Essen. Angehende Maler und Lackierer in NRW sind mit ihrer Ausbildung unzufrieden. Eine junge Frau aus dem Sauerland kennt Gründe.
- Der Deutsche Gewerkschaftsbund in NRW hat über 2000 Azubis der 25 häufigsten Ausbildungsberufe befragt: Wie zufrieden sind sie mit der Lehre und stimmt das Drumherum?
- Im Ranking schneidet der „Maler und Lackierer“ am schlechtesten ab.
- Eine junge Frau aus dem Sauerland, die ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin inzwischen abgeschlossen hat, kennt die Gründe.
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„Es gab Momente, da hätte ich alles hinschmeißen können. Als Frau im Handwerk hat man mir viele Sprüche gedrückt, auch sexistische Bemerkungen gemacht, mich bedrängt. Das hat sich durch mein komplettes bisheriges Berufsleben gezogen. Aber es gab auch Kollegen, die sich gerade in der Ausbildung für mich eingesetzt haben. Deshalb bin ich geblieben.
In meinem ersten Ausbildungsbetrieb durfte ich wahnsinnig viel ausprobieren. Das war ungewöhnlich und richtig gut. Mitschüler aus der Berufsschule haben oft nur gefegt. Ich habe auch schon Azubis das Unkraut im Vorgarten ihres Chefs zupfen sehen. Das macht Leute zu recht unzufrieden.
Bei mir war das zwar anders, aber ausgebildet wurde ich auch nicht nach einem Ausbildungsrahmenplan, sondern nach Auftragslage. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass ein Geselle sich mal die Zeit nimmt, mit mir Sachen in der Werkstatt zu üben, und ich das Handwerk so lerne, wie es logisch ist. Mein Ausbilder war der Chef, aber der war auf den Baustellen selten dabei. Als es interne Probleme gab, habe ich den Arbeitgeber gewechselt. Dort war die Stimmung etwas anders. Man hat mich spüren lassen, dass ich Auszubildende war. Ich habe oft nur Vorarbeiten gemacht, war nie so richtig Teil des Teams. Trotzdem mochte ich meine Arbeit immer gern.
Unzufrieden macht das Drumherum: Bei Frauen im Handwerk sind Toiletten ein großes Thema. Eigentlich müssen wir auch auf Baustellen ein eigenes Klo haben. Stehen dann da mit Glück zwei Dixis, benutzen die alle, ich genauso wie die ganzen Männer. Das war mir immer zu viel. Ich bin, wenn möglich, lieber mit dem Auto zur Firma gefahren.
Ich habe nicht den Eindruck, dass in allen Betrieben schon richtig angekommen ist, dass sie um junge Leute werben müssen. Es gibt bestimmt einige, die das gut können, aber das ist nicht die große Masse. Trotzdem finde ich es falsch, einfach nur zu meckern. Mir hat der Austausch in der Gewerkschaft IG Bau echt geholfen, deshalb engagiere ich mich da und würde mir wünschen, dass Betriebe da offener sind. Gerade führen wir Tarifverhandlungen, auch, damit es für junge Leute besser wird.“