Berlin. Energiesparen schont die Haushaltskasse. Allerdings können zu kalte Räume auch gefährlich werden – besonders eine Unsicherheit bleibt.
In der Heizsaison stellen sich viele Verbraucher die Frage, wie teuer es wohl in diesem Jahr wird. Reichen die Gasvorräte? Und lohnt sich der Wechsel der Heizungsanlage? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Ist die Heizsaison gesetzlich geregelt?
Nein. Gemeinhin wird die Zeit zwischen dem 1. Oktober und dem 30. April als Heizsaison bezeichnet. In der Praxis bestimmt die Witterung den Beginn oder das Ende der Heizperiode. Sinkt die Außentemperatur unter 16 Grad und steigt danach zwei Tage lang nicht mehr über die 20-Grad-Marke, wird die Heizung eingeschaltet. Auch gelten Mindesttemperaturen in den Räumen. Nachts müssen 18 Grad ermöglicht werden, tagsüber 20 Grad in Wohnräumen und 21 Grad in Bädern und Toiletten.
Wie heizen die Deutschen?
Fast jeder zweite Haushalt nutzt Gas, um es warm zu haben, in knapp jedem vierten läuft noch eine Ölheizung. 14,2 Prozent der Haushalte sind an Fernwärme angeschlossen, elektrische Wärmepumpen nutzen drei Prozent.
Woher bezieht Deutschland derzeit Gas und Öl?
Seit Jahresanfang hat Deutschland nach Zahlen des Energiewirtschaftsverbands BDEW rund 44,5 Prozent des Erdgases aus Norwegen eingeführt. An zweiter Stelle folgen die Niederlande mit rund 26,2 Prozent. Weitere 22 Prozent kamen aus Belgien. Über die neuen Flüssiggasterminals, vor allem in Wilhelmshaven, strömten sieben Prozent in die Bundesrepublik. Eigene Gasförderung trug zu 3,7 Prozent bei. Erdöl kam nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vor allem aus Norwegen (19 Prozent), den USA (16,5 Prozent) und Großbritannien (12,4 Prozent). Russland spielt keine Rolle mehr.
Wie sicher sind Gas- und Ölversorgung?
Derzeit sind die deutschen Gasspeicher nach Angaben der Bundesnetzagentur zu 96 Prozent gefüllt. Gesetzlich vorgeschrieben waren Ende September 85 Prozent. Ob das Gas reicht, richtet sich vor allem nach den Temperaturen in diesem Winter. Der Verband der Speicherbetreiber erwartet, dass die Gasmenge bei milden Temperaturen reichen wird.
Sollte es kalt werden, wird im Januar, Februar und März wohl Gas in Deutschland fehlen, weil nicht genug eingeführt werden kann. Sparen wäre nötig. Die Bundesregierung hat deshalb gerade wieder zugelassen, im Ausnahmefall Kohle- statt Gaskraftwerke zu nutzen, um Strom zu erzeugen. „Die Rohölversorgung Deutschlands und damit auch die Heizölversorgung ist gesichert – auch über den gesamten kommenden Winter und das kommende Frühjahr 2024 hinweg“, heißt es beim Wirtschaftsverband Fuels und Energie.
Wie teuer wird Heizen in diesem Winter?
Generell sind die Energiepreise im Vergleich zum Krisenjahr 2022 deutlich gefallen. Der aktuelle Gaspreis für Neukunden liegt nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox für Kunden mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bei 8,86 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht einer Jahresrechnung von 1600 Euro. Vor einem Jahr mussten Neukunden das Fünffache bezahlen.
Beim Heizöl sieht es schlechter aus. Mit im Schnitt 110 Euro pro 100 Liter berechnen die Händler zwar deutlich weniger als die fast 170 Euro vor einem Jahr, doch der Rohölpreis steigt derzeit auf den Weltmärkten, was sich auch auf den Preis für Heizöl auswirken kann. Zum 1. Januar erhöht sich zudem der CO2-Preis um gut drei Cent je Liter. Die Preise für Holzpellets fallen noch. Pro Tonne verlangte der Handel vor einem Jahr knapp 750 Euro. Aktuell liegt der Preis nach Angaben des Vergleichsportals Heizpellets24 bei 346 Euro.
Lohnt sich jetzt noch ein Wechsel des Gasanbieters?
Das kann der Fall sein. Kunden sollten einen Blick ins Kleingedruckte ihrer Verträge werfen. Ist der Preis zu hoch, kommt ein Wechsel in Frage. Es gibt einen Unterschied zwischen den Verträgen, die vor dem 1. März 2022 abgeschlossen wurden und denen danach. Zu diesem Zeitpunkt trat das Gesetz für faire Verbraucherverträge in Kraft. Vor dem Stichtag abgeschlossene Verträge dürfen sich automatisch jeweils um ein Jahr verlängern.
