Berlin. Union-Kanzlerkandidat Merz ist skeptisch, ob Deutschland genug grünen Wasserstoff bekommen kann. Nun bietet sich Schottland als Lieferant an.

Im Zuge der Energiewende soll Wasserstoff das klassische Erdgas in der deutschen Industrie ablösen. Doch unlängst hatte Union-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz für Aufsehen gesorgt, als er öffentlich daran zweifelte, dass für die Stahlindustrie ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen werde.

Unklar ist noch, wer die nötigen Mengen liefern kann. Projekte sind unter anderem mit Kanada, Namibia und den Vereinigten Arabischen Emiraten beschlossen. Doch ein großer Lieferant liegt viel näher: Schottland, bisher für Öl- und Gasförderung bekannt.

Scottish Government releases plan to make Scotland key producer of hydrogen
„Wir werden mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen können“, sagt Gillian Martin, schottische Energieministerin. © picture alliance / empics | Andrew Milligan

Schottland: Energieministerin verspricht: „Wir können grünen Wasserstoff liefern“

„Wir werden mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen können“, sagtr Gillian Martin, schottische Energieministerin, unserer Redaktion. „Mit dem überschüssigen Strom produzieren wir grünen Wasserstoff. Und den können wir nach Deutschland liefern.“ Mit Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen sowie der Bundesregierung sind bereits Abkommen unterzeichnet. Der Bedarf ist riesig, nach Zahlen der Deutschen Energieagentur Dena braucht Deutschland 2030 rund 66 Terawattstunden Wasserstoff, ein Großteil muss importiert werden. Schottland könnte dann mehr als die Hälfte liefern.

Innerhalb Großbritanniens ist die Region weitgehend unabhängig, mit teils eigenen Gesetzen. So unterscheidet sich auch die Energiepolitik. Das Land will 2045 klimaneutral sein, lehnt Atomenergie und Fracking an Land ab und baut in großem Stil Windenergie aus. Denn Wind weht reichlich im hohen britischen Norden. Geplant sind zahlreiche feste und schwimmende Windparks mit mehr als 40 Gigawatt (GW) Leistung, vor allem vor der Ostküste und im Nordwesten. Windkraftanlagen mit drei GW Leistung liefern bereits Strom. An Land sind bereits gut zehn GW Leistung installiert. In Deutschland laufen nach Angaben des Windenergieverbands BWE zurzeit Windanlagen mit einer Leistung von insgesamt 63,5 GW.

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Transportiert werden soll der Wasserstoff zunächst per Schiff – bis eine Pipeline fertig ist

Selbst wenn Schottland mit dem Windstrom noch Teile Englands versorgt, wird einiges übrigbleiben, das in Wasserstoff umgewandelt werden soll. „Bereits heute wird Wasserstoff an zahlreichen Orten hergestellt, allerdings in kleinem Maßstab“, sagt Energieministerin Martin, etwa auf den nördlich des Festlands gelegenen Orkney-Inseln oder in Aberdeen, der Ölhauptstadt Schottlands. Mit Wasserstoff, so die Idee, kann das Land das Öl und Gasgeschäft ablösen. Die Quellen in der Nordsee, die Großbritannien Jahrzehnte lang Geld einbrachten, versiegen langsam. Die fossile Industrie bietet einen Vorteile: Offshore-Personal und Infrastruktur vor der Küste.

£150m for offshore wind will create sustainable supply chain, minister says
Schottland setzt stark auf Windenergie. © picture alliance / empics | Anna Gowthorpe

Transportiert werden solle der Wasserstoff zunächst per Schiff, sagt die Energieministerin. „Wir hoffen auf eine Pipeline, die von Schottland über Nordengland nach Deutschland verläuft.“ Denn Transport durch eine Leitung ist deutlich günstiger. Dann wäre der schottische Wasserstoff auch billiger als Gas etwa aus Kanada. Eine Studie im Auftrag des staatlichen Net Zero Technology Centers in Aberdeen schätzt, die Pipeline könnte rund 3,1 Milliarden Euro kosten. Endpunkt wäre Emden in Niedersachsen.

