Berlin. „Max“ steht für ein Flugzeug von Boeing – und maximalen Rufschaden. Lesen Sie die Geschichte eines Mannes, der auf Nummer sicher geht.

Ed Pierson ist guter Dinge und entspannt. Flugangst ist nicht sein Thema, im Gegenteil. Pierson ist viel unterwegs und mit Flughäfen bestens vertraut.

Im Airport in Seattle passiert er die Sicherheitskontrolle und holt sich noch einen Kaffee. Danach besteigt er das Flugzeug nach New Jersey, geht die Reihen entlang und denkt sich noch, wie „irgendwie neu“ alles anmute. Dann setzt er sich hin und schaut gedankenverloren auf die Notfallkarte in der Sitztasche.

„Ich möchte aus dem Flugzeug aussteigen“

Und da steht er gut lesbar, der Flugzeugtyp, und „dass es ein Max war.“ Da schießt ihm ein Gedanke durch den Kopf: Raus, nichts wie raus.

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Pierson springt auf, rennt davon, gerade noch rechtzeitig, als die Flugbegleiterin die Vordertür schließt. Er eröffnet hier: „Ich hätte den Max nicht fliegen sollen.“ Sie sagt: „Was wissen Sie über den Max?‘“ Er antwortet, „ich kann jetzt nicht ins Detail gehen, aber ich hatte nicht vor, mit Max zu fliegen, und ich möchte aus dem Flugzeug aussteigen.‘“

Sicherheitsexperte geht auf Nummer Sicher

Max steht für Boeing 737 Max 9, der Krisentyp, der Pannen und Abstürzen „Boeing“ in Turbulenzen gebracht hat. Die letzte Horrorpanne war erst im Januar.

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Es ist verständlich, dass Reisende den Pannenflieger meiden, so wie Pierson, der schon bei der Buchung eigentlich darauf geachtet hatte, dass sein Flugzeug kein Max ist. Für das Unternehmen dürfte es niederschmetternd sein, dass Passagiere seine Flugzeuge meiden.

Hersteller kämpft ums Überleben

Aber richtig blöd ist, dass Pierson nicht bloß ängstlich oder scheu ist oder aus einem komischen Gefühl heraus handelt. Pierson ist vielmehr ein absoluter Fachmann. Bei den Militärs war er früher ein Geschwaderkommandeur, später Manager bei Boeing und geschäftsführender Direktor der Sicherheitsgruppe „Foundation for Aviation Safety“.

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Wenn einer die Boeing 737 Max 9 richtig einschätzen kann, dann Sicherheitsexperte Pierson. Und wenn so einer einen ganzen Tag im Flughafen verbringt, nur um einen anderen Jet zu bekommen, dann werden sich erst recht viele Menschen bestätigt fühlen. Pierson sagte CNN, „es habe sich gelohnt, den ganzen Tag am Flughafen zu verbringen, um den Flug mit der Max zu vermeiden“.

Boeing hat gravierende Probleme bei Lieferanten und Fertigung, aber noch mehr: ein Imageschaden. Wenn ein Fachmann wie Pierson auf keinen Fall mit einem „Max“ fliegen will, dann dürften viele andere Fluggäste seinem Beispiel folgen. Mit dem Wissen werden sich Airlines zweimal fragen, ob sie „Max“ wirklich noch mal bestellen sollen. Darob ist das Unternehmen längst in einer Abwärtsspirale und kämpft ums Überleben.

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