San Francisco. Elon Musk glaubt, dass Robotaxis die Zukunft von Tesla sind. Aber seine Autos halten nicht, was er verspricht. Mit verheerenden Folgen.
Bis Ende des Jahres sollten seine Teslas in der Lage sein, autonom zu fahren – ohne Überwachung durch den Fahrer. Das kündigte Elon Musk erst vergangene Woche an.
Jetzt kommt heraus: Bei einer tödlichen Kollision im April zwischen einem Tesla Model S und einem Motorradfahrer war der Autopilot eingeschaltet. Ein 28 Jahre alter Mann kam ums Leben. Das hätten Auswertungen des Bordcomputers ergeben, teilten die Behörden am Dienstag mit.
Tesla-Fahrer schaut auf sein Handy – dann hört er einen Knall
Der 56-jährige Fahrer des Fahrzeugs sei festgenommen worden, da er eingeräumt habe, zum Zeitpunkt des Unfalls auf sein Handy geschaut und sich blind auf das Assistenzsystem verlassen zu haben. „Das nächste, was er mitbekam, war, dass es einen Knall gab und das Fahrzeug nach vorne schoss und beschleunigte, als es mit dem Motorrad vor ihm kollidierte“, schrieb ein Polizist zur Unfallursache.
Das könnte Sie interessieren: Elon Musk: Trans-Tochter kontert nach Skandal-Interview – „Was zur Hölle!“
Der „Full Self-Driving Mode“ von Tesla („komplett selbstfahrend“) sieht aktuell jedoch vor, dass der Fahrer weiterhin das Geschehen überwacht. Das System würde den Wagen nicht zu einem autonom fahrenden Fahrzeug machen.
Schon Hunderte Unfälle mit Tesla-Autopilot
Bei dem Vorfall handelt es sich nicht um den ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Tesla. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) nimmt Tesla seit 2021 genauer unter die Lupe und untersuchte Hunderte Unfälle, an denen mutmaßlich der Autopilot beteiligt war. Das Ergebnis: Laut der Untersuchungsergebnisse aus dem April trug der Autopilot in mindestens 467 Fällen zum Unfall bei. 13 Unfälle endeten demnach tödlich.
Das Assistenzsystem wurde in den vergangenen Jahren immer wieder wegen seiner Schwächen kritisiert. Kritiker werfen Tesla unter anderem vor, beim Autopiloten nur auf Kameras und Künstliche Intelligenz, nicht aber zusätzlich auf ein dreidimensionales Laserscanning-System zu setzen, wie es unter anderem der Konkurrent Waymo nutzt.
Elon Musk macht mutige Ankündigung
Elon Musk, der aktuell vor allem damit beschäftigt ist, sich in den US-Wahlkampf einzumischen, spricht über diese Probleme nur sehr ungerne. Sein Traum: das vollautonome Fahren, bei dem sich die Fahrzeuginsassen zurücklehnen und entspannen können.
Auch interessant
Nach den enttäuschenden Quartalszahlen von Tesla regte Musk in einem Call mit Investoren an, dass diese den Autopiloten einfach mal ausprobieren müssten. Robotaxis seien die Zukunft von Tesla und könnten schon im nächsten Jahr auf den Straßen sein. „Ich würde jeden, der das System besser verstehen will, ermutigen, es einfach auszuprobieren und sich vom Auto herumfahren zu lassen.“ Wenn die Leute es erst einmal benutzt hätten, würden sie es gar nicht mehr abstellen. „Es ist ungemein überzeugend.“
Wall-Street-Analyst probiert Teslas Assistenzsystem aus – und crasht beinahe
Ein Wall-Street-Analyst tat genau dies. William Stein, der für Truist Securities arbeitet, schrieb seine Erfahrungen in einem Bericht auf. Sein Fazit: enttäuschend. „Die von uns beobachteten Mängel machen es schwierig, sich vorzustellen, was Tesla auf seinem Robo-Taxi-Event im Oktober enthüllen wird“, so Stein.
Der Wall-Street-Mann lobte zwar einige Verbesserungen des Systems, schilderte aber ebenso mehrere bedenkliche Situationen, die in seinen Augen mit Sicherheit zu Unfällen geführt hätten, wenn er nicht eingegriffen hätte.
Autopilot reagiert nicht auf Polizisten
So habe ein Warnsystem viel zu spät reagiert, als er seine Augen testweise komplett von der Straße abgewandt habe. In einer anderen Situation habe der Tesla Model Y über eine Kreuzung beschleunigt, als der Wagen davor nur teilweise nach rechts abgebogen war. „Mein schnelles Eingreifen war absolut notwendig, um einen ansonsten sicheren Unfall zu vermeiden“, schreibt Stein.
Musk macht Wahlkampf: Er will Trump mit monatlicher Riesenspende unterstützen
Ein weiteres Eingreifen sei erforderlich gewesen, als ein Polizeibeamter mit Handbewegungen signalisiert hätte, an den Straßenrand zu fahren, um einen Trauerzug passieren zu lassen. Zudem wechselte der Tesla zwei Mal die Spur, obwohl eine durchgezogene Linie signalisierte, dass Spurwechsel an dieser Stelle verboten waren.
Auf seinem Nachrichtendienst X äußerte sich Musk nicht zu dem tödlichen Vorfall. Stattdessen teilte er einen Bericht von einer europäischen Studie, wonach Tesla in einem Crashtest gut abgeschnitten haben soll.