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Projekte gibt es bereits: Hylion, gesteuert von MHP, eine Beratungsfirma aus dem Porsche-Konzern. Zu den Partnern gehören Siemens Energy, der Baukonzern Bilfinger und der Industriegase-Spezialist Messer Group. Bis die Pipeline fertig ist, soll der Wasserstoff mit besonderen Kühlcontainern per Lastwagen, Zug und Schiff transportiert werden. Als Umschlaghafen in Deutschland ist Duisburg vorgesehen. LH2Europe in Amsterdam, gegründet von ehemaligen Ölmanagern, plant, flüssigen Wasserstoff zunächst per Schiff nach Deutschland zu bringen.

Pipeline ist kostspielig: „Das kann kein Land allein stemmen“

Mit der Pipeline kann es noch dauern, wie auch Schottlands Energieministerin weiß. „Eine Pipeline kostet sehr viel Geld. Das kann kein Land allein stemmen“, sagt sie. „Wir sind aber jetzt zuversichtlicher als in den vergangenen Jahren, dass es vorangeht.“ Ein Problem aus Sicht der Schotten, die den Ausstieg Großbritanniens aus der EU für falsch hielten: Für Außenhandel ist die britische Regierung in London zuständig. Dort hat Labour nach Jahren die Konservativen abgelöst. Offenbar steigen die Chancen auf die Pipeline, weil die neue Regierung sich der EU annähert. „Es ist alles da“, sagt Martin mit Blick auf London und Brüssel. „Wir brauchen den politischen Willen zu handeln.“

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Was auf ein anderes Problem im Zusammenhang mit Wasserstoff weist: Sehr viel ist Projekt, wenig ist tatsächlich umgesetzt. Das gilt für die deutsche Wasserstoffstrategie und die Pläne für ein tausende Kilometer langes Leitungsnetz durch die Bundesrepublik genauso wie für Schottlands Wasserstoffziele. „Technologien sind da, der Markt muss sich entwickeln“, sagt die Energieministerin. Im Klartext: Theoretisch ist die Nachfrage hoch, theoretisch lässt sich Angebot schaffen. Aber viele warten ab. Zu hoch sind die Investitionssummen, die Risiken.

Abgesehen davon haben die Schotten große Konkurrenz. Deutschland hat bereits mit Namibia, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kanada über grünen Wasserstoff gesprochen. In Namibia und den Emiraten soll Strom aus Solarkraftwerken den grünen Wasserstoff erzeugen. An der kanadischen Westküste ist ein Windpark geplant.

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Noch gibt es nur Absichtserklärungen, wie jene, die Deutschland, Italien und Österreich mit Algerien und Tunesien gerade geschlossen haben. In diesem Fall geht es um eine 3500 bis 4000 Kilometer lange Pipeline, mit der grüner Wasserstoff aus Nordafrika nach Süd- und Zentraleuropa fließen soll. Für die 3250 Kilometer des europäischen Teils sollen bestehende Gaspipelines umgerüstet werden. Derzeit bekommt Italien Erdgas aus Algerien durch die Transmed-Pipeline.

FAQ Balkonkraftwerk

Wann kommt die 800 Watt Grenze für Balkonkraftwerke?

Sobald das Solarpaket I in Kraft getreten ist und die Produktnorm für Balkonkraftwerke vom Verband Elektrotechnik Elektronik (VED) Informationstechnik angepasst wurde, sind die 800 Watt erlaubt. Bis dahin können Wechselrichter mit 800 Watt Leistung trotzdem genutzt werden – die Leistung muss aber gedrosselt werden.

Kann ich einen 600 Watt Wechselrichter auf 800 Watt umstellen?