Diese Kunden sollten, wenn ihr Gaspreis zu hoch ist, schauen, wann der nächste Kündigungstermin ansteht und sich um einen günstigeren Tarif bei einem anderen Anbieter bemühen. Bei einem Vertragsabschluss nach dem 1. März 2022 beträgt die Kündigungsfrist maximal vier Wochen. „Es gibt viele Angebote unter der Preisbremse“, sagt Marion Weitemeier, Energieexpertin der Stiftung Warentest.
Gelten die Energiepreisbremsen noch?
Die Regelungen gelten voraussichtlich noch bis März 2024, sind durch die rückläufige Preisentwicklung aber teilweise überflüssig geworden. Aktuell kostet die Energie oft weniger, als der Preisdeckel vorsieht. Die Preisbremse begrenzt die Kosten eines Teils des Verbrauchs auf 40 Cent beim Strom und zwölf Cent beim Gas, jeweils pro Kilowattstunde. Die Umsatzsteuer auf Gas ist eigentlich bis April 2024 auf sieben Prozent gesenkt. Doch Finanzminister Christian Lindner (FDP) will sie schon zum 1. Januar 2024 wieder auf 19 Prozent anheben. Dann drohen Gaskunden im Januar Preissteigerungen.
Gibt es die Härtefallregelung noch?
Die Härtefallregel bezog sich nur auf 2022. Doch davon können einige Betroffene vielleicht noch heute profitieren. Denn die Brennstoffhilfen können noch bis zum 20. Oktober beantragt werden. Bis zu 2000 Euro gibt es für Berechtigte, wenn sie für Heizöl, Pellet, Koks/Kohle oder Flüssiggas im vergangenen Jahr mehr als das Doppelte des Durchschnittspreises von 2021 bezahlen mussten.
Wie lässt sich einfach Heizenergie sparen?
Vor allem in älteren Gebäuden entweicht viel Wärme durch Ritzen und schlecht schließende Fenster und Türen. Sie lassen sich mit Dichtband schließen. Wichtig ist, täglich ein- oder zweimal zu lüften. Heizkörper herunterdrehen, fünf Minuten lüften, am besten Durchzug, danach Thermostate wieder aufdrehen. Ohne Lüften setzt sich Feuchtigkeit ab, dann kann sich schnell Schimmel bilden. Wer Fenster den Tag über auf Kipp lässt, vergeudet Energie, weil die Wärme entweicht. In kalten Nächten kann es helfen, Rollos, Vorhänge und Jalousien zu schließen. Sie isolieren zusätzlich.
Wer die Thermostate an der Heizung auf 20 statt auf 21 Grad einstellt, spart sechs Prozent Energie. Noch niedrigere Temperaturen sparen noch mehr. Achtung: Unter 16 Grad kann sich Schimmel bilden. Klassische Thermostate zum Drehen sind in der Regel mit Zahlen von eins bis fünf beschriftet, die die Temperaturhöhe angeben. Eins steht dabei für ungefähr zwölf Grad, dann geht es in Schritten von vier Grad aufwärts, drei entspricht 20 Grad.
Am meisten Energie lässt sich sparen, wenn die Heizung richtig eingestellt ist. Das kann zehn bis 15 Prozent weniger Energieverbrauch bedeuten. Beim hydraulischen Abgleich wird sichergestellt, dass das Wasser vom Heizkörper möglichst kalt zum Heizkessel zurückläuft. Für den Abgleich ist ein Fachmann nötig. Wer Heißwasser über die Heizungsanlage bekommt, kann die Heißwassertemperatur an der Heizung herunterregeln. Unter 60 Grad sollte die Temperatur nicht eingestellt werden, sonst können sich Legionellen ausbreiten. Im Zweifel den Fachmann fragen.
Lohnt es sich noch, eine neue Heizungsanlage einbauen zu lassen, um vom Gas oder Öl wegzukommen?
Kurzfristig wird es sehr schwer. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima schätzt, dass es etwa ein halbes Jahr dauert, bis eine jetzt bestellte Wärmepumpe auch verfügbar ist. Anfang 2023 mussten Kunden sogar bis zu einem Jahr warten. Die Hersteller produzieren mehr der Geräte, gleichzeitig hat die Nachfrage abgenommen. Grundsätzlich empfehlen die Installateure, sich Zeit zu lassen. So hat die Bundesregierung zwar das Heizungsgesetz verabschiedet, der Förderrahmen ist aber noch nicht klar. Möglicherweise verschenkt Geld, wer jetzt schnell etwas bestellt.
Welche Heizungsart ist am besten geeignet?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Wer Zugang zu Fernwärme hat, ist mit solch einem Anschluss vielleicht besser dran als mit einer Wärmepumpe. Und in mancher Region könnte eine Pelletheizung als Ersatz für die Ölheizung interessant sein – auch wenn das Heizungsgesetz Heizen mit Holz verteuert. Wer einen Gasheizung einbauen lassen will, die sich später auch mit Wasserstoff betreiben lässt, muss ohnehin warten. Solche Geräte sind im großen Umfang noch nicht verfügbar. Experten empfehlen dringend, sich beim Installateur beraten zu lassen, um teure Folgekosten etwa wegen einer falsch geplanten Wärmepumpe zu vermeiden.
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