Düsseldorf. Die Verbraucherzentrale NRW hat die Preise in Supermärkten verglichen. Weil die Unterschiede so enorm sind, fordert sie nun Maßnahmen.

Gewinnmitnahmen, unerklärliche Preisspannen, nicht nachvollziehbare Verteuerungen – die Verbraucherzentrale NRW übt scharfe Kritik am Lebensmittelhandel und den Herstellern. In ihrem aktuellen Marktcheck verweist sie auf Studien, wonach mindestens ein Drittel der festgestellten Preisunterschiede nicht auf Mehrkosten zurückzuführen seien. Zudem gingen die Preise unerklärlich stark auseinander. Deshalb fordern die Verbraucherschützer eine Stärkung des Kartellamts und die Einrichtung einer Preistransparenzstelle, wie es sie für Tankstellen bereits gibt.

Für ihren Marktcheck hat die Verbraucherzentrale NRW im Mai 19 Grundnahrungsmittel in 20 Filialen von vier großen Einzelhändlern in NRW-Großstädten verglichen. Bei 17 der 19 verglichenen Lebensmittelpreise hätten sich Preisdifferenzen von über 100 Prozent ergeben. So kostete ein Liter Sonnenblumenöl in einem Markt 1,99 Euro – in einem anderen 6,12 Euro: ein Unterschied von 207 Prozent.

Verbraucherzentrale NRW: Wer vergleicht, spart pro Einkauf bis zu 36 Euro

Blumenkohl, Spaghetti, Kartoffeln: Bei diesen Produkten hat die Verbraucherzentrale besonders eklatante Preisunterschiede festgestellt. Zwischen 300 und 450 Prozent lägen demnach zwischen dem billigsten Blumenkohl in Supermarktfiliale A und Supermarktfiliale B. Teilweise handle es sich sogar um Filialen der gleichen Kette.

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Am größten sei die Preisspanne mit 454 Prozent bei Kartoffeln gewesen, die niedrigste bei Hühnerbrust der Haltungsstufe B mit immer noch deutlichen 69 Prozent Preisunterschied. Die Verbraucherzentrale gibt an, die in den Märkten jeweils günstigsten Basic-Produkte miteinander verglichen zu haben. Bio- oder Fairtradeprodukte etwa seien nicht untersucht worden.

Die Verbraucherzentrale NRW fordert die Schaffung einer Preistransparenzstelle

Für alle 19 Nahrungsmittel haben die Verbraucherschützer bei ihrem teuersten Einkauf bei nur einer Filiale 71,58 Euro bezahlt; beim Einkauf in verschiedenen Filialen kostete der gleiche Warenkorb dagegen nur 34,78 Euro. Vergleichen lohne sich also, so die Verbraucherzentrale: „Wer gezielt einkauft und No-Name-Produkte wählt, kann den Geldbeutel schonen.“ Discounter seien zudem nicht grundsätzlich die beste Adresse zum Sparen: Butter, Sonnenblumenöl und Blumenkohl seien hier sogar „mit am teuersten“ gewesen.

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Angesichts der insgesamt nur langsam fallenden Lebensmittelpreise geht Vorstand Wolfgang Schuldzinski davon aus, „dass uns das Thema Ernährungsarmut weiter begleiten wird.“ Er sieht in den Ergebnissen des Marktchecks „Anzeichen für Gewinnmitnahmen sowie unzureichenden Wettbewerb“ und fordert die Politik zu Maßnahmen auf, zu allererst der Schaffung einer Preistransparenzstelle. So könnten „mögliche Übergewinne“ besser erfasst und unterbunden werden. Zudem solle das Kartellamt gestärkt und die Berechnungsgrundlage für die Grundsicherung angepasst werden.

Einen klaren Verantwortlichen für die Preissprünge benennt die Verbraucherzentrale NRW nicht. Während manche Experten die Supermärkte in der Verantwortung sehen, zeigen diese auf die Hersteller. Edeka, Rewe und Aldi kritisierten zuletzt überzogene Preisforderungen der Lebensmittelindustrie. Lidl befindet sich derzeit im Preisstreit mit Haribo, Edeka mit Mars.