Berlin. Dieser Abgang trifft Boeing hart: Die Frau, die das größte Problem des Flugzeugbauers lösen sollte, hört nach weniger als einem Jahr auf.

Der Flugzeugbauer Boeing kommt nicht zur Ruhe. Zwar scheint das Unternehmen einen Zivilprozess – wegen eines Absturzes in Äthiopien – abwenden zu können. Zwar hat man sich gerade erst mit den Gewerkschaften auf ein Streikende geeinigt, da kommt schon die nächste Hiobsbotschaft.

Sie betrifft ausgerechnet den Bereich, an dem Experten die Probleme der letzten Jahre festgemacht haben: die Qualität. Genauer gesagt: die mangelnde Qualität. Noch genauer: die Qualitätskontrolle.

Anfang des Jahres, als eine Boeing 737 der Alaska Airlines im Flug eine Tür verlor, war die Ursache schnell klar: Einige Bolzen fehlten. Daraufhin empfahlen die Aufsichtsbehörden, die Qualitätskontrollen drastisch zu verbessern, auch und gerade bei den Zulieferern.

Frauen sollen Boeing retten

Von Qualitätsproblemen wurde die Firma geradezu geplagt. Der letzte schwere Vorfall ereignete sich erst am Sonntag in Rom, als eine Boeing 787-9 notlanden musste. Die Verluste schießen in die Höhe. Vorstandsvorsitzender Kelly Ortberg strich 17.000 Stellen und brachte mehr als 24 Milliarden Dollar vom Eigenkapital auf, um das Unternehmen finanziell zu stützen.

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Vor allem fand er die viel gesuchte Trümmerfrau: Elizabeth Lund. Die 59-Jährige wurde mit der Qualitätskontrolle für Verkehrsflugzeuge betraut. In der derzeitigen Lage wohl der härteste Job, den sie bei Boeing zu vergeben hatten.

Streik bei Boeing
Boeing-Chef Kelly Ortberg muss einen harten Abgang verkraften. © DPA Images | Marian Lockhart Boeing

Die Trümmerfrau geht

Lund, seit 33 Jahren in der Firma, gilt als Kennerin, als Insiderin. Die „Boeing-Veteranin“ („Wall Street Journal“) stellte dafür sogar ihre Pensionspläne zurück. Sie sollte einen Sicherheits- und Qualitätsplan entwerfen und der Flugaufsicht vorlegen, der FAA. Das tat Lund auch.

Nun aber passierte, was Boeing nicht gebrauchen konnte und das Vertrauen der Märkte nicht gerade steigern wird: Die Top-Führungskraft warf das Handtuch, Lund gibt auf und geht in Rente. Ein Abgang zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Jetzt soll Doug Ackerman ihre Position übernehmen, bisher als Vizepräsident für die Qualitätskontrolle bei Zuliefern verantwortlich.

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