Berlin. Der Konzern soll die Preise zu stark erhöht haben. Betroffene können sich einer Sammelklage anschließen – und auf Rückzahlung hoffen.

Fernwärmekunden von Eon können sich ab sofort einer Sammelklage der Verbraucherzentralen gegen den Konzern wegen überhöhter Preise anschließen. Das Bundesamt für Justiz (BfJ) hat am Montag das Klageregister eröffnet. Kunden können in einigen Versorgungsgebieten Nachzahlungen in bis zu vierstelliger Höhe einfordern, erwartet die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

„Eon hatte in den vergangenen Jahren in mehreren Bundesländern die Preise für Fernwärme auffallend stark erhöht“, sagte die vzbv-Vorständin Ramona Pop unserer Redaktion. „Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands sind die Preiserhöhungen nicht gerechtfertigt.“ Eon hatte seit 2020 mehrfach die Fernwärmepreise erhöht – und zwar lange vor Beginn des Ukraine-Kriegs, nachdem die Preise deutlich in die Höhe geschnellt sind.

Interessant auch: Sammelklage gegen Eon eingereicht – Das müssen Kunden wissen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht in den Preiserhöhungen einen Rechtsverstoß – und hatte gegen Eon vor dem Oberlandesgericht Hamm Sammelklage eingereicht. Eine weitere Klage läuft gegen Hansewerk Natur. Die Preiserhöhungen nach 2020 sind nach Einschätzung des vzbv unwirksam, weil die Preisänderungsklauseln, nach denen Versorger Preisanpassungen vornehmen dürfen, nicht den rechtlichen Anforderungen entsprechen.

Fernwärme: Welche Verbraucher mitmachen können

Welche Verbraucher betroffen sind, können Eon-Kunden über die Verbraucherzentrale in einem Klagecheck prüfen. Darin wird ausgelotet, ob der individuelle Fall zur Klage passt. Betroffene können sich dort kostenlos eintragen und sich damit der Klage anschließen. Dies ist darüber hinaus noch bis zu drei Wochen nach Ende der mündlichen Verhandlungen in dem Prozess möglich.

Preiserhöhungen im Festnetz: Sammelklage gegen Vodafone eingereicht

weitere Videos

    Eon verteidigt seine Preispolitik gegenüber dieser Redaktion: „Unsere Fernwärmepreise folgen den gesetzlichen Vorgaben und passen sich den Kosten- und Marktentwicklungen an“, sagte eine Eon-Sprecherin. „Die Preisgestaltung richtet sich nach Preiskomponenten, die auf veröffentlichten und jederzeit einsehbaren Grundlagendaten des Statistischen Bundesamtes beruhen. Dadurch wird gewährleistet, dass eine objektive, unabhängige und nachvollziehbare Basis für Preisänderungen besteht.“

    Eon habe im Jahr 2022 sogar im gesamten Jahr den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent an seine Kunden weitergegeben, obwohl dies erst ab Oktober verpflichtend war, sagte die Sprecherin weiter. Fernwärmeanbieter berufen sich bei Preisveränderungen auf die Preisanpassungsklausel. Diese gelten jedoch als undurchsichtig und umstritten. So wird die Preiserhöhung unter Bezug auf einen Erdgasbörsenindex begründet, der aber nicht die tatsächlichen Beschaffungskosten widerspiegelt, zu welchem Preis die Energie für die Erzeugung der Fernwärme eingekauft wurde.

    Bundeskartellamt überprüft mehere Unternehmen

    Auch das Bundeskartellamt nimmt aus diesem Grund mehrere Versorger unter die Lupe. So hat die Bonner Behörde im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen sechs – nicht namentlich genannte – Stadtwerke und Fernwärmeversorger wegen Verdachts auf missbräuchlich überhöhte Preissteigerungen zwischen Januar 2021 und September 2023 eröffnet. Die Unternehmen betreiben neun Fernwärmenetze in vier Bundesländern.

