Essen. Frauen und Männer sollten gleichgestellt sein, die Realität sieht oft anders aus. Das fängt mit Rollenbildern an und reicht bis zu Sexismus.
Trotz rechtlicher Gleichstellung bleibt die Realität häufig ernüchternd: Frauen sind in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert, verdienen teilweise für die gleiche Arbeit weniger und sind oft alltäglichem Sexismus ausgesetzt. Ein gesellschaftliches Umdenken ist nötig, um diese Missstände zu beheben.
Über das alte Rollenbild „Die Frau gehört in die Küche und der Mann geht arbeiten“ ist die Mehrheit der Gesellschaft längst hinaus. Doch warum werden Frauen trotz gleicher Qualifikation und Leistung immer noch seltener in Führungspositionen berufen? Statistiken belegen, dass Frauen in den Führungsetagen stark unterrepräsentiert sind. In den Dax-40-Unternehmen liegt der Frauenanteil in den Vorständen gerade einmal bei knapp 25 Prozent – und das trotz Frauenquote. Es geht in dieser Debatte nicht nur um Quoten, sondern darum, welche Rollenbilder häufig noch vertreten werden.
Es geht nicht darum, Männer zu verdrängen: Es müssen aber stereotypische Rollenbilder aufgebrochen werden
Während meines Studiums habe ich auf Messen gearbeitet. Die Kommentare, die ich mir dort - von Männern - anhören musste, waren oft unterirdisch – und leider spiegeln sie immer noch eine verbreitete Realität wider. Sprüche wie „Bietest du danach auch noch was an?“ oder „Setz dich doch mal hinter mich auf das Motorrad“ zeigen, dass viele Männer Frauen immer noch als Sexobjekte sehen. Als ich dann von meinem Studium erzählte, wurde ich belächelt. Und das sind keine Einzelfälle: Eine Freundin erzählte mir letztens, dass ihr Chef doch „ihr T-Shirt mit dem Ausschnitt gestern viel schöner fand“.
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Es geht bei der Debatte nicht darum, Männer aus Führungspositionen zu verdrängen, sie zu verteufeln, zu pauschalisieren. Es geht darum, dass Qualifikation und Leistung zählen sollten – und nicht das Geschlecht oder das Aussehen. Eine Frau ist genauso dazu geeignet, ein Unternehmen zu leiten, wie ein Mann. Natürlich bei geeigneter Qualifikation – und nicht nur für Quote.
Frauenquote ist „leider“ notwendig
Es braucht mehr Austausch auf Augenhöhe, mehr Miteinander, um Vorurteile abzubauen und Diversität in den Führungsetagen zu fördern. Plattformen wie das Netzwerk Generation CEO setzen sich genau dafür ein. Daniela Mündler, eine der Mitglieder und CEO von samplistick, bringt es auf den Punkt: „Hier wird keine Problemgruppe therapiert, sondern Perspektive gezeigt und ambitioniert gefördert.“ Genau darum es geht es doch. Es geht nicht darum, die Frau per se in eine Opferrolle zu stecken, sondern etwas zu schaffen, was eigentlich normal sein sollte: Chancengleichheit. Und dafür muss auch ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden.
Die Frauenquote ist dabei ein notwendiger Schritt, um strukturelle Ungleichheiten aufzubrechen. Veränderungen passieren nicht von alleine. Die Quote alleine reicht jedoch nicht. Es braucht einen kulturellen Wandel, der Frauen in ihrer Karriere unterstützt und sie nicht auf stereotype Rollen reduziert. Dazu gehört auch eine Paargerechtigkeit. Nicht nur die Frau ist für die Care-Arbeit zuständig. Und auch mit Kind sollte eine Karriere möglich sein. Ein weiterer wichtiger Punkt: Gleiche Arbeit sollte auch gleich bezahlt werden.
Keine Gleichberechtigung, wenn Männer und Frauen in gleicher Position nicht gleich bezahlt werden
Doch in Europa verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. In Deutschland liegt die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern bei stolzen 18 Prozent. Selbst bei gleicher formaler Qualifikation und ansonsten gleichen Merkmalen beträgt der Entgeltunterschied immer noch sechs Prozent.
Solange diese Ungleichheit besteht, ist von echter Gleichberechtigung keine Rede. Natürlich verbietet sich auch bei diesem Thema jede Pauschalierung. Nicht jede Frau wird diskriminiert, nicht jede verdient schlechter als ihr Kollege. Aber solange dies noch immer sehr oft passiert und Auswirkungen auf die Karriere und das Zusammenarbeiten hat, muss gesprochen werden. Und das ist nicht zu verhandeln.