Viele Hersteller bieten Wechselrichter mit 800 Watt oder mehr an, die gedrosselt werden können. Das funktioniert manuell direkt am Wechselrichter oder über eine App, die viele Hersteller anbieten. Ein Wechselrichter mit einer Maximalleistung von 600 Watt kann in der Regel nicht einfach umgestellt werden. Hier muss dann in einen Neuen investiert werden.

Was passiert, wenn ich mehr als 800 Watt einspeise?

Der Elektromeister und YouTuber Karl Helmut warnt 2023 in einem Video davor, dass ein 800-W-Balkonkraftwerk zu einer Überlastung der Hauselektronik führen könnte. Das würde vor allem Altbauten mit einer veralteten Elektronik betreffen.

Was sind die Bauteile von einem Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk besteht aus mehreren Schlüsselkomponenten. Diese ermöglichen es, Sonnenlicht direkt auf dem eigenen Balkon in elektrische Energie umzuwandeln, die entweder selbst genutzt oder ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.

Solarpaneele: Das Herzstück jedes Balkonkraftwerks. Diese Paneele fangen die Sonnenstrahlen ein und wandeln sie in Gleichstrom (DC) um. Sie sind speziell dafür konzipiert, auch auf kleinem Raum maximale Energie zu erzeugen.

Wechselrichter: Diese Komponente ist entscheidend für die Umwandlung des von den Solarpaneelen erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom (AC), der von Haushaltsgeräten genutzt werden kann. Für Balkonkraftwerke eignen sich besonders Mikro-Wechselrichter, da sie direkt an einzelne Solarpaneele angeschlossen werden können, was eine effiziente Energieausbeute und einfache Installation ermöglicht.

Montagesystem: Eine stabile und sichere Montage ist entscheidend, um die Solarpaneele optimal zur Sonne auszurichten und sie sicher am Balkon zu befestigen. Die Montagesysteme sind so gestaltet, dass sie auch bei begrenztem Platz und unterschiedlichen Balkonkonstruktionen eine maximale Sonneneinstrahlung gewährleisten.

Anschluss- und Sicherheitstechnik: Kabel, Stecker und Sicherheitseinrichtungen wie ein Überlastschutz sorgen dafür, dass das Balkonkraftwerk sicher mit dem häuslichen Stromnetz oder dem öffentlichen Netz verbunden werden kann. Sie schützen zudem vor elektrischen Fehlern und garantieren die sichere Funktion des Systems.

Was ändert sich für Balkonkraftwerke ab 2024?

Mit dem Solarpaket I treten 2024 wichtige Änderungen für Balkonkraftwerke in Deutschland in Kraft, die deren Nutzung erheblich vereinfachen sollen. Hier sind einige der wichtigsten Neuerungen im Überblick:

Mehr Leistung: Die maximale Ausgangsleistung von Wechselrichtern für Balkonkraftwerke wird von 600 Watt auf 800 Watt angehoben. Außerdem wird die zulässige Gesamtnennleistung der Anlagen auf bis zu 2000 Watt erhöht.

Vereinfachte Anmeldung: Die Registrierung von Balkonkraftwerken im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur wird vereinfacht, indem die Anzahl der erforderlichen Angaben reduziert wird. Eine separate Anmeldung über den Netzbetreiber soll wegfallen.

Bauliche und technische Vorschriften: Es gibt Lockerungen in den baulichen Anforderungen. Beispielsweise entfällt die Pflicht zur statischen Berechnung für kleinere Anlagen unter 200 Watt, und auch die Brandschutzauflagen sowie die Optik der Module betreffende Regelungen sollen flexibler gestaltet werden.

Stärkung der Rechte von Mietern und Eigentümern: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzt sich dafür ein, die Installation von Balkonkraftwerken als privilegierte Maßnahme im Mietrecht und Wohneigentumsgesetz zu verankern, was es Mietern und Eigentümern erleichtert, solche Anlagen zu installieren.