Berlin. Die Zeiten, in denen die Preise für Immobilien stetig stiegen, sind vorbei. Gute Karten haben nur noch Besitzer ganz bestimmter Häuser.
Angesichts gestiegener Energiepreise und Unsicherheiten über die künftige Versorgungslage haben energetische Sanierungen einen immer größer werdenden Einfluss auf zu erzielende Preise bei einem Immobilienverkauf. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von ImmobilienScout24 im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG). Die Ergebnisse lagen dieser Redaktion vorab vor.
Demnach erzielten im laufenden Jahr energieeffiziente Immobilien bis zu 33 Prozent höhere Marktpreise als unsanierte Gebäude. Der durchschnittliche Wertvorteil liegt 2023 bislang bei gut 20 Prozent. In den Jahren 2021/2022 lag er bei 22 Prozent, in 2020/2021 sogar bei 25 Prozent. Wegen gestiegener Zinsen und somit erschwerter Finanzierungsbedingungen waren zuletzt Verkaufszahlen und auch Preise auf dem Immobilienmarkt gesunken.
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Die aktuelle Betrachtung erfasst den Zeitraum August 2022 bis August 2023. Untersucht wurden mehr als 250.000 Objekte, die nach Regionen und Baualtersklassen miteinander verglichen wurden. Der BuVEG sieht in den Ergebnissen eine Verstetigung des Trends zur Wertsteigerung von Gebäuden mit hohen Energieeffizienzstandards. Doch es gebe viel Luft nach oben.
Haus & Grund: Heizungsgesetz hat Vermieter verschreckt
„Die energetische Sanierungsquote ist nach wie vor sehr gering, in den alten Bundesländern ist der Nachholbedarf jedoch weit höher als in den neuen. Dies resultiert überwiegend aus der Sanierungswelle nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland“, sagte BuVEG-Geschäftsführer Jan Peter Hinrichs dieser Redaktion. Den Studienergebnissen zufolge ist Sachsen Energieeffizienz-Meister, das Saarland Schlusslicht. Viel zu tun sei hingegen in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland. „Nordrhein-Westfalen hat aufgrund seines großen und verhältnismäßig energetisch schlechten Gebäudebestands am meisten Nachholbedarf im Ländervergleich“, so Hinrichs.
Für das Erreichen der Klimaziele halten es Experten für notwendig, verstärkte Anstrengungen im Bereich Gebäudesanierungen zu unternehmen. Deutschlandweit sind alte, unsanierte Immobilien mit den schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H für die Hälfte der im Gebäudesektor entstehenden CO₂-Emissionen verantwortlich. Anfang September hatte der Bundestag das umstrittene Gebäudeenergiegesetz verabschiedet, das darauf abzielt, durch einen schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen das Heizen klimafreundlicher zu machen.
Dem Eigentümerverband Haus & Grund zufolge habe der monatelange Streit rund um das Heizungsgesetz Vermieter im Hinblick auf Sanierungen jedoch verschreckt. Verbandspräsident Kai Warnecke sagte dieser Redaktion, die Vermieter hätten zunächst nichts von Sanierungen: „Wertsteigerungen finden nur auf dem Papier statt und realisieren sich erst, wenn Eigentümer konkret ihre Immobilien verkaufen.“
Sozialverband: Nachteile für Menschen mit niedrigen Einkommen
Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, appellierte an die Politik, ärmere Teile der Bevölkerung im Blick zu behalten. Wenn sanierte Immobilien zu höheren Preisen verkauft würden, bedeute das höhere Mieten, die sich Menschen mit niedrigen Einkommen nicht leisten könnten. „Die Folge: sie geben deutlich mehr Geld, um in einer warmen Wohnung zu sitzen und haben keine Chance, klimaneutral leben zu können. Das muss die Politik im Blick behalten und alle mitdenken“, so Engelmeier. Das am Anfang schlecht gemachte Heizungsgesetz habe hier zuletzt viele Ängste geschürt.
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