Berlin. Eine Umfrage zeichnet ein schlechtes Bild der Arbeitsbedingungen bei Bahnunternehmen. Eine Gewerkschaft droht nun mit Streiks zur EM.

Nicht lange liegen die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL zurück. Zugreisende mussten an den Streiktagen zahlreiche Ausfälle und Verspätungen hinnehmen, Frust machte sich breit. Dennoch ist die Bahn ein viel genutztes Verkehrsmittel, besonders für innerdeutsche Reisen. Bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer könnten daher vor allem Fußballfans auf den Schienen unterwegs sein. Wenn die Züge denn fahren.

Fußball-Europameisterschaft in Deutschland: Deswegen könnten Streiks drohen

Denn Äußerungen von Gesamtbetriebsratschef der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio, Ralf Damde, lassen Zweifel aufkommen, wie zuverlässig der Schienenverkehr während dem Großereignis sein könnte. In Bezug auf eine Umfrage der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) forderte Damde gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Sofortmaßnahmen für den besseren Schutz des Bahnpersonals.

„Wir fordern Personalplanung nach Gefahrenlage durch rivalisierende Fanmassen in Bussen und Bahnen“, sagte er. Nötig sei eine Doppelbesetzung und ausreichend Sicherheitspersonal für die Monate Juni und Juli 2024. Gewalt auf dem Weg zum und vom Stadium müsse wirksam begegnet werden. Sollte die Bahn nicht entsprechend handeln, schließe die EVG Streiks während der EM nicht aus. Sie bezieht sich dabei auf das Leistungsverweigerungsrecht und argumentiert, dass Betriebsräte ihre Zustimmung zu den Dienstplänen zurücknehmen könnten, wenn von einem erhöhten Gefahrenpotenzial auszugehen sei.

Umfrage zu Gewalt in Zügen: Über 3000 Übergriffe im vergangenen Jahr

In der zugrundeliegenden Online-Umfrage der EVG äußerten sich im Februar laut eines Berichts des „Tagesspiegel“ knapp 4000 Zugbegleiter, Servicekräfte im Bahnhof und Hotline-Mitarbeiter zu ihren Gewalterfahrungen. 64 Prozent der Befragten gaben demnach an, in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlebt zu haben. „Diese Studie bestätigt klar und drastisch, dass unsere Kolleginnen und Kollegen schon jetzt tagtäglich wachsenden Gefahren ausgesetzt sind“, so Damde.

Die Deutsche Bahn verzeichnete nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 3144 Übergriffe auf ihre Beschäftigten, kaum weniger als im Vorjahr. Besonders im Regionalverkehr ist die Gefahr demnach besonders hoch, knapp zwei Drittel der Angriffe sollen dort passiert sein. Das Unternehmen kündigte als Konsequenz an, den Einsatz von Bodycams auszuweiten. Diese Geräte hätten sich im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt.

fgö/dpa