Berlin. Defektes Kriegsgerät wird ab jetzt unweit der Front instand gesetzt. Nico Lange erklärt die Folgen – und sagt, was noch zu tun ist.

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat in der Westukraine einen Instandsetzungsstützpunkt eröffnet. Fotoaufnahmen zeigen Rheinmetall-Chef Armin Papperger in schusssicherer Weste gemeinsam mit dem ukrainischen Minister für strategische Industrien, Oleksandr Kamyschin, bei der Eröffnung des neuen Standorts. Betrieben wird der Reparaturbetrieb von dem deutsch-ukrainischen Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall Ukrainian Defense Industry LLC, hieß es in einer Mitteilung.

Rheinmetall zufolge werden dort derzeit bereits Marder-Schützenpanzer gewartet und repariert. Perspektivisch könne wohl auch noch weiteres militärisches Großgerät wie Kampfpanzer oder Haubitzen dort instandgesetzt werden, sagte der deutsche Verteidigungs- und Militärexperte Nico Lange dieser Redaktion. Lange sieht in dem neuen Wartungsstandort deutliche Verbesserungen für die militärische Leistungsfähigkeit der Ukraine, die sich nunmehr seit über zwei Jahren gegen die russischen Invasoren verteidigen muss.

Rheinmetall-Chef Armin Papperger
Rheinmetall-Chef Armin Papperger (M.) steht bei der Eröffnung des neuen Instandsetzungswerks für Panzer neben dem ukrainischen Minister für strategische Industrien, Oleksandr Kamyschin (l.), und dem ukrainischen Vize-Verteidigungsminister Dmytro Klimenkov. © DPA Images | -

„Der größte Vorteil durch den neuen Reparaturstandort ist, dass Wartung und Instandhaltung näher an die Front heranrücken“, erklärte Lange. Bislang sei beschädigtes Kriegsgerät stets per Zug abtransportiert und nach Polen, Litauen oder in die Slowakei gebracht worden. Der Grund: In diesen Ländern sind laut Lange bereits vor längerer Zeit entsprechende Wartungs-Hubs aufgebaut worden.

Wartung näher an der Front: Experte sieht diesen Vorteil für die Ukraine

Der neue Reparatur-Betrieb in der Westukraine könne nun dazu führen, dass beschädigtes Kriegsgerät zügiger wieder instandgesetzt werden könne – und somit auch schneller als bislang wieder von Soldaten im Einsatz genutzt werden kann, so der Experte. Rheinmetall zufolge habe man entsprechende ukrainische Fachkräfte bereits im vergangenen Jahr in Deutschland ausgebildet. „Dieses Personal ist danach in die Ukraine zurückgekehrt und dort in der Wartung und Instandsetzung entsprechender Systeme tätig“, so das Unternehmen.

Experte Lange plädierte im Gespräch mit dieser Redaktion dafür, auch auf deutsche Beschäftigte an dem neuen Wartungsstandort zu setzen. „Wir müssen die Ukraine entlasten“, sagte er weiter. Ukrainisches Personal werde woanders dringender benötigt. Gleichzeitig sollte Rheinmetall auch technisch Einblick gewähren. „Es wäre gut, wenn den Ukrainern die Baupläne geöffnet werden“, sagte Lange. Sei dies mit der Eröffnung des neuen deutsch-ukrainischen Wartungsstandorts verbunden, wäre das „ein großer Schritt nach vorne“.

Rheinmetall ist Lange zufolge nicht das erste deutsche Rüstungsunternehmen, das auf ukrainischem Boden Kriegsgerät wieder instand setzt. Unter anderem der Flensburger Rüstungsbetrieb FFG sei dort schon tätig. Rheinmetall machte auf Nachfrage keine Angaben zur Größe des neuen Wartungs-Hubs. „Mit Blick auf die Sicherheitsinteressen unseres ukrainischen Kunden“ könnten keine weiteren Details veröffentlicht werden, so ein Sprecher gegenüber unserer Redaktion.

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