Duisburg. Schwerer Schlag für den Standort Duisburg: Der traditionsreiche Stahlhändler Klöckner & Co wandert ab – das hat Gründe.

Die Stadt Duisburg verliert den Sitz eines traditionsreichen Unternehmens: Der Stahl- und Werkstoffhändler Klöckner & Co (KlöCo) zieht von der Ruhrgebietskommune nach Düsseldorf. Dabei spielten viele Faktoren eine Rolle – unter anderem die Mietkosten, die Lage, die Klima-Bilanz und Gewerbesteuersätze.

Sein Unternehmen habe sich „für das beste Immobilien-Angebot in der Region“ entschieden, betont KlöCo-Vorstandschef Guido Kerkhoff im Gespräch mit unserer Redaktion. Er bedaure, dass der Wegzug seines Unternehmens aus Duisburger Sicht ein negatives Signal sei. Die Stadt Duisburg mit Oberbürgermeister Sören Link (SPD) an der Spitze habe sich sehr bemüht, KlöCo zu halten. „Da kann die Stadt nichts für“, sagt Kerkhoff mit Blick auf die Entscheidung zum Wegzug.

Mit mehr als 90.000 Kunden gehört Klöckner & Co zu den weltweit größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metallhändlern. Dabei agiert KlöCo an der Schnittstelle von international tätigen Stahlkochern wie Thyssenkrupp und Arcelor-Mittal sowie den Abnehmern aus der Autoindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbaubranche. Der frühere Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff führt KlöCo seit dem Frühjahr 2021.

Der Mietvertrag für die KlöCo-Büros im Duisburger „Silberpalais“, wo sich derzeit die Konzernzentrale des Werkstoffhändlers befindet, läuft Mitte 2025 aus. Entsprechend soll der Umzug der rund 250 Beschäftigten im „Silberpalais“ spätestens im Sommer 2025 erfolgen.

Lediglich rund 80 Stellen hat Klöckner & Co in der Konzern-Holding. Hinzu kommen allerdings Mitarbeiter der deutschen Landesgesellschaft und einer konzerneigenen Digitaleinheit, die ebenfalls in der Duisburger Immobilie in der Nähe des Hauptbahnhofs beschäftigt sind. Konzernweit gehören rund 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Klöckner & Co.

Wegzug zum „Airport Garden“ nach Düsseldorf

Angesichts des auslaufenden Mietvertrages im „Silberpalais“ hat sich KlöCo eigenen Angaben zufolge rund 70 Standorte in Duisburg und benachbarten Städten angeschaut. Dabei hätten Kriterien wie die Lage und die Verkehrsanbindung, die Klima-Bilanz und Mietkosten eine Rolle gespielt. Ein Neubau in Duisburg sei erwogen worden, hätte aber zu viel Zeit in Anspruch genommen. Die Immobiliensuche sei vom Unternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) begleitet worden.

Die Entscheidung sei schließlich für ein Gebäude im sogenannten „Airport Garden“ am Düsseldorfer Flughafen gefallen. In der Nachbarschaft haben auch Konzerne wie der Anlagenbauer GEA und die frühere Thyssenkrupp-Aufzugsparte TK Elevator ihren Sitz. In Duisburg gehört die bisherige Konzernzentralen-Immobilie einem Fonds aus Luxemburg, künftig ist die Fondsgesellschaft Union Investment der Vermieter.

Im Duisburger „Silberpalais“ war KlöCo nur noch Mieter

Einsparungen kann Klöckner & Co auch bei der Gewerbesteuer erwarten. Trotz einer zu erwartenden Senkung in Duisburg liegt das Steuer-Niveau in Düsseldorf deutlich unter der Belastung, die Unternehmen in der Ruhrgebietsstadt haben. Das Thema Gewerbesteuer sei ein Faktor bei der Standort-Entscheidung gewesen, es habe aber nicht die ausschlaggebende Rolle gespielt, heißt es bei KlöCo.

Die bisherige Konzernzentrale „Silberpalais“ in Duisburg hatte Klöckner & Co Mitte der 1970er-Jahre noch selbst gebaut, später dann aber an Immobilien-Investoren verkauft.

Die neue KlöCo-Zentrale werde deutlich energieeffizienter sein als die alte, hebt Vorstandschef Kerkhoff hervor. Damit sinken neben der Miete auch die Nebenkosten für die Wärmeversorgung. Das „Silberpalais“ sei „nicht besonders klimaeffizient“ gewesen.

Ruf nach „niedrigeren Steuern und mehr Gewerbeflächen“

Vorstandschef Kerkhoff betont, KlöCo bleibe „dem Ruhrgebiet und insbesondere Duisburg weiterhin verbunden“. So werde das Unternehmen sein soziales Engagement im Duisburger Stadtteil Marxloh fortsetzen und ein Bildungsprojekt des Klavierfestivals Ruhr auch künftig unterstützen.

„Wir bedauern es sehr, dass das Traditionsunternehmen Klöckner – 117 Jahre nach seiner Gründung in Duisburg – nun unseren Standort verlässt“, kommentiert Stefan Dietzfelbinger, der Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) die Entscheidung von KlöCo. „Das Unternehmen war bisher Teil des größten Stahlstandorts Europas und zeigte sich seiner Heimatstadt stets verbunden. Das Fortgehen von Klöckner bestätigt, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen können. Wir müssen in Duisburg gemeinsam weiter daran arbeiten, unseren Standort attraktiver zu machen.“ Dazu gehörten „niedrigere Steuern und mehr Gewerbeflächen“.

Die von Rasmus Beck geführte Wirtschaftsförderungsgesellschaft Duisburg Business & Innovation GmbH (DBI) erklärt, sie habe in Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg „erhebliche Anstrengungen“ unternommen, um den Stahl- und Metallhändler am Standort zu halten. So habe es „attraktive Angebote“ für einen möglichen neuen Standort auf Gelände „Duisburger Dünen“ gegeben. „Diese Bemühungen konnten die Verlegung des Klöckner-Hauptsitzes jedoch nicht verhindern“, so die DBI.