Essen. Hitze oder starke Unwetter wie aktuell in Spanien töten jährlich Tausende. Eine Studie zeigt: Ohne den Klimawandel wären viele noch am Leben.

In Spanien haben heftige Unwetter zu Überschwemmungen geführt. Die Katastrophe forderte bisher über 200 Menschenleben – der spanische Wetterdienst spricht von einem „historischen Unwetter“. Es dürfte aber deutlich mehr sein als das: Fast zeitgleich mit dem verheerenden Unwetter in Spanien veröffentlicht die akademische Initiative World Weather Attribution (WWA) eine Studie, die zeigt, inwieweit der Klimawandel bei den zehn tödlichsten Naturkatastrophen der letzten 20 Jahre seine Finger im Spiel hatte.

Das erschreckende Fazit: seit 2004 waren zehn Extremereignisse weltweit für mehr als 570.000 Todesfälle verantwortlich – darunter vier Hitzewellen in Europa. Die Autoren kommen zu dem Schluss: gefährliche Wetterlagen wie die in Spanien werden in Zukunft weiter zunehmen.

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Klimawandel für Hunderttausende Todesfälle verantwortlich

Neben den vier Hitzewellen in Europa untersuchten die Forscher unter anderem die Dürre im Jahr 2011 am Horn von Afrika, die 258.000 Todesopfer forderte, und den tropischen Wirbelsturm „Nargis“, der 2008 in Myanmar 138.366 Menschen tötete. Überall fanden sie die Fingerabdrücke des Klimawandels. Dafür haben sie reale Wetterdaten mit Computersimulationen verglichen, die zeigen, wie sich Wetterszenarien ohne den Einfluss der globalen Erwärmung entwickeln.

Das Ergebnis zeigt, wie gefährlich extreme Wetterereignisse bei einer globalen Erwärmung von 1,3 Grad bereits sind. Die Forscher rechnen mit etwa 3 Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts. Das werde die Gefahren, die von Extremwetterereignissen ausgehen, weiter verschärfen. „Ohne den Klimawandel hätte es weniger Opfer gegeben“, bilanziert Studienleiterin und WWA-Mitgründerin Friederike Otto. Jede der untersuchten Katastrophen habe er verschärft. „Der Klimawandel ist nicht weit weg, er trifft jedes Land, jede Stadt.“

2019 traf Zyklon „Idai“ auf Mosambik und richtete enorme Schäden an. Millionen Menschen waren betroffen, über 1000 kamen ums Leben. (Archivbild)
2019 traf Zyklon „Idai“ auf Mosambik und richtete enorme Schäden an. Millionen Menschen waren betroffen, über 1000 kamen ums Leben. (Archivbild) © INGC / dpa

Die tatsächliche Anzahl der Todesopfer dürfte laut den Forschenden sogar noch höher liegen. „Wir betonen, dass unsere Studie nicht die Hunderttausenden von hitzebedingten Todesfällen erfasst, die in den meisten Regionen der Welt nicht routinemäßig gemeldet oder untersucht werden“, so die Autoren der Studie. Allein in Europa seien in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt etwa 90.000 Menschen infolge extremer Hitze gestorben. „Gerade hat eine Studie der ETH Zürich festgestellt, dass ohne den Klimawandel die Hälfte dieser Menschen überlebt hätte“, erklärt Otto.

Klimawandel verstärkt Hitze, Dürre und Starkregen

Die Autoren der Studie weisen aber auch darauf hin, dass sich der genaue Einfluss des Klimawandels nicht so einfach in Zahlen benennen lässt. Je nach Klimamodell unterscheiden sich die Ergebnisse von Studien – aber gerade in früheren Untersuchungen sei der Einfluss des Klimawandels eher unterschätzt worden.

Demnach zeigten frühere Studien zu den extremen Regenfällen und Überschwemmungen in Indien im Jahr 2013, dass der von Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses erhöht habe. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit der extremen Regenfälle verdoppelt und sie um 11 Prozent verstärkt hat.

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Otto appelliert an die Politik: „Wir verfügen über die Technologien, um fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen und eine sicherere, gesündere Welt aufzubauen.“ Dafür brauche es aber auch Engagement in der Politik. Die Autoren fordern unter anderem Ersatz für fossile Brennstoffe, mehr Hochwasserschutz, bessere Frühwarnsysteme, Begrünung in Städten und Renaturierung von Flüssen.