Berlin. Lange galt in der US-Luftfahrt: Im Cockpit muss ein Mann sein – kein Flug nur mit Pilotinnen. Dann trat Lynn Rippelmeyer auf den Plan.
Schwer zu sagen, wovon diese Geschichte wirklich handelt. Vom Traum vom Fliegen. Vom unbändigen Drang, Grenzen zu verschieben. Von einer höchst riskanten Art, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Von männlichem Chauvinismus. Und von einem Flug, der lange geheim bleiben sollte. Von Lynn Rippelmeyer. Captain Lynn Rippelmeyer.
Fast zwölf Jahre lang flog sie die Strecke Houston-Tegucigalpa. Das liegt in Honduras, und die Landung auf dem Flughafen gilt als anspruchsvoll: kurze Landebahn, große Höhe, rundherum Berge, rein visuelle Landung. Der Chefpilot rief Captain Rippelmeyer an. Warum in aller Welt sie freiwillig zu so einem gefährlichen Flughafen fliegen wolle. „Ich habe ihm gesagt, dass es zum Stundenplan meiner Kinder passt.“ Kinder zur Schule bringen, um neun Uhr einchecken, Flug nach Hoduras, Rückflug, Kinder von der Schule abholen.
Zwei Frauen im Cockpit – ein No-Go
Berühmt wurde sie als erste Pilotin einer Boeing 747. Rippelmeyer hat darüber sogar ein Buch geschrieben, der Titel ist quasi die Quintessenz ihres Berufslebens: Das Leben verleiht Flügel. Heute gibt es viele Pilotinnen, im Cockpit sind Frauen selbstverständlich. Aber dafür mussten Frauen wie Lynn Rippelmeyer immer wieder Grenzen verschieben.
An ihren Traumberuf robbte sich Rippelmeyer langsam heran. Erst war sie Flugbegleiterin, das war 1972 . Nach wenigen Jahren fasste sie sich ein Herz und machte den Flugschein. Das war 1975, als sie erfuhr, dass die ersten beiden Pilotinnen einer Fluggesellschaft in den USA eingestellt worden waren.
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Ihren ersten Job bekam sie bei einer kleinen Fluggesellschaft, Air Illinois. Diese hatte schon eine Pilotin in ihren Reihen und eine eiserne Regel: keine zwei Frauen im Cockpit. Eines Tages fragte sie den Eigentümer nach dem Grund, erzählte sie CNN. „‚Nun, wir brauchen einen Mann da oben, für den Fall, dass etwas schief geht, nicht wahr?‘ Und wir wollen doch auch unsere Passagiere nicht verschrecken, oder?“
Flug sollte geheim bleiben
Es kam, wie es kommen musste. Es war der 30. Dezember 1977. An diesem Tages fiel ein erster Offizier aus, eine Kapitänin war da – und Pilotin Lynn Rippelmeyer. Die zwei Frauen durften nur unter drei Bedingungen zusammen fliegen: Sie sollten keine Durchsagen machen, die Cockpittür zuhalten und nie darüber reden. Gegen das letzte Gebot hat Rippelmeyer nach fast 50 Jahren jetzt bei CNN verstoßen.
Längst hätten alle Frauen, die Airline-Pilotin werden wollen, eine Chance, erzählt sie. „Ich sehe keine Diskriminierung von Frauen mehr.“ Aber bis dahin war es eine lange Wegstrecke.
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