    HeizungDefinitionVorteileNachteile
    Standard-GasheizungNutzen Erdgas zur Erzeugung von Wärme. Sie bestehen aus einem Brenner und einem Wärmetauscher sowie einem Schornstein.Günstig in der Anschaffung und im Betrieb / hoher Wirkungsgrad / gute Verfügbarkeit von ErdgasAusstoß von CO2 / hohe CO2-Bepreisung / soll ab 2024 verboten werden / kann von der Austauschpflicht betroffen sein
    Gas-BrennwertheizungBrennwertgeräte nutzen nicht nur die Wärme – die beim Verbrennen von Gas entsteht – sondern auch den dabei erzeugten Wasserdampf. Dies führt zu einer effizienteren Wärmeerzeugung.Sehr hoher Wirkungsgrad / geringerer Gasverbrauch im Vergleich zu Standard-Gasheizungen / Energieeinsparung / niedrigerer CO2-PreisHöherer Anschaffungspreis im Vergleich zu Standard-Gasheizungen – benötigt einen Abgasweg
    GaskombithermeGaskombithermen erzeugen neben Raumwärme auch Warmwasser. Sie sind somit eine Kombination aus Heizung und Warmwasserbereiter.Platzsparend – es wird keine separate Warmwasserbereitung benötigt.Höherer Anschaffungspreis – benötigt einen Abgasweg
    Gas-HybridheizungEine Gas-Hybridheizung kombiniert eine Gasheizung mit erneuerbaren Energien – etwa einer Solarthermieanlage oder einer Wärmepumpe.Nutzt erneuerbare Energien / sehr hoher Wirkungsgrad / kann CO2-Emissionen reduzieren / Förderung vom Staat für erneuerbaren AnteilHoher Anschaffungspreis / Planung und Installation können komplex sein / zwei Heizsysteme benötigen mehr Platz
    H2-ready-GasheizungH2-ready Gasheizungen sind auf den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff vorbereitet. Bei Verfügbarkeit kann Erdgas durch Wasserstoff ersetzt oder gemischt werden.Kann erneuerbare Energie nutzen (grüner Wasserstoff) / kein CO2-Ausstoß bei Verbrennung von Wasserstoff / zukunftssichere InvestitionDerzeit begrenzte Verfügbarkeit und Infrastruktur für grünen Wasserstoff / hoher Anschaffungspreis / Zustand der Gasnetze

    Das Bundeskartellamt prüft dabei, wie die Preisanpassungsklauseln konkret angewendet wurden. Im Visier sind vor allem jene Anbieter, bei denen der Verdacht besteht, dass sie ihre Kostenentwicklung an einen Gasindex geknüpft haben, obwohl sie ihre Fernwärme zum größten Teil gar nicht mit Gas erzeugt haben. Fernwärme kann nämlich auch mit Kohle, Holz, Müll, erneuerbaren Energien oder Abwärme erzeugt werden.

    Fernwärmekunden stecken grundsätzlich in einer Preisfalle: Sie sind abhängig vom jeweiligen Versorger vor Ort. Ein Wechsel zur Konkurrenz ist nicht möglich, da diese nicht vorhanden ist. „Fernwärmeversorger verfügen in ihren jeweiligen Netzgebieten über eine Monopolstellung“, sagte auch Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Umso mehr unterliegen die Versorger einem kartellrechtlichen Missbrauchsverbot.

     WärmepumpeGasheizung
    EnergiequelleLuft, Erde oder WasserErdgas, Flüssiggas, Biomethan (Biogas), Wasserstoff (H2-ready)
    UmweltfreundlichkeitHoch – nutzt ausschließlich erneuerbare EnergienNiedrig – erzeugt CO2
    AnschaffungskostenHochNiedrig
    BetriebskostenNiedriger – gekoppelt an StrompreisHöher – gekoppelt an Brennstoffpreise
    WirkungsgradHoch – bis zu 300 bis 400 Prozent unter optimalen BedingungenNiedriger – zwischen 90 bis 95 Prozent bei modernen Anlagen
    LebensdauerLänger – bis zu 20 JahreKürzer – rund 10 bis 15 Jahre
    InstallationKomplexer – insbesondere bei Erd- und GrundwasserbohrungEinfacher – keine zusätzliche Infrastruktur nötig
    WartungGeringerHöher
    PlatzbedarfKann höher sein – primär bei ErdwärmepumpenMeist niedriger
    FörderungHoch – es gibt eine staatliche Förderung für Wärmepumpen von bis zu 40 Prozent der GesamtkostenKeine Förderung für klassische Gastherme – unter Umständen wird aber der erneuerbare Anteil (H2-ready) gefördert
    CO2-Preisspielt keine RolleSoll in den kommenden Jahren ansteigen – die Folge: Fossile Brennstoffe werden teurer.