Berlin. Schlechte Verträge, hohe Preise – Bestandskunden zahlen fast immer zu viel. Bei einer Versicherung können Sie bis zu 90 Prozent sparen.

Clever ist, wer untreu ist: Das gilt zumindest bei vielen Verträgen, die Verbraucher abschließen. Wer nicht regelmäßig seine Verträge überprüft, wird bei Banken, Versicherungen und Energieversorgern oft benachteiligt. Durch Anbieterwechsel können im Jahr mehrere Hundert Euro gespart werden, rät die Hamburger Verbraucherzentrale.

Bei Autoversicherungen haben viele bereits den Vorteil der Konkurrenz am Markt erkannt. Laut ADAC wechselt jeder dritte seine Kfz-Versicherung regelmäßig. Neukunden und Neukundinnen werden stets mit günstigen Tarifen gelockt. Im Gegenzug zahlen die Bestandskunden oft zu viel, obwohl ihr Beitrag mit höherer Schadenfreiheitsklasse im Laufe der Zeit günstiger werden müsste. „Wir gehen davon aus, dass Versicherer die Preise bei Bestandskunden stärker erhöhen als bei Tarifen für Neukunden“, sagt Michael Roloff, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen beim Vergleichsportal Check24.

Vergleichsportale helfen dabei, einen neuen Anbieter zu finden. „Vor allem diejenigen, die mehrere Jahre nicht oder noch nie ihren Versicherungstarif gewechselt haben, sparen durch einen Versicherungswechsel Hunderte Euro“, sagt Roloff. Wem das zu viel Aufwand ist, sollte seinen Versicherer anrufen, am besten mit ein paar günstigeren Vergleichsangeboten in der Hinterhand. Wenn die Versicherung den Kunden nicht verlieren will, findet sie oft ganz schnell einen günstigeren Tarif. Diese Strategie funktioniere meistens.

Versicherungen: Ein Wechsel lohnt sich auch bei der Haftpflicht

Nach Einschätzung von Check24 betrifft das auch die private Haftpflichtversicherung, die Hausratversicherung, die Wohngebäudeversicherung und die Rechtsschutzversicherung. Bis zu 90 Prozent des Versicherungsbeitrages lassen sich durch Wechsel sparen, so Check24. „Besonders ältere Haftpflichtversicherungen haben häufig eine zu geringe Deckungssumme und keine Forderungsausfalldeckung berücksichtigt. Neue Tarife bieten hingegen umfassenderen Schutz, mehr Zusatzleistungen und sind meist günstiger als ältere Verträge“, sagt eine Sprecherin von Check24.

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Bei der Wohngebäudeversicherung sei ein Wechsel aktuell besonders sinnvoll, da die Beiträge im 2024 um 7,5 Prozent steigen. Ein Vergleich der Anbieter ist deswegen empfehlenswert.

Bei der Rechtsschutzversicherung müssen Verbraucher beachten, dass ein Großteil der Rechtsschutztarife eine Wartezeit von drei Monaten vorsehen, bevor der Versicherungsschutz greift. Bei einem Versicherungswechsel mit nahtlosem Übergang entfällt die Wartezeit, sofern das Risiko, wie zum Beispiel Verkehrsrechtsschutz, bei der Vorversicherung abgesichert war. Auch hier empfiehlt sich, die Preise der einzelnen Anbieter zu vergleichen. Kunden können so laut Check24 bis zu 316 Euro im Jahr sparen.

Nirgendwo lässt sich die Benachteiligung der Bestandskunden aktuell deutlicher erkennen als bei den Banken. Es gibt viele Werbeaktionen für Neukunden, die aber nicht für Bestandskunden gelten. „Am offensichtlichsten ist die Benachteiligung bei den Tagesgeldkonten“, sagt Klug. Hier bekommen Neukunden Zinsen von bis zu vier Prozent, während Bestandskunden mit deutlich niedrigeren Konditionen abgespeist werden. Beispiel Comdirect Bank: Die Neukunden erhalten vier Prozent, die treuen Altkunden nur 0,75 Prozent. Auch bei der Norisbank ist der Unterschied hoch: 3,85 Prozent für Neukunden, 1,25 Prozent für Bestandskunden. Meist werden die höheren Zinsen nur für einen bestimmten Zeitraum zugesichert, danach sinken sie auf das Niveau der Bestandskunden.

