Berlin. Mit dem Logistiker Schenker verliert die Deutsche Bahn ihren profitabelsten Geschäftszweig. Welche Folgen das für den Konzern hat.

Der Traum der Deutschen Bahn vom globalen Logistikkonzern zu Lande, zu Wasser und auf der Schiene ist endgültig ausgeträumt. Der Staatskonzern will seine hochprofitable Logistiktochter DB Schenker an den dänischen Logistikkonzern DSV verkaufen, wie der „Spiegel“ berichtet. Der Aufsichtsrat muss dem Deal jedoch noch zustimmen.

Mit dem Verkauf der Spedition Schenker trennt sich die Deutsche Bahn vom Kernstück ihrer internationalen Aktivitäten. Es war auch ein zentrales Element der Story, mit der der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn den Konzern für den einst geplanten Börsengang aufhübschen wollte.

Die Idee des Bahnvorstandes ist jedoch nie aufgegangen. Schenker war zwar ein lohnenswerter Zukauf. Andere Zukäufe wie das britische Bahnunternehmen Arriva oder die US-Firma Bax waren vor allem teuer. Die Bahn ist nun bald wieder ein auf das Geschäft mit der Eisenbahn in Deutschland konzentriertes Unternehmen. Die verbleibenden Auslandsaktivitäten sind gering.

Den Verkauf von DB Schenker fordern viele Experten seit langem. Es sei höchste Zeit, alle Kräfte auf die Sanierung der angeschlagenen Bahn zu konzentrieren. Der Verkauf von Schenker ist jedoch ein Befreiungsschlag mit Haken. Denn Europas größte Spedition war in den letzten Jahren die einzige große Gewinnquelle des Konzerns. Allein im vergangenen Jahr verzeichnete die Sparte ein operatives Ergebnis von 1,1 Milliarden Euro. Da die Frachtpreise auf dem Sinkflug sind, wird der Gewinn zwar tendenziell sinken. Aber die Deutsche Bahn verliert mit Schenker ihr Tafelsilber.

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    Auf der anderen Seite benötigt der Konzern derzeit jeden Euro. Die Gründe sind bekannt: Auf der Bahn lastet ein Schuldenberg von über 30 Milliarden Euro. Zudem werden hohe Beträge für die Modernisierung der Schienenwege und des Fuhrparks fällig. Verschiedene Medien melden einen Kaufpreis von 14 Milliarden Euro für Schenker.

    Mitarbeiter von DB Schenker befürchten einen Personalabbau.
    Mitarbeiter von DB Schenker befürchten einen Personalabbau. © DPA Images | Matthias Balk

    Das Geld wird zu einem großen Teil in den Abbau von Schulden fließen. Ansonsten droht dem Konzern eine Herabstufung durch die Ratingagenturen. Das hätte zur Folge, dass die Bahn für neue Anleihen höhere Zinsen bezahlen müsste. Das soll vermieden werden. Für den Abbau aller Verbindlichkeiten reicht der Verkaufserlös bei weitem nicht. Die Bahn bleibt also trotz des Milliardensegens arm.

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    Es drängt sich zugleich die Frage auf, wie die dann fehlenden Gewinne von Schenker ausgeglichen werden können. Die Gütersparte steckt tief in den roten Zahlen, der Nahverkehr ist längst nicht mehr so lukrativ wie in vergangenen Jahrzehnten und auch der Fernverkehr kränkelt noch leicht. Die Netzgesellschaft soll wiederum gemeinwohlorientiert arbeiten, also etwaige Gewinne wieder in die Entwicklung des Netzes und der Stationen stecken. Zugleich gibt Bahnchef Richard Lutz in seinem Sanierungskonzept ein Gewinnziel von gut zwei Milliarden Euro im Jahr 2027 an.

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    Auf die Bahn und ihre Beschäftigten kommt eine harte Zeit zu. 30.000 von 225.000 Stellen sollen entfallen, vor allem in der Verwaltung. Das verbliebene Personal soll produktiver werden – offen ist, was das in der Praxis heißt. Immerhin steht die Zusage, dass die Beschäftigten im Bahnbetrieb selbst vom Abbau nicht betroffen sein sollen. Die Mitarbeiter von DB Schenker fürchten dagegen nach dem Verkauf einen Personalabbau. Der Verkauf von Schenker schafft zumindest für die Sanierung des Bahn-Konzerns etwas Freiraum.