Berlin. Nach dem desaströsen Bild, das die Bahn während der Fußball-EM abgegeben hat, fordert die Union Kosequenzen. Doch sie übersieht etwas.
Spottgesänge von Fans auf die Deutsche Bahn waren bezeichnend für den Zustand des Schienenverkehrs in Deutschland während der Fußball-Europameisterschaft. Auch viele Fußball-Weisheiten liefern treffende Beschreibungen der Lage. Da hat man schon kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu – das ist nur eine davon. Sinngemäß hat der Vorstand für die Infrastruktur der Bahn Pannen während der EM entschuldigt.
Die Turnierzeit brachte der Bahn zwölf Millionen Fahrgäste und den Verkehr über den Rand des Machbaren hinaus. Für die CDU ist der miserable Eindruck der internationalen Gäste Grund genug, den Rücktritt von Bahnchef Richard Lutz zu fordern. Stattdessen solle ein Sanierer den Konzern aus dem Tal der Tränen führen. Das ist dreist. Denn die Union trägt einen großen Teil der Verantwortung für den Verfall von Schienen und Brücken.
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Unter der Regierung von Angela Merkel und von Verkehrsministern der CSU wurde das Netz kaputtgespart. Auch die SPD sollte sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Als einstiger Finanzminister hat auch der heutige Kanzler Olaf Scholz bei der Bahn ebenfalls geknausert. Allerdings hat es Bahnchef Lutz auch nicht vermocht, Zusagen an eine bessere Qualität einzuhalten.
Bahn: Der Druck steigt – auch auf den Verkehrsminister
Lutz muss endlich liefern. Ein Wechsel würde die Probleme zurzeit aber eher vergrößern. Es ginge viel Zeit verloren, bevor ein neuer Bahnchef Wirkung entfalten könnte. Damit geriete die dringend benötigte Sanierung des Netzes womöglich weiter in Verzug. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die neue Strategie bei der Modernisierung der Strecken aufgeht.
Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wird der Testlauf für die Generalsanierung des Netzes. Wenn das Konzept nicht aufgeht, muss nicht nur der Bahnchef um seinen Posten bangen. Auch Verkehrsminister Volker Wissing steht dann im Wahljahr mit einer miesen Bilanz da. Viel höher kann der Druck auf die Beteiligten also nicht sein.
Vielleicht dreht sich das Blatt ja nun einmal zugunsten der Bahn und zum Jahreswechsel verkehren die Züge auf einmal viel pünktlicher. Die Chance ist da. Sie muss nun auch genutzt werden.
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