Berlin. Ein Start-up stellt einen neuartigen Antrieb vor. Vorerst beflügelt er kein Flugzeug – nur die Fantasie. Gehört Überschalljets die Zukunft?

Überschallflugzeuge gelten in der zivilen Luftfahrt als ausgemustert. Aber ihre Rückkehr zeichnet sich ab. Neben der Weltraum-Agentur Nasa versuchen auch kleine Start-ups ihr Glück. Das Technikportal „Futurezone“ berichtet jetzt von einem neuartigen Antrieb.

Der Hersteller aus dem texanischen Houston heißt „Venus Aerospace“, das Antrieb „VDR2“, der Erstflug mit einer Drohne soll bereits 2025 anstehen. Das Versprechen ist atemberaubend: Eine Reisegeschwindigkeit von bis zu Mach 4, rund 4.900 Kilometer in der Stunde. Das wäre mehr als doppelt so schnell wie einst die legendäre „Concorde“. Von London nach New York in einer guten Stunde?

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Flugzeuge fliegen in unterschiedlichen Höhen, je nach Typ, Strecke, äußeren Bedingungen. Verkehrsflugzeuge operieren meist zwischen 9000 und 12.8000 Metern. Das Konzept der Texaner sieht vor, dass ein normaler Jetantrieb die Maschine auf fast 50 Kilometer Höhe bringt. Erst dann werde der VDR2-Antrieb aktiviert. Ist es noch ein Flugzeug und schon eine Rakete?

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Das Konzept wird als Mischung aus einem Umlaufdetonationstriebwerk und einem Staustrahltriebwerk beschrieben, für „Futurezone“ das „Beste aus zwei Welten“. Die Luft wird nicht durch bewegliche Teile komprimiert – durch Turbinenschaufeln etwa –, sondern durch den Aufbau des Triebwerks. Erst dann wird Brennstoff zugemischt, der sich entzündet. Das entstehende expandierende Gas erzeugt den Schub. 

Triebwerk mit großem Potenzial

Staustrahltriebwerke funktionieren erst ab einer Mindestgeschwindigkeit, sie würden ohnehin auch zu viel Treibstoff verbrauchen. Bei Raketen greift man auf Booster zurück, auf Hilfsraketen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bescheinigt solchen Antrieben „ein großes Potenzial“. Staustrahlantriebe seien seit Jahren weltweit „Gegenstand intensiver Forschung“. Das ist nun wirklich – Raketenwissenschaft.

Genauer gesagt, setzt Venus Aerospace auf ein Umlaufdetonationstriebwerk, das ebenfalls ohne bewegliche Teile auskommt. Das Konzept basiert auf einer Detonationswelle, die in einem kreisförmigen Kanal umläuft. Brennstoff und Oxidationsmittel werden in den Kanal eingespritzt. Die Detonation verursacht dabei eine Schockwelle, die sich mit Überschallgeschwindigkeit ausbreitet.

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Ungelöste Hausaufgaben

Andrew Duggleby, der technische Leiter von Venus Aerospace, bezeichnet den Antrieb als „bahnbrechend“. Es ist eine typisch amerikanische Geschichte. Schließlich besteht die kleine Firma – Raketenwissenschaftler und Ingenieure – erst seit vier Jahren und wird vollständig mit Risikokapital finanziert, bisher 70 Millionen US-Dollar.

Die DLR verweist auf noch viele „strömungsphysikalische und thermodynamische Herausforderungen“ bei solchen Antrieben. Das gilt auch für das Material, da sich das Innere der Triebwerke auf über 2000 Grad Celsius erhitzen kann. Und dann ist da noch der Lärm, ein Problem bei Überlandflügen und ein wichtiges Kriterium für eine Zulassung in der zivilen Luftfahrt. Beflügelt wird deshalb vorallem vorerst die Fantasie – bis zum Erstflug.  

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