Berlin. Kranke Seelen kosten die Wirtschaft Geld und Arbeitskräfte. Das geht in Zeiten des Fachkräftemangels so nicht, findet unser Autor.
Überforderung und Stress im Job sind häufige Gründe für eine psychische Erkrankung. Das erhöht nicht nur den Krankenstand in den Betrieben. Es ist auch ein häufiger Grund für Arbeitnehmer, frühzeitig in Rente zu gehen. Entweder ist die Krankheit so schlimm, dass sie erwerbsunfähig macht, oder sie erhöht den Wunsch, aus dem Hamsterrad so früh wie möglich herauszukommen. Das kann sich eine Wirtschaft, die absehbar an einem eklatanten Mangel an Arbeitskräften leidet, nicht länger leisten.
Fachkräftemangel durch psychische Erkrankungen: Unternehmen müssen umdenken
Gesundheitlich verträgliche Arbeitsbedingungen sind daher ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel. Es geht dabei nicht um die Frage, ob Arbeit schuld ist an Erkrankungen und Betriebe das Wohl ihrer Beschäftigten zu wenig im Blick haben. Es ist im Eigeninteresse der Unternehmen, aber auch der Gesellschaft insgesamt, dass Menschen länger gesund, leistungsfähig und -willig bleiben. Prävention ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Das mag manchen Menschen übertrieben erscheinen. Schließlich ist es zunächst jedermanns eigene Verantwortung, sich um ein gesundes Leben zu kümmern. Doch angesichts der finanziellen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft stellt sich die Sicht anders da. So fordern auch Rentenexperten eine verstärkte Prävention, weil damit die Kosten des Systems gesenkt werden können. Dazu belasten die Behandlungskosten die Gemeinschaft der Krankenversicherten, also alle Generationen im Erwerbsalter.
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Psychische Erkrankungen: Der Fortschritt reicht noch nicht
Diese Erkenntnisse sind nicht neu, und es hat sich auch schon viel im Umgang mit psychischen Erkrankungen verbessert. Sie werden schneller erkannt und häufiger behandelt. Wie groß der Fortschritt trotzdem schon ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Da wurde Männern und Frauen in einer depressiven Phase schnell mal vorgeworfen, sie seien überempfindlich oder hypersensibel. Krankheitssymptome wie Angstzustände mit Alkohol und Beruhigungsmitteln zu übertünchen, statt wie bei jeder einfachen Infektion die Ursachen zu bekämpfen, das hat sich geändert. Aber es sind eben immer noch zu viele, die darunter leiden müssen, obwohl ein paar Veränderungen, zum Beispiel am Arbeitsplatz, dies oft verhindern könnten.