Berlin. In den 90ern und 2000ern war Punica-Saft Kult. Wegen schlechter Verkäufe kam 2023 das Aus. Nun gab es ein Comeback, mit einer Neuerung.
Nostalgie und kein Ende. Ein Entertainer boxt sich aus dem Ruhestand zurück ins TV: Stefan Raab. Die erfolgreichste Britpop-Band der 90er geht wieder auf Tour: Oasis. Und in Deutschlands Supermärkten sprudelt bereits seit April wieder eine versiegt geglaubte Oase: die Punica-Oase.
Wer in 90ern und 2000ern jung war, erinnert sich wahrscheinlich an dieses Lebensgefühl. Auf dem Schulweg in unförmigen Buffalo-Plateauschuhen, den Tamagotchi immer im Blick, darf ein lebenswichtiges Accessoire im Diddlmaus-Rucksack nicht fehlen: eine Glasflasche klebriger Punica-Saft. Zu Hause laufen im noch linearen Musik-Fernsehen auf Viva und MTV Hits von Boygroups, Girlgroups und Blümchen-Techno in Dauerschleife. Davor, danach und dazwischen: Werbung für Punica.
Dann der Nostalgie-Schock für die heute mittlerweile erwachsenen Millenials: Im Jahr 2023 sollte die Fruchtsaftmarke Punica für immer aus den Supermarkt-Regalen verschwinden.
„Strategische Prioritäten überprüft“ – so kam das Punica-Ende
Wirtschaftlicher Hintergrund: Schon seit den 2010ern sanken offenbar die Umsätze. Der US-Getränkekonzern „Pepsico“ hatte 2022 die Mehrheit seiner Saftsparte einschließlich Punica an den Finanzinvestor „PAI Partners“ verkauft. Das neue Gemeinschaftsunternehmen „Tropicana Brands Group“ hatte die strategischen Prioritäten überprüft und die Entscheidung getroffen, Punica 2023 vom Markt zu nehmen, wie „Pepsico“ danach mitteilte.
Ein gutes Jahr nach ihrem Verschwinden war die Fruchtsaftmarke wieder in den Verkauf gegangen. Der Hamburger Getränkevermarkter „Columbus Drinks“ bestätigte: Das Kult-Getränk ist bereits seit April wieder in deutschen Supermärkten erhältlich. Allerdings wurden die Geschmacksrichtungen „Melon Tropic“, „Fruchtig Rot“ und „MultiVitamin“ angeblich überarbeitet und an den heutigen Zeitgeschmack angepasst.
Neue Zielgruppe: „Das Getränk für die ganze Familie“
Neu: den Saft gibt es ausschließlich in PET-Flaschen in den „to go Größen“ 500 ml oder 1000 ml zu kaufen. Damit gehört die ursprüngliche Glasflasche mit dem „Plopp“-Verschluss endgültig der Vergangenheit an. Auch neu: Richtete sich früher die Werbung hauptsächlich an Kinder, so sollen sich jetzt offenbar vor allem junge Eltern angesprochen fühlen. Kein Wunder, denn Punica-Kids von damals sind eben heute die größten Kaufentscheider.
Dazu passt, dass auf Social Media zwei bekannte Gesichter aus den 2000ern das Getränk promoten. Die 35-jährige Bahar Kizil von der 2006 gecasteten Girl-Group „Monrose“ und der einstige Teenie-Schwarm Jimi Blue Ochsenknecht, mittlerweile 32 Jahre alt. Beide eher verblasste Sternchen an Deutschlands Entertainment-Himmel. Ob diese Art der Promotion funktioniert?
„So schön war’s... auch ohne Handy“
Auf Instagram kann man Bahar Kizil beim Unboxing eines von Punica gestellten Geschenk-Pakets zusehen. Die darin enthaltenen Konsum-Fetische der 2000er-Kids werden brav und mit verklärtem Blick in die Kamera gehalten: Riesenohrringe, Ed Hardy-Mütze, eine Digicam und natürlich eine Saftflasche. Ihre Fans feiern das. Die meisten User reagieren – wer hätte das gedacht – vor allem mit nostalgischen Kommentaren. Früher war eben doch alles besser. Oder auch nicht. PLOPP!