Duisburg. Beim Duisburger Traditionskonzern Klöckner & Co hat ein Übernahmeangebot für Wirbel gesorgt. Das steckt hinter dem Manöver eines Großaktionärs.
Einfluss hatte der hessische Unternehmer Friedhelm Loh ohnehin schon beim Duisburger Konzern Klöckner & Co (KlöCo). Schon im März lag sein Anteilsbesitz an dem traditionsreichen Stahl- und Werkstoffhändler bei mehr als 25 Prozent. Doch das war Loh nicht genug. Mit einem Übernahmeangebot, das seine Firma namens Swoctem für KlöCo abgab, wollte sich der vermögende Familienunternehmer weitere Aktien bei den Duisburgern sichern. Und tatsächlich: Mittlerweile verfügt Loh über einen Stimmrechtsanteil von etwa 41,53 Prozent, wie aus der aktuellen Zwischenbilanz von KlöCo hervorgeht. Damit dürfte Loh bei Hauptversammlungen des börsennotierten Ruhrgebiets-Konzerns das Sagen haben.
Einen Sitz im Aufsichtsrat hat Loh schon seit sieben Jahren. Geleitet wird das Gremium allerdings vom ehemaligen Thyssen-Chef Dieter Vogel. Den Vorstand führt ebenfalls ein bekannter ehemaliger Manager aus der Thyssenkrupp-Welt: der frühere Konzernchef Guido Kerkhoff. In einer offiziellen Stellungnahme hatten der Vorstand und der Aufsichtsrat von Klöckner & Co den Anteilseignern im Frühjahr empfohlen, das Übernahmeangebot auszuschlagen.
In einer Telefonkonferenz zur KlöCo-Quartalsbilanz spricht Kerkhoff indes nur gut über den mächtigen Großaktionär. Schon beim Übernahmeangebot sei das Vorgehen „inhaltlich sehr stark abgestimmt“ gewesen. Loh unterstütze auch die Strategie des Vorstands. Loh habe außerdem beteuert, keine Mehrheitsübernahme anzustreben. In der Belegschaft sei es jedenfalls positiv angekommen, dass ein „finanzstarker, inhaltsstarker Investor“ auf den Konzern setze.
KlöCo-Chef Kerkhoff: „Der Drops ist gelutscht“
Letztlich bleibt aber noch etwas nebulös, was genau der Großaktionär vorhat. Loh betonte, mit seinem Unternehmen sehe er sich als „langfristig orientierter Investor“. Er wolle KlöCo als produzentenunabhängigen Stahl- und Metallhändler im „internationalen Wettbewerb stärken“. Den Aktionären von KlöCo hatte Loh 9,75 Euro je Aktie angeboten. Zuletzt kostete ein Anteilsschein des Unternehmens an der Börse weniger als 8,40 Euro. Die Annahmefrist für das Übernahmeangebot ist bereits abgeschlossen. „Der Drops ist gelutscht“, kommentiert dies Kerkhoff bei der Telefonkonferenz mit saloppen Worten.
Mit mehr als 90.000 Kunden gehört der Duisburger Konzern zu den weltweit größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metallhändlern. Dabei agiert KlöCo an der Schnittstelle von
international tätigen Stahlkochern wie Thyssenkrupp und Arcelor-Mittal sowie den Abnehmern aus der Autoindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbaubranche. Vorstandschef Kerkhoff, der KlöCo seit dem Frühjahr 2021 führt, will die Produktpalette seines Unternehmens möglichst schnell auf klimafreundliche Werkstoffe umstellen.
Großer Zukauf von KlöCo in Mexiko
Rund 7700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zum Konzern Klöckner & Co. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von rund 9,4 Milliarden Euro. Eine besondere Bedeutung hat der amerikanische Stahlmarkt für KlöCo. Mit der Übernahme des mexikanischen Werkstoffhändlers National Material of Mexico bauen die Duisburger ihr Geschäft in dieser Weltregion nun noch stark aus. Mit dem Zukauf wächst der Revierkonzern um zehn Standorte und etwa 500 Beschäftigte. Zusammen mit dem bestehenden Netzwerk verfüge KlöCo jetzt über 56 Standorte und rund 2600 Mitarbeiter in „allen relevanten Regionen der USA und Mexikos“, um die Automobilindustrie und andere Industriekunden zu beliefern.
Im aktuellen Geschäft bekommt Klöckner & Co die konjunkturelle Flaute mit niedrigen Stahlpreisen zu spüren. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um rund 72 Prozent auf 63 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verdiente der Konzern zwölf Millionen Euro nach 151 Millionen im Vorjahreszeitraum. Insbesondere in Europa agiere der Stahlhändler in einem „schwierigen Umfeld“, sagt Kerkhoff. Als Unternehmen habe sich KlöCo da „sehr ordentlich“ behauptet.