wie die von Optadata, Deichmann, Atlas Copco und dem Sensorspezialisten ifm electronic seien Investitionen in die Zukunft. „Dabei ist für diese Unternehmen ausschlaggebend, dass Essen und die Metropole Ruhr insgesamt mit einer einzigartigen Hochschuldichte und Wissenschaftslandschaft und einem entsprechend hohen Fachkräftepotenzial und kreativem Umfeld punkten“, erklärt Boschem.

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