1. Was ist Tagesgeld?

Tagesgeld ist eine klassische Form von Sparanlage. Bei dieser wird das Geld auf einem speziellen Konto (Tagesgeldkonto) bei einer Bank einbezahlt. Die Besonderheit: Der Sparer kann jederzeit auf sein Geld zugreifen und zusätzlich Zinsen auf den eingezahlten Betrag bekommen.

2. Was bedeutet Einlagensicherung?

Die Einlagensicherung ist ein Mechanismus, der das Geld bei einer Bank bis zu einem bestimmten Betrag absichert – falls die Bank insolvent werden sollte. In der Europäischen Union sind Einlagen von bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank durch gesetzliche Einlagensicherungssysteme geschützt. Zahlreiche Banken in Deutschland sind zusätzlich in freiwilligen Einlagensicherungsfonds organisiert – diese gewährleisten noch höhere Sicherungen.

3. Was ist der Unterschied zwischen Tagesgeld, Festgeld und Wertpapieren?

Der Hauptunterschied zwischen Tagesgeld und Festgeld besteht in der Verfügbarkeit des Geldes und der Zinsstruktur. Bei einem Tagesgeldkonto haben Sparer jederzeit Zugriff auf ihr Geld und die Zinsen werden in der Regel jährlich gutgeschrieben. Bei einem Festgeldkonto legen die Bankkunden ihr Geld für einen festen Zeitraum an und können während dieser Zeit nicht darauf zugreifen. Dafür ist der Zinssatz oft höher und für die gesamte Laufzeit garantiert.

Tagesgeld und Wertpapiere sind unterschiedliche Anlageformen. Tagesgeld ist sicher und flexibel – es bietet aber meist nur geringe Zinsen. Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen – sind aber auch mit einem höheren Risiko verbunden. Wertpapiere können im Wert schwanken und es ist möglich, dass beim Verkauf weniger zurückkommt als ursprünglich investiert wurde.

4. Worauf sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten achten?

Folgende Faktoren sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten berücksichtigen:

  • Zinssatz: Ein höherer Zinssatz bedeutet mehr Ertrag für das Geld. Zu beachten ist: Einige Banken bieten nur für einen begrenzten Zeitraum hohe Zinssätze an.
  • Zinszahlungsintervall: Manche Banken zahlen die Zinsen jährlich aus – andere quartalsweise oder monatlich. Eine mehrmalige Zinszahlung kann vorteilhaft sein – auf diese Weise profitiert man vom Zinseszinseffekt.
  • Einlagensicherung: Die Bank sollte ein anerkanntes Einlagensicherungssystem haben. In der EU sind Einlagen bis 100.000 Euro per Gesetz geschützt.
  • Gebühren: Einige Banken erheben Gebühren für die Kontoführung oder für bestimmte Dienstleistungen. Über diese Gebühren sollte man sich vor Abschluss informieren.
  • Kundenservice: Guter Kundenservice kann wichtig sein – besonders, wenn es Probleme oder Fragen gibt. Im Idealfall bietet eine Bank verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mail, Telefon oder Live-Chat an.
  • Online-Zugang: Ein gut gestaltetes Online-Banking-System kann das Verwalten des Kontos erleichtern. Es lohnt sich zu prüfen, ob die Bank eine benutzerfreundliche Webseite und gegebenenfalls eine mobile App hat.
  • Mindest- und Höchstanlagebeträge: Manche Banken haben Vorgaben für den Mindest- oder Höchstbetrag, der auf dem Tagesgeldkonto liegen darf. Diese Limits sollten den individuellen Anforderungen entsprechen.

5. Sollte man nur auf das Tagesgeld setzen oder bieten sich andere Anlagenformen an?

Diese Entscheidung ist von den persönlichen Zielen, der Risikobereitschaft und der finanziellen Situation abhängig. Tagesgeld ist eine sichere Anlageform, die einen stetigen, wenn auch meist geringen Zinsertrag bietet und jederzeit verfügbar ist. Dies macht es zu einer guten Wahl für den Aufbau eines Notgroschens oder für Geld, das in absehbarer Zeit benötigt wird.

