Berlin. Der Schritt war fast erwartet worden: Russland beliefert einen seiner besten Kunden in der EU nicht mehr. Welche Folgen das nun hat.
Russland hat seine Gaslieferungen nach Österreich nach Angaben des österreichischen Energieunternehmens OMV von Samstag an gestoppt. Die OMV habe von der Gazprom Export eine entsprechende Information bekommen, teilte die teilstaatliche OMV am Freitagabend mit.
Der Stopp der Lieferungen gilt als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil der Internationalen Handelskammer. In einem Streit mit Gazprom wurde der OMV 230 Millionen Euro Schadensersatz zugesprochen. Die Österreicher wollten diese Summe mit laufenden Gazprom Lieferungen verrechnen.
Am frühen Samstagmorgen war es dann so weit: Gazprom setzte den Lieferstopp mit nur gut zwölf Stunden Vorwarnung um 6.00 Uhr durch.
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Österreichs Kanzler: „Wir lassen uns nicht erpressen“
Kanzler Karl Nehammer nahm bereits am Freitagabend zu der Entwicklung Stellung. Das Land habe vorgesorgt, versicherte er. Auf der Plattform X versprach er: „Niemand wird im Winter frieren“. Österreich habe sich darauf eingestellt, dass Gazprom mit einem Lieferstopp reagieren würde. „Wir lassen uns nicht erpressen“, sagte er. Moskau habe Österreich im Zuge des Ukraine-Krieges wegen EU-Sanktionen gegen Russland unter Druck setzen wollen.
Es ist das eingetreten, worauf wir uns seit Kriegsausbruch in der Ukraine vorbereitet haben. Ich wurde am Nachmittag informiert, dass die Gazprom die Lieferungen an die OMV morgen früh einstellt.
— Karl Nehammer (@karlnehammer) November 15, 2024
Ich kann versprechen: Niemand wird im Winter frieren, keine Wohnung wird kalt… pic.twitter.com/bsHFl0lbBY
Österreichs Gasspeicher sind gut gefüllt
Die OMV hatte angekündigt, die nächsten Gaslieferungen so lange als bezahlt anzusehen, bis der Betrag aufgebracht ist. Österreich gehörte in der EU zu den wenigen Ländern, die auch 2024 Gas von Russland bekommen. Der Anteil lag durchschnittlich bei 80 Prozent.
Die OMV und der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, versicherten zuletzt mehrfach, dass durch einen solchen Schritt im Land keine Gas-Mangel-Lage entstehen werde. Im Vergleich zum Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen sei die Situation inzwischen aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Bezugsquellen deutlich besser. Außerdem seien alle Speicher zu rund 90 Prozent voll. Allein das Gas aus den Speichern reicht für Österreich rund ein Jahr.
Künftig soll Gas aus Norwegen kommen
Die OMV bereitet sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.
Auch ohne die aktuelle Entwicklung wäre die seit 1968 bestehende Kooperation zwischen Österreich und Russland wohl vor dem Aus gestanden. Ende des Jahres endet der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei - und er wird voraussichtlich nicht verlängert werden.