Für langfristige Sparziele oder zur Vermögensbildung kann es jedoch sinnvoll sein, auch andere Anlageformen zu berücksichtigen:

  • Festgeld: Festgeldkonten bieten in der Regel höhere Zinsen als Tagesgeldkonten – aber man kann nicht jederzeit auf das Geld zugreifen. Das Festgeld kann eine gute Option sein, wenn Sparer wissen, dass sie das Geld für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigen.
  • Wertpapiere: Aktien, Anleihen und Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen als Tagesgeld – bringen aber auch mehr Risiko mit sich. Sie könnten an Wert verlieren und am Ende kann man weniger Geld zurückbekommen, als man ursprünglich investiert hat.
  • Immobilien: Immobilien können eine gute langfristige Investition sein und bieten sowohl das Potenzial für Kapitalwachstum als auch für Mieteinnahmen. Allerdings sind sie auch mit Kosten und Verpflichtungen verbunden und man benötigt ein erhebliches Startkapital.
  • Sparpläne: Sparpläne erlauben regelmäßige Einzahlungen in verschiedene Anlageformen wie Aktien oder Fonds. Diese können besonders für langfristige Ziele wie die Altersvorsorge geeignet sein.

Eine breit gestreute Anlagestrategie – ein sogenanntes "Diversifiziertes Portfolio" – kann dabei helfen, Risiken zu minimieren und die Renditechancen zu optimieren. Ein Finanzberater kann helfen, die individuell passende Anlagestrategie zu finden. Auch Verbraucherschützer können beratend unterstützen. Es ist wichtig, dass die Anlageentscheidung auf der Grundlage der eigenen Ziele, Bedürfnisse und Risikobereitschaft getroffen wird. Neben der Beratung sollte man sich daher immer auch selbst über das Thema Geldanlage informieren.

Strom und Gas: Wie Anbieter die Kunden locken

Günstige Strom- oder Gastarife plus hohe Prämie für Neukunden: Das ist die Masche der Versorger, um neue Kunden zu gewinnen. Doch mit großer Wahrscheinlichkeit wird es im folgenden Jahr teurer. Denn im zweiten Jahr fällt der Bonus weg. Meist sind das beim Strom 200 Euro. Wenn dann noch Arbeits- und Grundpreis für Strom oder Gas steigen, kann die Rechnung schnell höher ausfallen. Bei Strom und Gas hilft nur ein jährlicher Anbieterwechsel, wenn man immer von den günstigsten Tarifen profitieren will.

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„Am meisten ärgern sich die Kunden bei Telekommunikationsdienstleistungen über die Unterschiede zwischen Neu- und Bestandskunden, da haben wir zumindest die meisten Beschwerden“, sagt Julia Rehberg, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Besonders bei Mobilfunkverträgen werden Kunden mit stets steigendem Datenvolumen bei niedrigen Preisen gelockt. Wer lange an seinem Vertrag festhält, zahle drauf. Beispiel: Fünf Gigabyte im D-Netz kosten einen Bestandskunden beim Anbieter 1&1 rund 25 Euro im Monat. Ohne das Netz zu wechseln, kosten günstige Tarife mit diesem Leistungsvolumen aktuell nur noch knapp 10 Euro. Einsparung: 60 Prozent.

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    „Zumindest haben Kunden es jetzt leichter, schneller aus ihren alten Verträgen herauszukommen“, sagt Rehberg. „Es gibt bereits seit Dezember 2021 eine monatliche Kündigungsmöglichkeit bei automatisch verlängerten Verträgen.“ Außerdem muss der Anbieter einmal im Jahr den Kunden über den optimalen Tarif informieren. Als Vergleichsbasis dient der aktuelle Tarif. Häufig passen Anbieter die Konditionen an, ohne ihre Kunden zu informieren. Somit bleiben viele Verbraucher oft in teuren Tarifen, obwohl sie beim selben Anbieter einen günstigeren erhalten könnten. Wichtig ist, so Rehberg: „Der Verbraucher muss selbst aktiv werden, wenn er etwas verändern möchte.“

     Tagesgeld
    ZugangGeld ist täglich verfügbar – Ein- und Auszahlung jederzeit möglich.
    ZinsenDer Zinssatz ist variabel und kann sich ändern.
    RenditeTendenziell niedriger – das Geld muss täglich abrufbar sein und die Bank ist weniger flexibel.
    RisikoSehr gering – das Ersparte ist über die Einlagensicherung geschützt.
    FlexibilitätSehr hoch – Geld kann jederzeit ein- und ausbezahlt oder auf ein anderes Konto umgeschichtet werden.
    VerwendungGeeignet für die kurzfristige Geldanlage oder als Notgroschen.